Junge Musiker erkunden die Welt der Pariser Orgeln

St Ingbert · Nicht die üblichen Sehenswürdigkeiten, sondern Kirchenorgeln standen auf dem Programm einer Tagesfahrt nach Paris. Junge Orgelmusiker aus St. Ingbert hatten die Gelegenheit, mehrere Organisten zu hören und zu sehen.

 Diese jungen Orgelmusiker waren in Paris auf den Spuren besonderer Klänge. Foto: SZ/Herbert Stang

Diese jungen Orgelmusiker waren in Paris auf den Spuren besonderer Klänge. Foto: SZ/Herbert Stang

Foto: SZ/Herbert Stang

Studierende des Bischöflichen Kirchenmusikalischen Instituts St. Ingbert und weitere Interessierte haben unter Leitung von Dekanatskantor Christian von Blohn einen Tagesausflug nach Paris unternommen, um sich Klangbeispielen für die Orgelbaukunst von Aristide Cavaillé-Coll zu widmen.

Um pünktlich zum Hochamt in Notre Dame im Zentrum von Paris zu sein, musste man früh aufstehen. Dann jedoch konnten einige Reiseteilnehmer sogar mit hinauf auf die Empore, um dort Jean-Pierre Leguay kennenzulernen, der in der großen Tradition der blinden Pariser Organisten steht. Seine gemäßigt modernen, streckenweise aber auch noch spätimpressionistischen Improvisationen schlossen sich vom Hauptwerk her nahtlos an die archaischen gregorianischen Melodien an, die die Maîtrise im Chorraum zu neuem Leben erweckte. Noch beeindruckter waren die Gäste jedoch wahrscheinlich vom auswendig gespielten Bach-Es-Dur-Praeludium des blinden Künstlers. Mit der Orgel von Notre Dame, die seither allerdings starken Veränderungen unterworfen war, hatten sie gewissermaßen einen Kontakt bis zurück zum berühmten Komponisten Louis Vierne, der Anfang des letzten Jahrhunderts die Titularstelle dort innehatte.

Mit dem Instrument vertraut

20 Minuten strammer Fußmarsch, und schon war man in St. Sulpice angekommen, wo Sophie-Veronique Cauchefer-Choplin in einem kleinen Konzert improvisierte und die sonoren, raumfüllenden Klänge der Orgel brillant inszenierte und so auch ihre große Vertrautheit mit dem Instrument unter Beweis stellte. Auch hier war ein Besuch auf der Empore möglich, verbunden mit einigen Informationen zu den signifikanten Neuerungen, die Cavaillé-Coll in den Orgelbau einführte. Da der Spieltisch noch im Original erhalten ist, konnte man sich ihrem großen Vorgänger Charles-Marie Widor ganz nahe fühlen. Für viele der Reiseteilnehmer eröffnete sich in Hörnähe zu dem symphonisch disponierten Instrument, für das seine Werke gedacht waren, ein vollkommen neuer Horizont für Widors Kompositionen.

Die "Zeit zur freien Verfügung" verbrachten die Reisenden unterschiedlich: Die Sehenswürdigkeiten von Paris waren dabei ebenso interessant wie die Bis tros. Viele zog es jedoch auch in weitere Kirchen, um wenigstens die Prospekte, also die Außenansichten, weiterer berühmter Orgeln zu sehen.

Titularorganist spielt

Ein Konzert an der Orgel von St. Eustache bildete den schwer zu überbietenden Höhe- und Schlusspunkt des Tages. Der hochbetagte Titularorganist Jean Guillou , der für seine originelle Registrierkunst bekannt ist, spielte mit jugendlicher Beweglichkeit (und aus dem Gedächtnis) eine eigene Transkription von Mussorgskys "Bildern einer Ausstellung".

Da St. Eustache einen Spieltisch direkt im Kirchenschiff besitzt, trat zu der gebotenen Klangerfahrung noch das Erlebnis, den Maître beim Spielen zu beobachten - ein Konzert, das mit stehenden Ovationen endete, die sicher nicht nur den Dank für das Orgelspiel, sondern auch den Respekt vor der Lebensleistung dieses Ausnahme-Künstlers ausdrückten.

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