KKH will von Überstunden runter

St Ingbert · Die Arbeitsbelastung in Krankenhäusern, gerade in der Pflege, ist hoch. Das bestätigt auch die St. Ingberter Klinik. Um Überstunden abzubauen, schickt sie Personal in Freizeitausgleich. Die Gewerkschaft Verdi kritisiert das Vorgehen: Überstunden müssten bezahlt werden.

 Am Kreiskrankenhaus St. Ingbert wird über Lösungen der Überstunden-Problematik diskutiert. Foto: Kerstin Keller

Am Kreiskrankenhaus St. Ingbert wird über Lösungen der Überstunden-Problematik diskutiert. Foto: Kerstin Keller

Foto: Kerstin Keller

Das Kreiskrankenhaus St. Ingbert (kurz KKH) will runter vom Überstundenberg. Doch wie dies zu aller Zufriedenheit geschehen kann, scheint noch umstritten. Ein Fallbeispiel: Eine langjährige Mitarbeiterin erfährt nach ihrem Urlaub von der Pflegedirektorin, sie könne bis Jahresende daheim bleiben.

Die Teilzeitkraft stimmt zunächst zu. Aber dann wird das "Zwangsfrei" erneut verlängert, um auf einen Schlag das Überstundenkonto auf Null zu bringen. Damit ist die Frau nicht einverstanden. Schließlich könnten die Stunden ja auch ausgezahlt werden. Außerdem würde sie bei einer langen arbeitsfreien Zeit gerne ein Wörtchen mitreden wollen, wann sie daheim bleiben könne. Beide Seiten kamen im Gespräch zu einer gütlichen Einigung, sagte das Klinikum. Dort heißt es, die neue Pflegedienstleitung, seit August im Amt, wolle überbordenden Überstunden entgegentreten. Personalleiter Uwe Kunz: "Wir versuchen im Unternehmen, solche Dinge im Dialog zu regeln. Die Mitarbeiter nehmen das positiv auf." Konkrete Zahlen zum Umfang der Überstunden gibt er nicht: "Wir in St. Ingbert haben nicht mehr und nicht weniger Überstunden als andere Häuser auch." Auch der Betriebsratsvorsitzende Thorsten Niebergall nennt keine Zahlen, bestätigt aber ein großes Volumen. Er halte den Abbau persönlich für richtig und finde einen Freizeitausgleich auch besser als Bezahlung.

Wenn Mitarbeiter in freie Tage geschickt werden, sollte dies aber nicht zu Lasten derer gehen, die dann gerade auf Station sind, betont Personalleiter Kunz. Das KKH habe in den vergangenen Monaten zusätzliches qualifiziertes Pflegepersonal eingestellt. Mit mehr Personal, einer optimierten Dienstplangestaltung und Änderungen im Arbeitsablauf wolle man eine weitere Belastung der Mitarbeiter vermeiden.

Kritisch betrachtet die Situation im St. Ingberter Krankenhaus Michael Quetting. Der Verdi-Gewerkschaftssekretär: "Überstunden müssen monatlich ausgezahlt werden. So wie es jetzt läuft, erhält das Krankenhaus ein zinsloses Darlehen seiner Mitarbeiter." Das Bundesarbeitsgericht habe im vergangenen Jahr die Gewerkschafts-Auffassung bestätigt. Quetting bezeichnet die Handhabung als Skandal, fast von allen Krankenhäusern gleichermaßen gehandhabt.

Es bedürfe auch im Fall des Kreiskrankenhauses einer "sauberen Regelung", wie sie auf der jüngsten Betriebsversammlung auch eingefordert worden sei. Die hohe Belastung der Mitarbeiter in Krankenhäusern ist in den vergangenen Monaten vielfach thematisiert worden. Arbeitgeber und Gewerkschaften ziehen dabei in diesem Punkt an einem Strang, weil sie ein Finanzierungsproblem der Gesundheitshäuser ausmachen, das auf Bundesebene gelöst werden müsse. Auch Kreiskrankenhaus-Geschäftsführer Wolfgang Steil vertritt die Einschätzung, das Personal arbeite am Limit (die SZ berichtete), die Kliniken bräuchten schlichtweg mehr Geld, um Kostensteigerungen auszugleichen.

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