Vereinsjubiläum Der FC Viktoria besteht seit 110 Jahren

St. Ingbert · Der älteste Fußballverein in St. Ingbert kann auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken.

 Etwa 600 Zuschauer verfolgten 1999 im St Ingberter Betzentalstadion das Stadtderby zwischen dem FC Viktoria und der DJK (helle Trikots).

Etwa 600 Zuschauer verfolgten 1999 im St Ingberter Betzentalstadion das Stadtderby zwischen dem FC Viktoria und der DJK (helle Trikots).

Foto: hoellinger

Es hat sich alles am Donnerstag, den 19. August 1909, entwickelt. Die Fußballabteilung des TV St. Ingbert lud zur außerordentlichen Generalversammlung ein. Man wollte den entstandenen Diskrepanzen innerhalb der Abteilung begegnen. Doch die Gräben waren anscheinend zu tief geworden, sodass man sich, nach heftiger Diskussion, darauf einigte, einen völlig neuen Fußballverein zu gründen. Der FC Viktoria 09 St. Ingbert hatte Geburtstag.

Die Leitung des neuen Vereins übernahmen folgende Personen: 1. Vorsitzender Jakob Christ, 2. Vorsitzender Ludwig Kreischer, 3. Vorsitzender Josef Fichter, Kassierer Johann Meyer, Unterkassierer Georg Jene und Schriftführer Josef Karmann. Doch mit der Vereinsgründung begannen auch, für heute unvorstellbare, Schwierigkeiten.So hatte man nicht nur nationalkonservative Kreise als Gegner, auch der Adel, die Kirche und nicht zuletzt die Lehrerschaft gehörten nicht zum Kreis der Förderer des neuen Sportes. Schließlich stammte das Spiel aus England und diese Tatsache reichte alleine schon aus, um ein Vaterlandsverräter zu sein.

Dennoch, der Verein entwickelte sich nach dem Ersten Weltkrieg mit einer solchen Intensität, dass man 1919 ohne die Jugendmannschaften bereits vier bis sechs aktive Mannschaften hatte, die an der Verbandsrunde teilnahmen. Der Verein wurde zur Anlaufstelle für Fußballinteressierte in St. Ingbert. Ein neuer Platz musste auch her, denn mittlerweile war man von Becker’s Wies hinter der Brauerei, über die „Stiefeler“ Wiesen, über die Wiesen zwischen St. Ingbert und Rohrbach, und den Schlachthofplatz, auf dem „Wallerfeld“ gelandet. Eine Odyssee, die es in sich hatte. So wurde der Entschluss gefasst die Äcker im Betzental zu kaufen. Das Betzental wurde bis heute zur Heimat der Viktoria. Es wurde aber nicht nur Fußball gespielt, auch Handball, Hockey, Tennis, Ringen, Leichtathletik und sogar Schwimmen waren bei der Viktoria möglich.

Es begannen die erfolgreichen Jahre. Die Viktoria wurde zu einer festen Größe, spielte sie doch zeitweise in der höchsten deutschen Fußball-Liga. Doch mehr und mehr wurde dem Sport, insbesondere dem Fußball, der Kampf angesagt. So hoffte man beim FCV vergeblich, nach der Rückgliederung der Saar an Deutschland wieder mit jenen die Klinge zu kreuzen, mit denen man im süddeutschen Raum seit Jahren gespielt hatte. Denn im Olympia-Jahr 1936 erließ die deutsche Regierung einen für viele Sportvereine feindlichen Entschluss. In Städten wie St. Ingbert zum Beispiel durfte nur noch ein einziger sporttreibender Verein existieren..

Der neugegründete VFL St. Ingbert bedeutete für viele Vereine das vorläufige Ende. So erlebten viele Mitglieder den Zweiten Weltkrieg nicht nur als persönliche Tragödie, sondern auch ohne sportliche Heimat, denn die Liebe zum neuen VFL gab es kaum. Man musste also warten bis nach Kriegsende die Sieger wieder Fußball zuließen. Das bedeutete, dass eine Neuzulassung des FC Viktoria, alleine schon wegen des Namens, nicht am Anfang stand. Erst am 4.Februar 1949 kam die Genehmigung, allerdings nicht als FC Viktoria, sondern als 1. FC St. Ingbert, was ein Jahr Gültigkeit hatte. Erst dann hieß man wieder FC Viktoria 09 St. Ingbert.

Doch nun war man in St. Ingbert nicht mehr die Nummer eins. Der Sportverein St. Ingbert hatte bereits Fuß gefasst und war überaus erfolgreich, eine Tatsache die den Neubeginn beim FCV umso schwieriger gestalten sollte. Dennoch, wesentlich schneller als erwartet, kam die Viktoria zu einer starken Mannschaft und schaffte nach nur drei Jahren den Aufstieg in die 2. Amateurliga. Dort wurde bis heute mit wechselndem Erfolg gespielt. Seit 1970 spielt man beim FCV nur noch Fußball. 1983 erhielt der Verein mit dem Ausbau des Betzentals zu einer der schönsten Sportanlage landesweit, endgültig seinen „Ritterschlag“. Heute befindet sie die 1. Mannschaft in der Landesliga Ost wieder in einem Aufwärtstrend.

Da eine gute Jugendarbeit, nach wie vor, zu den wichtigsten Aufgaben in der Viktoria gehört, bleibt sie auch der Grundstock des Erfolges. Mit derzeit 150 Jugendlichen, gehört der Verein zu den Großen im SFV und seine Jugend-Turniere gehören zu den sportlichen Höhepunkten. Genau wie das Pfingstsportfest, das nun seit 1924 zu den Großereignissen in St. Ingbert zählt.

Dass die FCV-AH (Damen und Herren), seit nun mehr als 50 Jahren, zu der Stütze des Vereins geworden sind, erfüllt alle Mitglieder mit Stolz. Wenn sie nach getaner Vereinsarbeit, wozu auch die dritte Halbzeit zählt, ihrer Viktoria die Treue schwören, muss man das einfach glauben. Ohne sie wäre der Verein nicht das, was er derzeit ist.

 Der FC Viktoria St. Ingbert konnte sich in diesem Jahr überr die Stadtmeisterschaften der Aktiven freuen:

Der FC Viktoria St. Ingbert konnte sich in diesem Jahr überr die Stadtmeisterschaften der Aktiven freuen:

Foto: Stefan Holzhauser

Am Donnerstag, 15. August (Feiertag Maria Himmelfahrt, feiert der FC Viktoria St. Ingbert im Waldstadion Betzental sein 110-jähriges Vereinsbestehen.

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