Kinder bauen Holz-Schulbänke

St Ingbert · Der neueste Streich vom „Waldpädagogen“ Bodo Marschall heißt „Vom Baumsamen zur Schulbank“. Im Wald bei Schüren sorgten die Sechs- bis Achtjährigen aus der Montessori-Grundschule für den Rohstoff. Bis zum Schuljahresende sollen dann in der Hasenfelsschule in Oberwürzbach die neue Sitzmöbel selbst gebaut sein.

 Zuerst versuchten die Kinder mit Seilen die selbst gefällten Bäume aus dem Wald zu ziehen. Froh waren sie dann zu sehen, dass es Maschinen gibt, die das schneller erledigen. Foto: Cornelia Jung

Zuerst versuchten die Kinder mit Seilen die selbst gefällten Bäume aus dem Wald zu ziehen. Froh waren sie dann zu sehen, dass es Maschinen gibt, die das schneller erledigen. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

. Bodo Marschall ist immer für eine Überraschung gut. Ob ein Rekordversuch mit einem Riesenschwenker, die Anlage eines naturnahen Spielplatzes oder ein Schulprojekt, bei dem Kinder aus unbehandelten Baumstämmen ihre eigenen Bauklötze herstellten, all dies dient einem Zweck. Die zum Teil öffentlichkeitswirksamen Aktionen sollen das Bewusstsein dafür zu schärfen, was der Wald wert ist und was man mit von ihm "hervorgebrachten" Rohstoffen alles machen kann.

Nun war der Förster dieser Tage wieder mit Schülern der Montessori-Schule Oberwürzbach in einem Waldgebiet bei Schüren unterwegs, diesmal unter dem Motto "Vom Baumsamen zur Schulbank". Unter der Anleitung von zwei Waldarbeitern, die von ihren kleinen Helfern unter dem Aspekt des sicheren Arbeitens auch angezogen wurden, durften die Sechs- bis Achtjährigen beim Fällen von sechs Douglasien helfen. Mit echten, also "scharfem" Werkzeugen wie Sägen und Schäleisen, wurden die Stämme entastet und entrindet. Spannend war es für die jungen Bau(m)arbeiter zu sehen, dass unter der Rinde Saft hervorquoll, der beim Verkosten süß schmeckte. Bei dieser Gelegenheit erzählte Bodo Marschall die Geschichte vom Buchenblatt Meckerlieschen, das die Sonnenstrahlen einfängt, und Karl dem Kobold, der als Wurzelmännchen mit einem "Baumaufzug"den süßen Lebenssaft im Stamm nach oben transportiert.

Holz wird gerückt

Damit später aus den gekürzten Stämmen auch Schulbänke und -tische für das Freiluftklassenzimmer gebaut werden können, müssen sie aus dem Wald geschafft werden. Am Rücken, wie dies in der Waldarbeitersprache heißt, versuchten sich die Kinder selbst, indem Seile um das Holz geschlungen wurden, an denen sie mit vereinten Kräften zogen. Sie kamen mächtig ins Schwitzen und bekamen eine Vorstellung davon, wie schwer die Arbeit im Wald ist. An diesem Punkt kam eine Maschine ins Spiel, die die Rückearbeit übernahm und den Kindern vor Augen führte, wie kräftesparend der Einsatz von Technik sein kann. Die 20 Kinder der Lerngruppe 2 waren voller Eifer dabei. "Auch für mich ist das beeindruckend und die Kinder sind begeistert", so Lehrerin Hanna Bettinger, "die haben heute geschafft wie die Wilden." Marschall spricht angetan von diesem Projekt: "Das ist genial und hier lernen die Kinder, dass der Wald zu mehr da ist als nur zu Erholungszwecken." Nach diesem arbeitsreichen und intensiven Walderlebnis kommt nach dem Transport des Holzes nach Oberwürzbach in einigen Tagen der zweite Streich - das Bauen der Sitzgelegenheiten. Und spätestens am Ende dieses Schuljahres werden sich die Schüler nach getaner Arbeit im selbst angelegten Schulgarten auf ihren eigenhändig "beschafften" Sitzmöbeln ausruhen können.

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