Oldtimer Mit dem Hanomag zur Wurstbude

Kirkel · Jörg Erbelding gibt nach 20 Jahren den Vorsitz der Oldtimer-Freunde Kirkel-Limbach auf. Doch dem Club bleibt er treu.

 Etwa zwei Stunden am Tag schraubt Jörg Erbelding an alten Autos herum.

Etwa zwei Stunden am Tag schraubt Jörg Erbelding an alten Autos herum.

Foto: Christine Maack

Seit 20 Jahren ist Jörg Erbelding Vorsitzender der OldtimerFreunde Kirkel-Limbach. Bevor er selbst zum Oldtimer wird, hat er nun beschlossen, in diesem Jahr das Amt abzugeben: „Ich bin der Meinung, dass nach 20 Jahren mal neue Leute ran müssen, um Ideen für den Verein zu entwickeln“, betont Erbelding, „mein Nachfolger wird Helmut Serr aus Homburg.“

Nun kommt es öfter vor, dass ein Vereinsvorsitzender wechselt, aber bei den Kirkel-Limbacher Oldtimer-Freunden ist es doch etwas Besonderes, zumal Erbelding nicht nur einer der Gründerväter des Vereins ist, sondern auch eine echte Institution im Saarland, sozusagen der lebende Hanomag - oder eher der wandelnde Ford Custom - das ist einer seiner Oldtimer mit einer Erstzulassung vom 6.6.1951, der Tag, an dem auch Erbelding das Licht der Welt erblickte.

Die erste Zusammenkunft der Oltimerfreunde, so Erbelding, habe 1986 stattgefunden, als loser Zusammenschluss von Freunden alter Autos und Traktoren. Beim Turnfest-Umzug im Jahr darauf waren die Freunde dann erstmals mit einem eigenen Planwagen vertreten. 1991 erfolgte dann die Gründung als „richtiger Verein“, seit 1997 ist Erbelding Vorsitzender. In dieser Zeit ist der Verein stetig gewachsen, heute gehören 127 Familien dazu, „denn wir sind ein Familienverein“.

Die Mitglieder kommen vorwiegend aus der Saarpfalz, aber auch aus Frankreich, Rheinland-Pfalz und dem übrigen Saarland. „Man muss aber keinen Oldtimer fahren, wenn man zu uns kommen möchte“, macht Erbelding klar, „Interesse an alten Blech-Schätzchen reicht“.

Nichtsdestotrotz verzeichnet der Verein zwischen 80 und 90 alte Autos und 40 bis 50 Traktoren im Besitz von Vereinsmitgliedern. Jörg Erbelding hat in seinen besten Zeiten selbst über 20 Oldtimer und Traktoren besessen, „die Sammlung habe ich aber in den letzten Jahren deutlich reduziert“. Eines seiner Schätzchen, das er in Kanada erstanden und bisher nicht verkauft hat, ist ein Ford T von 1912, die legendäre Tin Lizzy. Es war seinerzeit das meistverkaufte Automobil der Welt. Zwischen 1908 und 1927 wurden in den Vereinigten Staaten 15 Millionen Stück gebaut. In den 2010er Jahren existierten noch etwa ein Prozent aller gefertigten Exemplare. Und eines davon steht in Limbach.

Aber Erbelding hat nicht gleich mit den großen Klassikern angefangen: „Ich habe als junger Mann einfach ältere Autos gekauft und aufgearbeitet, damals galt ja ein Auto schon mit 20 Jahren als Oldtimer, heute müssen es 30 Jahre sein.“ Heiß geliebt hat er auch einen Mercedes Pagode, ein Cabrio SL, Baujahr 1964. „Das Auto war ein Traum. In der damaligen Modefarbe Perl lackiert“, - aber er hat es verkauft, ebenso wie den ganz alten Ford N von 1904, der noch starke Ähnlichkeit mit einer Pferdekutsche aufweist.

Ältere Autos haben den Vorteil, dass man sie in sämtliche Einzelzeile zerlegen und wieder zusammenbauen kann. Die Konstruktionen sind simpel, fast alle Reparaturen können ohne Spezialwerkzeuge ausgeführt werden - was heute undenkbar ist. Ersatzteile waren früher in jedem Eisenwarenladen zu bestellen, vieles war auf Lager, was gerade in der Landwirtschaft bei den Traktoren wichtig war. Das galt auch für Erbeldings legendären Traktor Hanomag, Baujahr 1959, mit dem es sechs Oldtimerfreunde aus der Gemeinde Kirkel im Jahr 2007 geschafft haben, ohne nennenswerte Zwischenfälle die Kirkeler Partnergemeinde Mauléon und danach die Atlantik-Küste an der Ile de Normoutier zu erreichen. Die erste Reifenpanne gab‘s zwar schon hinter Assweiler, konnte an dieser Stelle aber schnell beseitigt werden.

Der Rest der Hinfahrt über Pont à Mousson, Troyes, das Loiretal und Tours verlief problemlos. Fünf Kilometer vor dem Ziel wurden die Kirkeler von einheimischen Oldtimerfreunde mit Autos und Traktoren begrüßt und fuhren in einem Konvoi in Mauléon ein. Hier war schon der halbe Ort versammelt, um die Kirkeler Traktorfahrer mit einem „Vin d‘honneur“ entsprechend zu begrüßen. In Mauléon kamen die Kirkeler bei Gastfamilien unter, die ein breit gefächertes Besuchsprogramm vorbereitet hatten. „Wir fühlten uns echt wie Gott in Frankreich“, sagte Jörg Erbelding, der die Fahrt mit organisiert hatte. Danach brachen die sechs Traktorfahrer noch zu einer kurzen Fahrt ans Meer auf, tauften den Traktor an der Ile de Noirmoutier mit Atlantikwasser und düsten dann mit 20 Kilometern pro Stunde zwei Tage und zwei Nächte ununterbrochen durch, um pünktlich zum Oldtimertreffen am Lac de Madine anzukommen. „Unser Traktor marschierte ohne Probleme“, sagte Erbelding, „lediglich auf der Heimfahrt mussten wir eine verstopfte Dieselpumpe und diverse Leitungen freireinigen“.

Kein Problem für die Oldtimerfreunde, die jedes Teil am Traktor kennen. Ein Grund, warum sie ihm vertrauen. Neben vielen Fahrten zu Turngaufesten, Oldtimer-Treffen oder Ausflugsfahrten in ganz Deutschland, war die Traktorfahrt nach Mauléon die bisher weiteste.

Doch dieser Rekord soll im Mai 2020 überboten werden, denn dann wird sich der harte Kern der Oldtimer-Freund in Richtung Portugal aufmachen. Am äußersten Westzipfelchen Europas, am Leuchtturm am Cap von Sao Vicente, steht eine deutsche Wurstbude, es gibt dort „die letzte Bratwurst vor Amerika“, eine Art Kult.

Und genau an diesen Punkt wollen die Oldtimer-Freunde mit dem altbewährten Hanomag hintuckern. Für eine Fahrt, rund 2300 Kilometer, sind drei Wochen eingeplant, „mit Planwagen“, denn nachts wird durchgefahren. Jörg Erbelding ist schon mit der Planung beschäftigt, „wir wollen hauptsächlich über kleine Straßen und Feldwege fahren, um den Straßenverkehr nicht zu stören“. 19 Kilometer pro Stunde ist die Spitzengeschwindigkeit, der Werkzeugkasten ist stets dabei, um den Hanomag wieder flott zu machen. Erbelding ist allerdings guten Mutes: „Das kriegen wir hin. Die Kiste hat uns noch nie wirklich im Stich gelassen.“

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