Jailhouse-Rock in St. Ingbert Im St. Ingberter Kittchen war die Bühne frei

St. Ingbert · Mit etwas Improvisation hat die Initiative „WSSI“ ihr Event am ehemaligen Gefängnis „gerettet“.

 Wer am Samstagabend trotz Wetterkapriolen zum Jailhouse-Rock kam, hatte unter anderem mit der Musik von „Damaged Reason“ einen richtig schönen Abend.

Wer am Samstagabend trotz Wetterkapriolen zum Jailhouse-Rock kam, hatte unter anderem mit der Musik von „Damaged Reason“ einen richtig schönen Abend.

Foto: Cornelia Jung

Ein Open-Air-Event im Innenhof des ehemaligen „Knast“ zu veranstalten, klingt nach einer richtig guten Idee von „Wir sind St. Ingbert (WSSI)“. An zwei Tagen wollte man den St. Ingbertern mit einer Kinovorführung und dem Jailhouse-Rock mit den einheimischen Bands „rebelsoul“ und „Damaged reason“und ihrer selbst komponierten Musik bei kostenlosem Eintritt etwas bieten. Und der Erfolg 2015 in eben dieser Kombination gab den Initiatoren Recht.

Wie frustrierend war es dann für die engagierte Gruppe, als am Freitag der Himmel auch über der Alten Bahnhofstraße seine Schleusen öffnete. Kurzerhand verständigte man am Freitag die Cineasten über die sozialen Netzwerke davon, dass das Kino leider ausfallen müsse und man es offiziell auf den Sonntag verlege. Inoffiziell wurde der sehenswerte und hochspannende Streifen „Die Unfassbaren“ dann doch gezeigt, wenn auch nicht Open Air, sondern Indoor in einem Hintergebäude.

Man machte das Beste aus der Situation und wollte die zwei Handvoll Menschen, die sich nach einer kurzen Gefängnis-Führung auf den Film gefreut hatten, nicht ohne das Filmerlebnis nach Hause entlassen. Der Film in „abgespeckter“ Version, nicht im Surround-System, sondern in „einfachem Stereo“ und wie gewitzelt wurde „mit ganz schön viel Struktur“, weil auf der groben Putzwand gezeigt, sorgte trotzdem für Begeisterung in der intimen Runde. „Improvisation kann auch mal ganz reizvoll sein“, nahm es Wolfgang Blatt von WSSI gelassen und sorgte auch gleich für den von ihm intonierten Gong, wie er zu Beginn jedes Films im Kino Standard ist.

In die engere Wahl fürs Jailhouse-Cinema kommen Filme, die Spannung versprechen, in denen Verbrecher gejagt werden oder die Einblick in die düstere Unterwelt geben. „Filme, die hier ins Ambiente passen“, wie Alexander Eich sagte. Solche Filme im St. Ingberter Gefängnis vor 30 Jahren zu zeigen, wäre vermutlich undenkbar gewesen. Es gab für die echten Gefängnisinsassen eher „Filme ohne intellektuellen Anspruch“ auf der Leinwand statt welche mit Tiefgang, wie Johanna Jung erzählte, die am Freitag unter den Gästen war und damals über die Katholische Erwachsenenbildung Filme für die Insassen zeigte. Zeitvertreib und Ablenkung vom Knastalltag standen im Vordergrund.

 Wer am Samstagabend trotz Wetterkapriolen zum Jailhouse-Rock kam, hatte unter anderem mit der Musik von „Damaged Reason“ einen richtig schönen Abend. Foto: Cornelia Jung

Wer am Samstagabend trotz Wetterkapriolen zum Jailhouse-Rock kam, hatte unter anderem mit der Musik von „Damaged Reason“ einen richtig schönen Abend. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

Das Wetter meinte es am Samstagabend mit den Rockern und rund 100 Musikliebhabern zum Glück etwas besser. Beide Seiten, vor und auf der Bühne genossen das Konzert im ungewöhnlichen Ambiente. „Meine Mutter hat immer gesagt, wenn ich es zu doll treibe, komme ich in den Knast. Und heute bin ich tatsächlich hier“, sagte Sänger und Bassist Tom Nothof von „rebelsoul“.

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