In der Politik rollt die Gründerwelle

Als vor ein paar Jahren die ersten Gründerzentren entstanden, hatten ihre Macher noch aufstrebende wirtschaftliche Existenzen im Blick. In St. Ingbert böten aktuell aber nicht aufstrebende Unternehmer, sondern vielmehr gestandene Kommunalpolitiker das größte Beratungspotenzial. Hat die Mandatsträger derzeit doch eine wahre Gründerwelle erfasst

Als vor ein paar Jahren die ersten Gründerzentren entstanden, hatten ihre Macher noch aufstrebende wirtschaftliche Existenzen im Blick. In St. Ingbert böten aktuell aber nicht aufstrebende Unternehmer, sondern vielmehr gestandene Kommunalpolitiker das größte Beratungspotenzial. Hat die Mandatsträger derzeit doch eine wahre Gründerwelle erfasst. Im schon zuvor mit sieben politischen Farben nicht gerade an mangelnder Vielfalt leidenden Stadtrat in St. Ingbert suchen seit dieser Woche zwei weitere Fraktionen ihre Plätze. Das führt zu bisher ungeahnten Problemen beim Start up. Denn es stellt nicht einmal mehr ein Alleinstellungsmerkmal dar, eine neue Marke auf dem politischen Markt zu sein. Die Zeiten, in denen Parteien sicher sein konnten, dass errungene Mandate unter der Maßgabe der Parteiräson verteilt seien, scheinen ebenfalls vorbei zu sein.Experimentierfreude ist dem Politikbetrieb in St. Ingbert zurzeit indes nicht abzusprechen. Selbst ein alter Fahrensmann wie Albrecht Herold musste in dieser Woche einräumen, noch längst nicht alles erlebt zu haben. Als die SPD-Mitglieder in Hassel eine Spaltung ihrer Stadtratsfraktion beschlossen, um den gordischen Knoten der persönlichen Zerwürfnisse zwischen dem Meier- und dem Berrang-Lager zu trennen, betrat auch der Ex-Landtagspräsident nochmals Neuland. Dass eine Partei einzelne Abweichler verbannt, gehörte immer mal zum politischen Geschäft. Dass man aber eine zahlenmäßige Mehrheit in der eigenen Fraktion vor die Tür setzt, ist ohne Beispiel. Mal sehen, welche Innovationen die SPD noch in petto hat. Etwa bei der Namensfrage. Firmiert das Quartett im Stadtrat künftig nach Gestier-Vorbild als die "Unabhängigen Sozialdemokraten", kurz USPD, oder als SPD-Fraktion II? Beratungsbedarf gibt es also auch hier.

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