Junger Film In der nächsten Woche startet „filmreif!“

Von Donnerstag, 30. Mai, bis Samstag, 2. Juni, wird die St. Ingberter Innenstadt wieder zur Filmmeile.

 Fabian Roschy und Jörn Michaely (links) mit dem aktuellen Plakat zum Festival.

Fabian Roschy und Jörn Michaely (links) mit dem aktuellen Plakat zum Festival.

Foto: Selina Summer

Filmreif! geht in St. Ingbert in die zweite Runde. Aber was steckt eigentlich hinter einem „Kurzfilmfestival“?

Jörn Michaely: Wir glauben, dass der Kurzfilm gerade auch für jüngere Leute eine spannende Experimentierbühne ist. Fast alle großen Regisseure haben irgendwann mit Kurzfilmen angefangen. Wir finden das Format aber nicht nur als Lernformat oder pädagogisches Format interessant. Kurzfilme sind eigenständige Werke, die sehr pointiert sehr spannende Geschichten erzählen können. Der Haken ist, dass der Kurzfilm kaum irgendwo eine Bühne hat. Wir haben das Problem gesehen, dass es schwierig für junge Filmschaffende ist, ihre Werke zu präsentieren. Deswegen möchten wir den Kurzfilm so sichtbar und zugänglich wie nur möglich gestalten.

Welche Voraussetzungen müssen Filmemacher erfüllen, um sich beim Festival bewerben zu können?

Jörn Michaely: Die Ausschreibung hat direkt nach dem letzten Festival begonnen. Um teilzunehmen dürfen die Filmemacher maximal 29 Jahre alt sein und die Filme, die sie einreichen, höchstens 29 Minuten dauern. Überwiegend kommen die Einreichungen für unseren Wettbewerb von Filmstudierenden in den Zwanzigern. Für Jugendliche haben wir in diesem Jahr zusätzlich den Schülerfilmwettbewerb, bei dem sich Schulklassen aus ganz Deutschland anmelden konnten. Von ihnen werden ebenfalls einige Filme zu sehen sein.

Wie viele Einreichungen gab es für dieses Jahr, und wie viele Filme werden gezeigt?

Fabian Roschy: Es werden über einhundert Beiträge in allen Kategorien gezeigt. Vierzig mehr als letztes Jahr. In der Summe haben wir einen Gesamtwert der Preise von über 20 000 Euro. Dazu gehören zum Beispiel auch Sachpreise wie Softwarepakete. Außerdem gibt es, wie im vergangenen Jahr, auch wieder unsere Glaspokale. Im Vorfeld gab es insgesamt 541 Einreichungen. Dazu zählen auch der Stoffentwicklungspreis „jungerPitch!“, der Trashfilm und der „jungeClip!“, der Musikvideowettbewerb der dieses Jahr neu dazukommt. Mit den Einreichungen des Schülerfilmwettbewerbs sind wir bei über 550 Filmen.

Jörn Michaely: Das sind insgesamt 4962 eingereichte Filmminuten, also 82 Stunden. 3,44 Tage reine Filmzeit.

Viele Werke, unter denen man sich entscheiden muss. Wie verläuft das Auswahlverfahren?

Jörn Michaely: Die Filme wurden sehr sorgfältig ausgewählt und bieten ein buntes Kaleidoskop der deutschen Kurzfilmlandschaft. Wir hatten am Anfang überlegt, wie schematisch wir bei dem Auswahlverfahren vorgehen wollen. Davon haben wir uns aber sehr schnell wieder verabschiedet. Dadurch hätten besonders Filme profitiert, die sich an das klassische, traditionelle Schema halten. Aber wir fanden ja gerade die mutigeren Filme, die etwas wagen und da herausfallen, interessant. Also haben alle Sichtenden die Filme getrennt voneinander angesehen und für sich bewertet. Im Anschluss gingen wir die Favoriten jedes Einzelnen gemeinsam durch, diskutierten und stellten dadurch das Programm gemeinsam zusammen.

Wer gehört in diesem Jahr zur Jury?

Jörn Michaely: Wir haben insgesamt siebzehn Juroren aus ganz verschiedenen Bereichen. Für den Wettbewerb sind der Regisseur Andreas Dresen, die Schauspielerin Lucie Hollmann und Schauspieler und Musiker Christoph Letkowski dabei. Außerdem Claudia Tronnier, die Leiterin der Redaktion von „Das kleine Fernsehspiel“ im ZDF, Schauspieler Moritz Jahn, Kuratorin Marisa Winter und der Präsident des BDFA Marcus Siebler. Die Stoffentwicklungsjury besteht aus dem SWR-Redakteur Jan Berning, Svenja Böttger, die den Max Ophüls Preis leitet, und der Regisseurin Sung-Hyung Cho. Beim Musikvideopreis bilden die Musikjournalistin und Moderatorin Nina Eichinger, der Rapper EstA, Reporterin Celina Fries und ihr Kollege Oliver Hottong das Juryteam. Die Schülerfilmjury übernehmen Julia Kessler vom Kultusministerium und die beiden Lehrer Jürgen Baquet und Markus Bill.

Welche Änderungen gibt es zum vergangenen Jahr?

Fabian Roschy: Es findet mehr Programm auf der Open-Air-Bühne statt. Zum Beispiel der Schülerfilmwettbewerb mit Verleihung, ein Musikprogramm, der „jungeClip!“ und das Talkgespräch mit Andreas Dresen. Außerdem bieten wir im ehemaligen Ratskeller eine offene Festivallounge. Sie gibt den Filmemachern einen Ort, an dem sie sich in Ruhe austauschen können.

Jörn Michaely: Dort führen zum Beispiel nach den einzelnen Filmblöcken die Moderatoren mit den Filmemachern detaillierte Interviews zu ihren Werken, bei denen auch die Besucher gerne zuhören und aktiv Fragen stellen können. Dieser „Film-Talk!“ Wird außerdem aufgezeichnet und später von uns veröffentlicht. Uns ist wichtig, dass die Filmemacher nicht nur unter sich sind. Wir wollen sie mit den Zuschauern verbinden und die Möglichkeit zum Kontakt bieten. Dasselbe gilt für die „Film-Party“. Die Festivalmeile soll ordentlich genutzt werden. Wir freuen uns auf Betrieb von Freitagmittag bis Samstagnacht.

Fabian Roschy: Zu den bereits angesprochenen Programmpunkten bieten wir in Zusammenarbeit mit Saarpfalz Kultur e.V. im Anschluss an die medienpädagogischen Vorführungen mittwochs und nach dem Schülerfilmwettbewerb außerdem Workshops zum Thema „Arbeitswerkstatt Kurzfilm“ für die Schüler an.

Unter den Preisen findet sich auch ein „Minigolfpreis“. Was hat es damit auf sich?

Jörn Michaely: Wir haben uns gedacht, große Deals werden beim Golf gemacht. Da es schwierig gewesen wäre, einen ganzen Golfplatz zu installieren, dachten wir uns, wir bauen eine Minigolfbahn. Die Filmteams dürfen sich beim Golf austauschen, vernetzen und gegeneinander antreten. Das beste Team bekommt natürlich auch einen Preis. Gebaut wird die Bahn auf dem Sportbereich hinter der Stadthalle und zwar aus Filmrequisiten. Filmrollen, Filmklappen und Dosen. Natürlich darf auch jeder Besucher mitspielen.

Was war bisher die größte Herausforderung?

Fabian Roschy: Wir selbst. Wir wachsen an dem Projekt. Im Vergleich zum letzten Jahr ist es enorm gewachsen. Das Festival wird größer, der Arbeitsaufwand wird deutlich mehr. Ich habe letztes Jahr noch meine Examensarbeit parallel geschrieben. Dieses Jahr bin ich froh, dass ich nicht mehr studiere. Es geht Schlag auf Schlag. Wir sind froh, dass wir uns so gut ergänzen und ein tolles Team haben. „Filmreif!“ ist ganz klar ein Teamprojekt. Das Kernteam besteht aus sieben Leuten. Dazu kommen die ehrenamtlichen Helfer, die im Vorfeld mit organisieren und beim Festival vor Ort helfen. In der Summe steht es noch nicht fest, aber ich schätze um die achtzig Personen. Eine Veranstaltung von vielen für viele.

Wird das Festival noch einmal in St. Ingbert stattfinden?

Jörn Michaely: Wir wollen es gerne nochmal machen. Final fragen wir uns das aber auch. Wir wissen es noch nicht, da gerade im Bereich der Finanzierung noch viele Fragen offen sind. Beim Festival selbst können wir da hoffentlich mehr sagen.

Warum das Motto „kürzer als man denkt“?

 Ein Festivalbeitrag: Im Stil eines Homevideos zeigt Regisseur Andreas Boschmann eine Geschichte zwischen sich und seiner Schwester, die nie über den Verlust ihrer Eltern gesprochen haben.

Ein Festivalbeitrag: Im Stil eines Homevideos zeigt Regisseur Andreas Boschmann eine Geschichte zwischen sich und seiner Schwester, die nie über den Verlust ihrer Eltern gesprochen haben.

Foto: Andreas Boschmann

Jörn Michaely: Das angenehme am Kurzfilm ist, dass er kurzweilig ist und man in einem Filmblock sehr schnell sehr viele unterschiedliche Handlungen zu sehen bekommt. Ein richtiger Bilderrausch. Außerdem ist das Festival schneller vorbei als man denkt.

Fabian Roschy: Letztes Jahr gingen wir davon aus, dass es zwei Jahre bis zum nächsten Festival dauert. Da wir dann aber doch nur ein Jahr Zeit hatten, war die Vorbereitungszeit kürzer als wir dachten.

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