Kinowerkstatt stellt einen besonderen Regisseur vor

St. Ingbert. Die Kinowerkstatt St. Ingbert stellt im erfahrungsgemäß zuschauerarmen Monat Juni einen besonderen Regisseur vor. Er wurde im vergangenen Jahr für seinen Film "Das Turiner Pferd" mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet: Béla Tarr. Es gibt das zeitgenössische Kino und es gibt Béla Tarr, der sich mehr und mehr von diesem entfernt

St. Ingbert. Die Kinowerkstatt St. Ingbert stellt im erfahrungsgemäß zuschauerarmen Monat Juni einen besonderen Regisseur vor. Er wurde im vergangenen Jahr für seinen Film "Das Turiner Pferd" mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet: Béla Tarr. Es gibt das zeitgenössische Kino und es gibt Béla Tarr, der sich mehr und mehr von diesem entfernt. Béla Tarr ist so etwas wie eine Insel, der Wächter eines Kinos im Sinne der Apokalypse, eines absolut einzigartigen Kinos. Die Kinowerkstatt zeigt seinen ersten Film "Verdammnis" (Ungarn 1988) mit Miklós B. Székely; Vali Kerekes; Gyula Pauer, Drehbuch: László Krasnahorkai (110 Min.) am Freitag, 8. Juni, um 19 Uhr, sowie am Sonntag, 10. Juni, um 20 Uhr.Die Handlung: Karrer, ein langjähriger Outsider, verbringt seine Zeit mit ziellosen Streifzügen durch ewig verregnete Straßen, um dann allabendlich in seiner Stammkneipe zu landen. Dort begegnet er einer Diseuse, die sein Leben völlig durcheinander bringt. Um ihr näher zu kommen, überredet er mit Hilfe des Kneipenwirts Willarsky ihren Mann zu einer mehrtägigen Schmuggelfahrt. Zwischen diesen vier Menschen entsteht eine komplizierte Verflechtung unterschiedlicher Interessen, Emotionen und Abhängigkeiten.

Es kommt zu einem Kampf, in dem Karrer letztlich unterliegt: Ihm bleibt nur der Sturz in die "Verdammnis". Mit diesem Film begann der Regisseur Tarr einen neuen Stil: Der düstere Film ist in schwarzweiß gedreht und enthält viele lange Einstellungen ohne Schnitt, mit denen vor allem die Atmosphäre des Ortes, die Menschen darin und die allumfassende Ausweglosigkeit beschrieben werden. Er ist auch die erste Zusammenarbeit Tarrs mit dem Autor László Krasznahorkai, der am Drehbuch, welches auf einer seiner Erzählungen basiert, mitwirkte. "Verdammnis" war einer der Lieblingsfilme von Susan Sontag.

Noch einmal ist in der Kinowerkstatt der Film "Das Turiner Pferd" von Regisseur Béla Tarr zu sehen. "The Turin Horse", ist ein Film mit wenigen, einfachen Einstellungen und einer tiefen Finsternis, ist auch der klarste und eindeutigste Film von Béla Tarr. "Das Turiner Pferd" (Ungarn / Frankreich / Deutschland / Schweiz 2011) mit János Derzsi, Erika Bók, Mihály Kormos (Länge: 146 min.) läuft am heutigen Freitag, 8. Juni, um 21.45 Uhr, sowie am Montag, 11. Juni, um 20 Uhr.

1889. Der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche wird auf einer Turin-Reise Zeuge, wie ein widerwilliges Pferd auf offener Straße windelweich geprügelt wird. Daraufhin wirft er sich weinend an dessen Hals. Wenige Wochen nach diesem Vorfall wird bei ihm eine schwere psychische Erkrankung diagnostiziert. So lebt er zehn Jahre bis zu seinem Tod sprachlos und ans Bett gefesselt unter der Obhut seiner Mutter und Schwestern. "Das Turiner Pferd" folgt der Frage, was mit dem Pferd geschehen ist: Béla Tarr erzählt die fiktive Geschichte des Kutschers (János Derzsi), seiner Tochter (Erika Bók) und ihres Pferdes. Der Kutscher ist ein Landwirt, der sich mit dem Pferdefuhrwerk über Wasser hält. Die Tochter führt den Haushalt. Das Leben ist hart, das Pferd alt und krank. Es kann die harte Arbeit nicht länger erledigen, auch wenn es die Befehle noch so gern befolgen möchte. Es will nur noch in Ruhe sterben. red

kinowerkstatt.de

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