Aktionstag in St. Ingbert zu Demenz Erinnerungen an früher fordern das Gedächtnis

St Ingbert · Demenz-Aktionstag in der St. Ingbert Innenstadt mit vielen Beteiligten. „Memory Walk“ hat Premiere.

 Beim Infotag zum Thema Demenz in St. ingbert (von links): Leah Schetting (Kreiskrankenhaus), Anke Böhnlein (Klinik für Altersmedizin), Netzwerk-Geschäftsführer Horst Schneider, Hans Bur (Seniorenbeirat), Mike White (Stadt St. Ingbert), Andreas Sauder von der Landesfachstelle Demenz im Saarland und Konrad Weisgerber (Heimat- und Verkehrsverein).

Beim Infotag zum Thema Demenz in St. ingbert (von links): Leah Schetting (Kreiskrankenhaus), Anke Böhnlein (Klinik für Altersmedizin), Netzwerk-Geschäftsführer Horst Schneider, Hans Bur (Seniorenbeirat), Mike White (Stadt St. Ingbert), Andreas Sauder von der Landesfachstelle Demenz im Saarland und Konrad Weisgerber (Heimat- und Verkehrsverein).

Foto: Peter Gaschott

Demenzkranke werden immer zahlreicher. Der demografische Wandel bringt es mit sich, dass mehr und mehr Menschen im Alter über 65 in unserer Gesellschaft leben, einige von ihnen – oft infolge von Alzheimer-Erkrankungen – von Demenz betroffen. Das Gedächtnis leidet am augenscheinlichsten bei Erkrankten. Oft spielt das Langzeitgedächtnis noch mit, aber gerade eben vorgenommene Handlungen werden durcheinandergebracht oder vergessen. Gefordert sind insbesondere die Angehörigen, denn die meisten Demenzkranken werden in der häuslichen Gemeinschaft betreut. Hilfe wird allerdings in vielfältiger Weise geboten. Einen breiten Überblick verschaffte ein Infotag in der St. Ingberter Fußgängerzone.

Engagement und Hilfe für Demenzkranke

Horst Schneider, der Geschäftsführer des Netzwerks Demenz im Saarland, ist stolz, dass rund zwanzig Aussteller aus den unterschiedlichsten Bereichen nach St. Ingbert gekommen sind. Vor der Alten Kirche wird gerade eben noch der Stand des St. Ingberter Seniorenbeirates etwas besser in Szene gesetzt, denn es will nicht so einfach gelingen, alle Akteure, die mit großem Engagement Demenzkranken helfen, in die erste Reihe zu platzieren. Hans Bur schließlich führt aus, dass der Seniorenbeirat sehr intensiv auf Erkrankte und deren Angehörige eingeht. Ein breites Programm wird vom Beirat angeboten.

Viele Angebote der Sozialdienste

Spezielle Bedürfnisse haben die Angebote der Sozialdienste im Blick, sowohl das Deutsche Rote Kreuz, die Caritas, die Arbeiterwohlfahrt, die ökumenische Sozialstation und die Malteser betreuen Erkrankte und helfen Angehörigen. Das Kreiskrankenhaus unterhält einen sozialen Dienst, der ebenso wie die Klinik für Altersmedizin ganz spezifisch auf die Bedürfnisse von Erkrankten eingeht.

Als in St. Ingbert der Bergbau noch präsent war

Konrad Weisgerber, der Vorsitzende des Heimat- und Verkehrsvereins, stellte St. Ingbert vor. Allerdings nicht das heutige, aktuelle Stadtgeschehen, sondern das alte St. Ingbert. Nicht umsonst verwies Weisgerber auf das Büchlein des Heimatdichters Karl Uhl mit dem Titel „Spaziergang durch das alte St. Ingbert“. Weisgerber wollte etwas Ähnliches: Die Stadt zeigen, in der der Bergbau noch präsent war und auch das Eisenwerk, in dem „der Kaiser“ noch Kräne und die ersten fahrbaren Betonmischer herstellte. In dem noch das alte „Stadthaus“ gleich gegenüber der Engelbertskirche stand, und die Zeit, in der mit Pferdefuhrwerken Arzneimittel von der Ludwigshafener „Anilin“ in die erste Apotheke im heutigen Haus Deuchler geliefert wurden.

Memory Walk und Memory-Koffer

Weisgerber hatte wenige Erkrankte, dafür umso mehr pflegende Angehörige im Zuhörerkreis. Das Langzeitgedächtnis fordern und fördern, Aha-Erlebnisse generieren und die Stadt, in der man gelebt hat, wieder aufleben zu lassen, das verbirgt sich hinter dem neudeutschen Begriff des „Memory Walks“, der zentraler Bestandteil des Demenz-Infotags war. In die gleiche Richtung zielen die „Memory-Koffer“, die das Netzwerk dabeihatte. Einen Koffer zum Thema Kindheit stellte Horst Schneider vor. In ihm gesammelt sind die typischen Kinderspielzeuge und Utensilien, die Menschen emotional in ihre Kindheit zurückrufen, die heute über 65 sind. Oft wird das Gedächtnis, das verloren geglaubt ist, beim Umgang mit diesen Utensilien wieder wach. Gleiches passiert beim Koffer mit Dingen aus dem Bergbau. Wer beruflich dort seine Heimat hatte, wird beim Stöbern in den historischen Handwerkszeugen wieder Erinnerungen wecken können. Ein Koffer, sogar mit Fußballhistorie, ist gerade in Planung. Schneider erzählt, dass auch alte Märchen in der Lage sind, Erinnerungen zu wecken. Drei Märchenerzählerinnen, die sich auf den Umgang mit Demenzkranken spezialisiert haben, sind über das Netzwerk zu finden.

Ausstellung in der Stadtbücherei St. Ingbert

Auch die Stadt St. Ingbert beteiligte sich am Infotag. Der Sozialbereich der Verwaltung unter Leitung von Mike White war präsent, die VHS stellte ihre Veranstaltungen vor, und die Stadtbücherei kündigte eine Ausstellung „Demenz – Was dann?“ an, die am 10. Oktober eröffnet wird. Erfahrungsaustausch und Diskussionen sind vorgesehen, auch ein Büchertisch wird Einblick in Erkrankung geben. Am Infotag selbst wurde den ganzen Tag lang Programm geboten, von Bewegungsspielen bis zur Line-Dance-Vorführung.

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