Krchenchöre in der Corona-Krise Kontakt unter den Sängern wird sehr vermisst

St. Ingbert · Die Chorleiter von Chorklang Cäcilia und der Evangelischen Kantorei beschreiben Schwierigkeiten in der probenlosen Zeit.

 Christian von Blohn und Carina Brunk, hier in der Kirche St. Hildegard, erleben derzeit Schwierigkeiten wegen der Corona-Krise.

Christian von Blohn und Carina Brunk, hier in der Kirche St. Hildegard, erleben derzeit Schwierigkeiten wegen der Corona-Krise.

Foto: Stefan Bohlander

„Die Chorprobe ist für manche der Höhepunkt der Woche“, sagt Carina Brunk. Christian von Blohn stimmt ihr zu: „Man darf gerade den sozialen Austausch nicht vergessen.“ Sie ist Leiterin der Evangelischen Kantorei St. Ingbert, er leitet den Chorklang Cäcilia. Beide eint die Trauer um nicht mehr stattfindende Proben und Konzerte. Derzeit kommen etwa 45 Stimmen der Kantorei nicht zu Gehör, ebenso wie rund 60 beim Chorklang.

Alle Proben und Auftritte fielen der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Kontaktbeschränkungen zum Opfer. So etwa das Konzert der Kantorei am 21. Juni mit Mozarts „Großer Messe in c-Moll“. Auf die Auftritte bezogen, die Christian von Blohn seit Mitte März bereits absagen musste, sagt er bedauernd: „Ich zähle schon gar nicht mehr.“ Der Berufskirchenmusiker leitet auch das Collegium Vocale Blieskastel mit ebenfalls nochmal rund 60 Stimmen.

Seit also die Proben vorerst Geschichte sind und es keinen privaten Austausch mehr gibt, versucht man trotzdem, Kontakte aufrechtzuerhalten. Carina Brunk beispielsweise, indem sie regelmäßig Mails an die Mitglieder ihres Chores verschickt – zumindest an die, die einen Zugang zum Internet haben. Denn wie in vielen anderen Vereinen liege auch bei Kirchenchören die Altersstruktur hoch. Was auch zu einem weiteren Problem führen könnte, sollten die Auflagen für Zusammenkünfte weiter gelockert werden. Kommen dann noch alle Sängerinnen und Sänger, von denen ja einige zur Risikogruppe gehören? „Die Angst ist schon ein bisschen da“, dass einige fernbleiben, gibt sie unumwunden zu.

Bei Carina Brunk kommt noch dazu, dass sie freiberufliche Musikpädagogin ist – neben dem Wegfall der Chorproben sind also auch alle weiteren Aufträge weggebrochen. „Ich bin völlig im luftleeren Raum“, sagt sie. Trotzdem möchte sie positiv in die Zukunft blicken und versucht auch, neue Wege zu gehen. Durch Dienste wie Zoom oder Skype kann man auch online Proben vereinbaren. Das sei aber schon eine ganz andere Arbeitsweise, wie sie erzählt. Denn da müsse man sich vor allem auf die Stimmbildung der einzelnen Sängerin konzentrieren.

„Wegen der Latenz“, wie Christian von Blohm erläutert. Das ist die Verzögerung, mit der die Akustik übertragen wird. Dinge wie die Arbeit an der Vokalfärbung seien in der physischen Probe kein Problem, wegen der Online-Verzögerung jedoch schwer umzusetzen. Beide heben dennoch hervor, dass man sich so immerhin mal wieder sehen kann. Aber Beide sagen auch übereinstimmend: „Es ist kein Ersatz für die Chorprobe.“ Gerade die Laiensänger bräuchten die physische Gemeinschaft oder auch die gemütliche Runde, in der man danach noch zusammensitzt. Manch einer, der nicht professionell singt, werde gar in der Gemeinschaft erst zu Höchstleistungen angespornt.

So hofft man nun auf weitere Lockerungen, was die Kontaktbeschränkungen angeht, Gottesdienste unter Auflagen sind ja bereits erlaubt. Leichter werde es aber dadurch nicht, dass nicht nur zwischen Bund und den Ländern einiges unterschiedlich geregelt ist, sondern auch die beiden Kirchen manches unterschiedlich regeln. Auf jeden Fall könne man Proben ja eventuell so umsetzen, dass die Anzahl der Stimmen beispielsweise geviertelt wird und man zumindest so in kleineren Gruppen wieder singe könnte. Eventuell könne man dann sogar noch ein Alternativprogramm anbieten, mit dem Auftritt eines Kammerchors zum Beispiel.

Auf jeden Fall sind die beiden Chorleiter gespannt, wie es weitergeht: Denn im Spätherbst, am Samstag, 14. November, ist ein gemeinsames Konzert in der Kirche St. Hildegard geplant. Dabei sollen das „Requiem“ von Mozart und „Wachet auf und ruft uns die Stimme“ von Johann Sebastian Bach dargeboten werden. Dazu sind noch 15 Projektsänger und 40 Orchestermusiker der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern im Einsatz.

„Das ist schon ein logistischer Aufwand“, sagt Christian von Blohn. Das Projekt sei spannend, da der eine – Mozart – eher in der evangelischen Chormusik und der andere – Bach – im katholischen Spektrum zu Hause sei. Doch durch diese Art der Ökumene wolle man auch eine Art Zeichen setzen: Gemeinschaftlich lebt es sich besser.

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