Mit Herzblut bei der Sache Ein Kurzfilm- und Festival-Macher mit Witz

St. Ingbert · Jörn Michaely, 24, studiert an der Hochschule der Bildenden Künste Saar. Sein Kurzspielfilm „Ellen und Allen“ lief in Cannes beim Filmmarkt Festival. Und er hatte die Idee zu „Filmreif – das Bundesfestival Junger Film“ in St. Ingbert.

 Vielversprechendes und äußerst agiles Filmtalent: Jörn Michaely.

Vielversprechendes und äußerst agiles Filmtalent: Jörn Michaely.

Foto: Silvia Buss

Wenn man auf Jörn Michaelys Homepage klickt, wird einem fast schwindelig vor lauter Lorbeerkränzen. „Bester Film“, „Beste Regie“, „Publikumspreis“ – heißt es da immer abwechselnd. Zwölf Prämierungen bei nationalen und internationalen Filmwettbewerben hat der St. Ingberter schon erhalten, dabei hat er doch erst sieben Kurzfilme gedreht.

Was er auch anpackt, scheint dem 24-jährigen Filmemacher, der noch an der Hochschule der Bildenden Künste Saar studiert, zu gelingen. Im Mai lief sein jüngster Kurzspielfilm „Ellen und Allen“ sogar in Cannes, zwar nicht auf dem Festival, sondern auf dem Filmmarkt Festival, aber immerhin. Wie der schwarzhumorige Streifen über einen Jungen, der sich umbringen, und seine Schwester, die ihn davon abbringen will, ankam, weiß er aber nicht.

„Ich konnte nicht hinfahren, weil hier ja „filmreif“ kurz bevorstand“, sagt Michaely. Genau! „Filmreif - das Bundesfestival Junger Film“ in St. Ingbert - noch so ein Projekt, das der junge Mann anpackte und das auf Anhieb zum Erfolg wurde.

Warum? Nun, Michaely hatte zunächst, auch aus eigener Betroffenheit, ein Problem richtig erkannt: Es gibt viel zu wenig Möglichkeiten, Kurzfilme öffentlich aufzuführen, selbst bei den meisten Festivals fielen sie „hinten runter“, wie er sagt.

Gleichzeitig gibt es unglaublich viele junge Leute, die Kurzfilme realisieren. Oft sei das Teil ihrer Ausbildung, als Mediengestalter oder Studierende von Kunst- oder Filmhochschulen, und ihre Filme seien meist voller starker Ideen und innovativ.

Diese Beobachtung hätte jeder machen können, doch Michaely schritt eben von der Erkenntnis zur Tat. Er nahm Kontakt zum Bundesverband deutscher Filmautoren und zur Stadt St. Ingbert auf und schlug ihnen vor, die Lücke mit einem neuen Filmfestival zu schließen. Gerade ist die zweite Ausgabe des Festivals zu Ende gegangen.

„Wir hatten 6000 Besucher an vier Tagen, damit sind wir bereits nach zwei Jahren zum größten Kurzfilmfestival im Nachwuchsbereich in Deutschland geworden“, zieht Michaely strahlend Bilanz. Wie es weitergeht? Die Stadt St. Ingbert hat schon zugesagt, ihre Förderung des Festivals von 50 000 auf 150 000 Euro zu erhöhen. „Jetzt kommt der große Wendepunkt in unserem Leben“, sagt Michaely, der immer „wir“ sagt, wenn er von seinen Erfolgen spricht. Denn ob Filme oder Festivals, nichts könne man allein schaffen. Sieben junge Mitstreiter arbeiteten im Kernteam des Festivals mit, noch mal 70 kämen in der Festivalwoche hinzu. Bisher habe man alles ehrenamtlich gemacht, doch jetzt gehe es darum, ob sich das Festival professionalisieren kann. Stellt sich also die Frage, ob Michaely hauptamtlicher künstlerischer Festivalleiter von „filmreif“ wird. Mal sehen. Auf jeden Fall wird er im nächsten Jahr sein Studium abschließen. Sobald der Name seiner Professorin Sung-Hyung Cho fällt, gerät Jörn Michaely ins Schwärmen: „Was sie für den Filmnachwuchs hier leistet, ist unglaublich.“

Besonders verdienstvoll sei, was sie einem über die Ethik des Filmemachens, die Frage, wie man Filme erzählt und wie man mit Menschen umgeht, beibringe. „Sie hat mich da sehr viel weitergebracht“, lobt Michaely. Im August wird er eine Webserie drehen, erzählt er. Die Serie handle von einer WG, die einen neuen Mitbewohner suche, sie suche jemanden „Normales“, es stellten sich aber immer Kandidaten mit Superhelden-Fähigkeiten vor, die dann versuchten, das zu verheimlichen. Humor ist garantiert.

Auch in Zukunft kann sich Michaely gut vorstellen, „mehrgleisig“ zu fahren. Nur vom Filmemachen zu leben, sei sehr schwer, meint er. Die Branche sei einfach zu hart. „Ich möchte weiter Filme mit Herzblut machen und mich nicht verbiegen müssen“, bekräftigt der Jungfilmer, der daneben aber auch mit Auftragsarbeiten für das Fernsehen von Saarländischem Rundfunk und den Südwestrundfunk sein Geld verdient. Die Aussicht, dazu noch als drittes Standbein das filmreif-Festival zu leiten, gefällt ihm gut. Mit den Vorbereitungen des nächsten hat er schon begonnen.

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