Kinowerkstatt Mit den „Toten Hosen“ auf Tournee

St. Ingbert · Das Programm der Kinowerkstatt: Eine Endzeit-Fiktion, soziale Mönche und „Das schönste Mädchen der Welt“.

 Szene aus „Von Menschen und Göttern“: Die Mönche versorgen bis zu 100 Kranke am Tag in ihrer Krankenstation.

Szene aus „Von Menschen und Göttern“: Die Mönche versorgen bis zu 100 Kranke am Tag in ihrer Krankenstation.

Foto: NFP Home/NFP

Von Magie lebt der einzige deutsche Cannes-Beitrag des Jahres 2018: Der Endzeitparadies-Film „In My Room“ (Deutschland, Italien 2018) von Ulrich Köhler mit Hans Löw, Elena Radonicich, Michael Wittenborn, Ruth Bickelhaupt und Emma Bading, ist in der Kinowerkstatt in der Pfarrgasse in St. Ingbert zu sehen am Freitag, 12. April, und am Sonntag, 14. April, jeweils um 20 Uhr. Köhlers Film hatte es nur in die Nebenreihe „Un certain Regard“ von Cannes geschafft. Wäre er im Wettbewerb gelaufen, hätte man ihn zweifellos zu den Favoriten zählen müssen. Denn Köhlers Geschichte hat das, was so vielen anderen fehlt: Sie ist zwingend, überraschend und unberechenbar. Noch nie ist unsere Spezies so unaufgeregt verschwunden wie in diesem Film: keine atomare Katastrophe, keine Seuche, kein Angriff von Außerirdischen. Eines Morgens sind die Menschen einfach weg. Es ist die auf den ersten Blick einfache Geschichte des buchstäblich letzten Menschen in unserer modernen Welt.

Die Hauptfigur Armin (Hans Löw) ist ein unglücklicher Medienarbeiter aus Berlin, der in seine ostwestfälische Heimat zurückkehrt, um seine sterbende Großmutter noch einmal zu sehen. Und dann sind plötzlich die Menschen verschwunden, alle außer Armin, alles bleibt stehen und liegen. Stell dir vor, du gehst raus und die Menschen sind weg. „Wer bin ich, wenn es die anderen nicht mehr gibt?“, fragt sich Armin, als er morgens aufwacht und feststellt, er ist der letzte Mensch auf der Erde. Plötzlich ist die Tankstelle, in der gestern noch Bier gekauft wurde, verwaist, auf der Straße liegen Mopeds herum, Autos hängen in den Leitplanken, ein Partyboot dümpelt auf dem Fluss und in der Ferne bellen Hunde. Die Tiere sind noch da, die Dinge auch, keine Apokalypse, es geschah einfach so. Der Rest der Menschheit ist verschwunden, und die Natur holt sich die Zivilisation zurück. Fünf Jahre später führt Armin ein Eremitendasein mit selbst gebautem Haus, Wasserkraftgenerator, Kartoffelfeld, einem Pferd und Haustieren. Und Armin wird doch noch (soweit man das beurteilen kann) glücklich. Eine Frau taucht auf: Kirsi (Elena Radonicich). Die Menschheitsgeschichte kann also von vorn beginnen. Oder nicht?

So lieben die Fans die Band: In der Doku „Weil du nur einmal lebst - Die Toten Hosen auf Tour“, für die Cordula Kablitz-Post die Gruppe auf ihrer 2017/2018-Tour durch Deutschland, die Schweiz und Argentinien begleitete, kommen „die Hosen“ noch immer so rüber, wie sie sich ihren Anhängern über die Jahre auf großen wie kleinen Bühnen und in unzähligen Interviews präsentiert haben: bodenständig, immer bereit und ganz bestimmt nicht perfekt. Die Offenheit „der Hosen“ ist immer sympathisch und manchmal saulustig. „Weil du nur einmal lebst“ (Deutschland 2018) von Cordula Kablitz-Post mit Campino, Kuddel, Breiti, Andi, Vom Ritchie ist weniger ein Film über, als ein Film von den „Toten Hosen“ und begleitet die Band 2018 auf ihrer Rekordtournee „Laune der Natour“. Zu sehen ist der Film am Samstag, 13. April, um 20 Uhr und am Montag, 15. April, ab 20.15 Uhr.

Der zweite Sonntag im Monat ist in der Kinowerkstatt „jour fixe“ des Films in französischer Sprache (mit deutschen UIntertiteln). Am Sonntag, 14. April um 11 Uhr (Wiederholung am Montag, 15. April, um 18 Uhr) läuft „Des hommes et des dieux / Von Menschen und Göttern“ (2010) von Xavier Beauvois, mit Lambert Wilson, bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet. Im Kloster Notre-Dame de l’Atlas in Tibhirine im algerischen Atlas-Gebirge leben neun Trappisten-Mönche in Nachbarschaft mit der vorwiegend muslimischen Bevölkerung. Die Dorfbewohner konsultieren den Arzt, Bruder Luc, oder lassen sich von den Mönchen beim Verkehr mit den Behörden helfen. Als radikale Islamisten alle Ausländer auffordern, das Land zu verlassen und bald eine Gruppe kroatischer Arbeiter niedermetzeln, stellt sich für die Mönche die Frage, ob sie bleiben oder gehen sollen. Den Vorschlag der Behörden, das Kloster militärisch bewachen zu lassen, lehnen sie ab. Am Weihnachtstag tauchen islamistische Kämpfer auf und verlangen, dass ihr verletzter Kamerad medizinische Versorgung erhält, die ihm die Mönche geben. Sie ziehen wieder ab. Nach wenigen Tagen erscheinen sie wieder.

 Eine Szene des Films „Weil du nur einmal lebst - Die Toten Hosen auf Tour“.

Eine Szene des Films „Weil du nur einmal lebst - Die Toten Hosen auf Tour“.

Foto: dpa/Bastian Bochinski

Im Familienkino am Sonntag, 14. April, um 16 Uhr ist noch einmal „Das schönste Mädchen der Welt“ von Aron Lehmann zu sehen. Frei nach dem Klassiker Cyrano der Bergerac, der von dem unter einer ausgeprägten Nase leidenden Dichter des 17. Jahrhunderts erzählt, hat Aron Lehmann mit „Das schönste Mädchen der Welt“ die Geschichte in die Jetzt- Zeit einer pubertierenden Jugendszene gelungen umgesetzt.

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