Kaltstart auf der Naturbühne

Gräfinthal · Zur Premiere von „Dornröschen“ lag noch brütende Hitze über der Naturbühne Gräfinthal. Jetzt lief die erste Vorstellung des Abendprogramms. Doch nicht nur das Stück ,,Arsen und Spitzenhäubchen" sorgte für Gänsehaut.

 Szene auf den Naturbühne mit Jonathan „Jonny“ Brewster (Markus Filgraff), Ellen Harper (Kristina Plitt) und Dr. Einstein (Ralf Dellmuth, von links). Foto: Jörg Martin

Szene auf den Naturbühne mit Jonathan „Jonny“ Brewster (Markus Filgraff), Ellen Harper (Kristina Plitt) und Dr. Einstein (Ralf Dellmuth, von links). Foto: Jörg Martin

Foto: Jörg Martin

. Theaterstücke auf Freilichtbühnen können - vor allem an kalten Sommerabenden - zu einer enormen Herausforderung werden. Die Macher der Gräfinthaler Naturbühne fiebern der Premiere des Erwachsenenstückes meist doppelt entgegen. Zum einen wegen des Lampenfiebers und zum anderen wegen der Laune von Petrus. Bei der Premiere von "Arsen und Spitzenhäubchen" nach Joseph Kesselring am Freitagabend waren wieder einmal Decken, Winterjacken und Schal Pflicht. Manch einer im Publikum hatte zudem ein Spitzenhäubchen angezogen und sich einen Sekt genehmigt.

Das Glas musste er festhalten. Auch dann, wenn auf der Bühne lauthals der Schlachtruf "Ahhhtaaacke!" erschallte. Teddy Brewster (Thomas Plitt) glaubt nämlich, er sei US-Präsident Teddy Roosevelt. Doch seine beiden Tanten, Abby (Christa Heinen) und Martha Brewster (Susanne Plitt), beschäftigen den irren Teddy. Sie stellen sich nach außen total brav dar und mögen zwar keine Gruselfilme, dafür mischen sie aber mit einem Heidenspaß Gift. Teddy lassen sie die Leichen im Keller verbuddeln. Eine Rolle wie für Thomas Plitt geschrieben. Das merkten auch die Zuschauer schnell und spendeten Szenenapplaus. Der denkt derweil immer noch, er baue am Panamakanal. Zwölf Leichen sind es schon. Die nächste liegt in der Kiste.

Doch Neffe Mortimer (Michael Nagel), ein Theaterkritiker, kommt den Tanten auf die Spur. Doch er hat die Rechnung ohne seinen verschollenen Bruder Jonny (Markus Fillgraff) gemacht. Ein Mörder, der in puncto Anzahl seinen Tanten in nichts nachsteht, kommt mit seinem Compagnon, dem plastischen Chirurgen Dr. Einstein (Ralf Dellmuth). Auch sie wollen eine Leiche verschwinden lassen. Eine hektische Rennerei um Tote beginnt. "Irrsinn läuft hier Amok", verzweifelt Mortimer gar und schickt seine Verlobte Ellen (Kristina Plitt) weg. Sie könne gut alleine nach Hause gehen, auch, wenn der Weg über den Friedhof führe. Und wieder Szenenapplaus. Polizist O'hara (Uwe Heinen), der eigentlich Bühnenschriftsteller ist, treibt Mortimer in den Wahnsinn. Das kann man angesichts seiner hektischen Art nachvollziehen. Doch der Ordnungshüter läuft irgendwann so unerwartet zur Höchstform auf und strapaziert die Lachmuskeln so sehr, dass die frischen Abendtemperaturen sich kaum bemerkbar machen.

Es passiert viel in dem Stück: Eine Erpressung, die Tanten geben vor, mit Teddy ins Heim zu wollen, ein weiterer Mord zeichnet sich ab, und Mortimer erfährt seine wahre Herkunft. Leutnant Roony (Edgar Bachmann) verhaftet einen Mörder. Kurzweiliger kann eine Krimikomödie nicht sein.

Weitere Termine: 5. und 6. Juli, 2., 3., 16. und 23. August.

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