Im Gedenken an die Opfer

St Ingbert · Rainer Henrich vom Heimat- und Verkehrsverein St. Ingbert hält die Erinnerung an die St. Ingberter Opfer der beiden Weltkriege hoch. Nun jährt sich der Bombenangriff vom 9. August 1915 zum 100. Mal. Die ersten Toten in St. Ingbert waren unschuldige Bürger.

 Rainer Henrich an Emmas Grab, die wie die neben ihr Beerdigten beim Bombenangriff starb. Foto: Jung

Rainer Henrich an Emmas Grab, die wie die neben ihr Beerdigten beim Bombenangriff starb. Foto: Jung

Foto: Jung

. "Es war etwa halb 8 Uhr morgens, als in großer Höhe etwa sechs bis acht glänzende Flugzeuge beobachtet und das Surren der Propeller gehört wurde. Es war das erste Mal, dass Flugzeuge in solcher Zahl sich über St. Ingbert sehen ließen", so Prälat Josef Göbel in einer Grabrede, die den acht Opfern eines Angriffs vom 9. August 1915 galt. Keine der Personen sei auf die Idee gekommen, dass es sich um feindliche Flieger handeln könnte, so der Zeitzeuge des Ersten Weltkriegs. Neugierig seien die St. Ingberter auf die Straße gelaufen, was für einige Anwohner der Blieskasteler Straße verhängnisvoll endete, denn eine "relativ kleine Bombe" löschte ihr Leben aus.

Vier Personen, die sich vor dem Haus befanden, waren sofort tot, ein Mädchen wurde so schwer verletzt, dass es drei Stunden später starb. Eine Bombe fiel in den Hof der früher der Westpfälzischen Zeitung gehörenden Häuser und tötete einen Erwachsenen und zwei Schülerinnen, wie im Zeitdokument Prälat Göbels geschildert wird. Die Verletzungen seien von so "grausiger Art" gewesen, dass einige der Opfer fast nicht mehr zu erkennen waren. "Dem Friseur Joseph Schmitt und dem Mädchen Emma Weisgerber wurde noch die heilige Ölung erteilt", so die Schilderung. Die Frau des Kirchensakristans, die sich auf dem Weg von der Kirche nach Hause befand, als sie die heimtückische Waffe traf, starb, nachdem sie lange im Spital zugebracht hatte, im Oktober 1915 an ihren Verletzungen. Zwei St. Ingberterinnen erholten sich von ihren Verletzungen, doch eine verlor dadurch ihren Fuß.

Diese St. Ingberter Toten des 1. Weltkriegs wurden am 11. August 1915 in einem gemeinsamen Ehrengrab beigesetzt, das sich noch heute in der Nähe der Leichenhalle auf dem Alten Friedhof befindet. Fälschlicherweise ist auf den Grabsteinen der 9.Juli als Todestag genannt. Das Bürgermeisteramt gab seiner Wut über das "ruchlose und völkerrechtswidrige Bewerfen unserer offenen Stadt mit Bomben " und seiner Trauer über die durch den "Eisenhagel" zu beklagenden Toten in einer Anzeige Ausdruck. Diese enthielt auch die Namen der Kriegsopfer: Joseph Schmitt (35), Ludwig Bach (32), Margarethe Peters (60), Barbara Karmann (55), Margaretha Maus (38), Emma Weisgerber (14), Anneliese Weisgerber (9), Maria Umbehr (10). Eine solche Trauerfeier hätte es in der Geschichte St. Ingberts noch nicht gegeben, ist in Chronisten-Schilderungen zu lesen. Viele Bürger folgten dem Leichenzug, dem die Bergkapelle voranging. Der in St. Ingbert als "de Senkel" bekannte Albert Weisgerber erinnerte sich im Buch "St..Ingbert erzählt", dass an der Bombenabwurfstelle ein Steinkreuz im Pflaster war. Heute ist das sichtbare Zeichen zugeteert, doch beim Friedhofsbesuch hat Rainer Henrich ein Foto von dieser Stelle und der damals getöteten Emma Weisgerber dabei und gibt damit den Opfern ein Gesicht.

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