Kammermusik in Garage und Wohnzimmer

St Ingbert · 40 junge Musiker arbeiten derzeit im Workshop der St. Ingberter Konzertpianistin Barbara Barthruff in verschiedenen Ensembles an zahlreichen Stücken von Klassik bis Moderne. Die SZ hat sie beim Proben besucht.

 Barbara Barthruff (rechts) mit ihrem diesjährigen Kammermusik-Kurs. Foto: Jasmin Zinßmeister

Barbara Barthruff (rechts) mit ihrem diesjährigen Kammermusik-Kurs. Foto: Jasmin Zinßmeister

Foto: Jasmin Zinßmeister

Die angenehmen Klänge von Querflöten und Geigen locken in das Haus der Musikerfamilie Barthruff, die ihre Privaträume für den einwöchigen Kammermusikkurs zur Verfügung stellen. Von Garten bis Garage und Wohnzimmer: überall wird geprobt, gespielt und gebastelt. Kinder- und Jugendliche aus dem ganzen Saarland, im Alter von acht bis 18 Jahren, musizieren in der letzten Schulwoche gemeinsam mit Klavier und Querflöte , Geige, Cello, Bratsche, Klarinette und Trompete. Die Atmosphäre ist familiär, die Stimmung bei den Kindern ausgelassen. "So und nun die acht Querflöten", Barbara Barthruff schart ihre Schützlinge um den Flügel. Es geht fetzig zu, das Oktett beweist die Vielseitigkeit der Kammermusik mit einem modernen, quirligen Stück von Thomas Hamori, das den Kindern und der Dozentin sichtlich Spaß macht. "Mich begeistert immer wieder wie man durch professionelle Arbeit heranwachsende junge Menschen zur eigenen Höchstleistung bringen kann und ihnen somit nicht nur für die Musik, sondern für das ganze Leben etwas mitgibt."

Die Musikpädagogin organisiert den Kurs bereits seit 13 Jahren. Vor den Sommerferien wird dann jeden Tag von 14 Uhr bis 20 Uhr in verschiedenen Räumen unter professioneller Anleitung geprobt. "Es ist wichtig für einen Musiker , dass er nicht nur als Solist arbeitet, sondern dass sich die Kinder auch soziale Kompetenzen aneignen", so Roland Barthruff, der seine Frau jedes Jahr tatkräftig unterstützt. Bis Mai konnten sich die Teilnehmer anmelden und üben seitdem schon intensiv für den Workshop und den Höhepunkt, dem Abschlusskonzert in der Christuskirche, in dem das Einstudierte zum Besten gegeben wird. Die Stücke wählen die Musiker entsprechend ihrem Niveau selbst aus.

"Die Kinder sind jedes Jahr begeistert. Manche kommen auch schon viel früher oder bleiben bis zum Schluss, da sie hier auch ihre Spielkameraden treffen", erzählt Roland Barthruff. In der Garage ist für den Nachwuchs, der zwischen den Proben Wartezeiten hat, Betreuerin Dagmar Fretter zum Basteln, Malen oder einfach mit einem offen Ohr da. Während sich Barbara Barthruff vorwiegend um die Flöten- und Klavierschüler kümmert, ist Gastdozentin Undine Hofmann in der oberen Etage mit den Violinen beschäftigt.

Für die ganz Kleinen (ab sechs Jahren) und andere Interessierte gibt es einen Trommelkurs mit der erfahrenen Gastdozentin Karina Bauer. Insgesamt stellt Familie Barthruff vier Unterrichtsräume zur Verfügung, sodass auch unabhängig von den Ensembles individuell mit den Lehrern geübt werden kann. Zwischendurch zieht es die Kinder immer wieder in den Garten, wo sie toben dürfen und frisches Obst, Gemüse und leckerer Kuchen auf sie wartet. Den Aufwand betreibt die Gastgeberin gerne: "Das Herzblut, das man in ein solches Projekt steckt, kommt durch die Dankbarkeit der Kinder zigmal zurück." Es wird viel gelacht, und Freundschaften entstehen, die später oft in einer musikalischen Zusammenarbeit münden. Denn zusammen spielen ist am Schönsten, da sind sich die Kinder einig. Deswegen gibt es neben den festen Ensembles beim Workshop sowie beim Abschlusskonzert auch ein Orchesterspiel, in dem alle Instrumente und der Chor mit den Kleinen vertreten sind. Der Kurs ist gelungen. Das sieht man den Kindern an, die abends müde, aber freudestrahlend von ihren Eltern abgeholt werden.

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