Im Wald von der Wildnis lernen

St Ingbert · Das Sommerferienprogramm „Weltverbesserer“ der Volkshochschule St. Ingbert stand unter dem Motto Nachhaltigkeit und globales Lernen. Höhepunkt war die Wanderung zum Hochscheider Hof, verbunden mit einem Survivaltraining.

 Die Gruppe der „Weltverbesserer“ erlebte in St. Ingbert die heimische Wildnis. Foto: Zinßmeister

Die Gruppe der „Weltverbesserer“ erlebte in St. Ingbert die heimische Wildnis. Foto: Zinßmeister

Foto: Zinßmeister

. Feuer machen wie die Indianer: Das und mehr lernten 15 Kinder und Jugendliche auf der Entdeckungstour mit Wildnispädagoge Thomas Stalter. Los ging's vom Hasseler Hüttenparkplatz aus Richtung Hoscheider Hof, querfeldein. "Das Wichtigste wenn ihr Euch im Wald verlaufen habt, ist erst einmal Schutz" erklärt Thomas Stalter und blickt in fragende Gesichter. "Dazu brauchen wir zwei Bäume, eine Schnur oder einen Schnürsenkel und ein großes Tuch, zum Beispiel eine Jacke." Gemeinsam baut die Truppe einen Unterschlupf aus einem Nylontuch und Laub. Sehr wichtig sei, dass das Zelt niedrig gebaut ist, damit der Körper es aufwärme, so der Naturfreund. Er demonstriert, wie man in dem Zelt schläft. "Und was passiert, wenn nachts ein Wildschwein kommt?", will der kleine Waldpionier Johannes Rohe wissen. "Keine Angst", beruhigt Thomas Stalter, "die wittern direkt, dass ein Mensch in der Nähe ist und halten sich dann fern."

Weiter geht's durch den Wald gemeinsam mit Natur- und Landschaftsführerin Jutta Klicker und VHS-Betreuer Frank Ehrmantraut, die das Konzept des einwöchigen Ferienprogrammes in Abstimmung mit der Leiterin Marika Flierl erstellt haben. Auf dem Weg zum Hochscheider Bio-Hof gibt es verschiedene Stationen, die den jungen Teilnehmern unsere Umwelt näher bringen sollen. Der Weg durch die Wildnis führt als nächstes zu den gefürchteten Brennnesseln. Eine Wildnisschnur soll hergestellt werden. Die Kindern sind skeptisch, denn die Begegnung mit Brennnesseln sind meist schmerzhaft.

"So, nun brauchen wir einen Stein und ein paar mutige Hände", ruft Thomas Stalter und erklärt, wie sich die Blätter der Pflanze von oben nach unten abtrennen lassen, ohne selbst Schäden davon zu tragen. Den bloßen Stengel legt er auf den Boden und trennt ihn mittels des Steines auf. "Wenn Ihr die Stränge an den Enden verzwirbelt, könnt Ihr Euch eine kräftige Schnur herstellen". Die Kinder werden immer vertrauter mit ihrer Umgebung und sammeln auf dem Weg zum Hof Steine und Pflanzen.

"Was ist das denn für ein Riesending?", will die Jüngste wissen und hält eine bambusähnliche Pflanze in die Höhe. "Das ist japanischer Knöterich, der ist hier eigentlich nicht heimisch, sondern eingewandert. Damit kannst du prima basteln und er ist auch essbar", erklärt Jutta Klicker. Die Kinder sind begeistert. "Seht mal und hier haben wir den Huflattich. Hilft super gegen Husten" - Stalter hält ein herzförmiges grünes Blatt in der Hand. Vieles in der Natur sei essbar, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint. Vor einer Fichte hält die Gruppe an. "Schaut mal, der Baum hat eine Wunde und verarztet sich nun quasi mit dem Harz selber. Das hilft auch Euch, falls ihr Euch im Wald verletzt. Einfach auftragen und die Wunde schließt sich." Und das Beste: Es eignet sich auch wunderbar als Kaugummi, wie der Pädagoge verrät. Die Kinder sind etwas zögerlich und probieren dann doch: "Schmeckt wie Pfefferminze." Von den Pflanzen geht die Entdeckungstour nun zu den tierischen Waldbewohnern.

"Tiere schaffen sich feste Routen im Wald. Tiere sind einfach faul", lacht Thomas Stalter. Zwischen dem Gestrüpp sind tatsächlich feste Pfade zu sehen, die teilweise über den befestigten Waldweg führen. Ein Fuchsbau, gut versteckt neben einer kleinen Fichte, ist besonders interessant für die Kinder. Sorgfältig wird er begutachtet. Oberhalb davon finden sich Spuren im Sand. "Wisst Ihr, wie Ihr die Fußabdrücke zuordnen könnt?" Zur Demonstration, wie ein Abdruck entsteht, hat der Wildnispädagoge Tierfüße dabei, die zunächst Schaudern in der Gruppe auslösen, aber später unbedarft von Hand zu Hand gereicht werden.

Zum Thema:

HintergrundDas "Weltverbesserer-Sommerprogramm", gefördert vom Deutschen Volkshochschulverband, findet im fünften Jahr statt. Teilnehmen können Kinder ab sieben Jahren. Auch in den kommenden Herbstferien, 20. bis 24. Oktober, wird es wieder ein solches Programm geben, das von "Engagement Global" im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanziell unterstützt wird. jaz

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort