Ingobertus bleibt dramatischer Held

Wer am Freitag dabei war, als die Ingobertus-Statue ans Sonnenlicht zurückkehrte, kann nur staunen, welches Drama das Bildnis des St. Ingberter Stadtpatrons im öffentlichen Meinungsstreit hinter sich hat.

Wer im Archiv blättert, stößt auf unzählige Akte des Trauerspiels. Weil jeder Zeitungsartikel ein Ende hat, nur einige der stärksten Szenen: Ende Juni 2012 ließ Georg Jung die Skulptur, wenige Tage vor seinem Abschied auf dem OB-Amt, bei Nacht und Nebel auf dem Kreisel in der Ensheimer Straße aufstellen. Sofort gab's Beifall und Buh-Rufe. Drei Wochen später startete die Stadtverwaltung eine Umfrage, wie die Bürger den Ingobertus fänden. Zwei Monate und ungezählte Leserbriefe später wurde die Skulptur auf Stadtrats-Beschlusss abgebaut und auf dem Bauhof deponiert. Das Publikum debattierte aber munter weiter. Soll der strittige Sandstein zerbröselt werden und kann man ihn irgendwo verstecken?

Aus heutiger Sicht unglaublich. Vor allem, weil die Neuaufstellung so deutlich machte, wie entspannt man mit der Ingobertus-Statue hätte umgehen können. Die Wiederkehr des Kunstwerks war anders als die erste, vorschnelle und schlecht vorbereitete Präsentation überaus unterhaltsam und geradezu eine Inszenierung. Und wie in einem guten Theaterstück auch lehrreich. Denn jetzt hatte auch Rupert Fieger die Gelegenheit zu erklären, dass sein Ingobertus kein flottes Mach-, sondern ein in Stein gehauenes Kunstwerk darstellt, bei dem sich der Künstler viel gedacht hat.

Es bleibt aber offen, ob der Vorhang bei der Ingobertus-Statue jetzt für immer gefallen ist. Denn OB Hans Wagner droht weiter mit dem Beschluss, wonach er die 8000 bis 10 000 Euro Differenz zwischen der Sonn-Spende und den Auf- und Abbaukosten für die Skulptur juristisch prüfen soll. Das ist ein Hintertürchen, den St. Ingbertern in dem Drama noch weitere Akte zu bescheren.

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