Weihnachtsbaum Ihre Schönheit rettete einer Douglasie vor 50 Jahren das Leben

St. Ingbert · Früher wurden Christbäume noch selbst im heimischen Wald geschlagen. Einer am „Birkenkopf“ bei Sengscheid wurde von einer St. Ingberter Familie jedoch verschont.

 Bei dieser Douglasie, die Förster Michael Weber als Zukunftsbaum ausgewiesen hat, könnte es sich um das „verschonte Christbäumchen“ der Familie Eich handeln.

Bei dieser Douglasie, die Förster Michael Weber als Zukunftsbaum ausgewiesen hat, könnte es sich um das „verschonte Christbäumchen“ der Familie Eich handeln.

Foto: Cornelia Jung

Elfriede Eich war jahrelang in einer Turngruppe. Deren Leiterin, Lieselotte Abel, sammelte vor einigen Jahren für eine Weihnachtsfeier adventliche Beiträge ihrer Mitturnerinnen. Die wahre Begebenheit der Familie Eich hatte es ihr dabei besonders angetan. Sie schrieb die „Geschichte vom Tannenbäumchen“ auf und hat sie seither immer wieder im Advent zum Besten gegeben: „Eine Bekannte erzählte mir von ihrem Weihnachtsbaum. Die Familie wohnte nah am Wald und suchte im Advent nach einem schönen Weihnachtsbäumchen. Früher wurde das öfter so gemacht. So ging sonntags der Spaziergang in den Wald, dort stand auf einer Lichtung ein wunderschön gewachsenes Tannenbäumchen. Ganz begeistert von diesem Bäumchen beschlossen sie, dass es ihr Weihnachtsbaum wird. Ein paar Tage vor Heiligabend, da ging ihr Mann in den Wald, um das Weihnachtsbäumchen zu schlagen. Als er zu Hause ankam, sagte seine Frau: ,Ach Pirmin, das iss awer net unser Bäämche‘. Und er sagte darauf: ,Ach Elfriede ich hann`s net iwwer`s Herz gebrong, das schöne Bäämche abzuschloon‘.Und so blieb das kleine Bäumchen stehn und immer wenn es wieder Weihnachten wurde, spazierten sie zu dem Bäumchen, das jetzt schon ein richtig großer Baum geworden ist, und sie freuten sich dann immer, es wieder zu sehen.“

Wir besuchten die mittlerweile 93-jährige Elfriede Eich in Sengscheid und sie bestätigte, dass sich das alles genau so zugetragen hat. Mit ihrem Mann und den drei Söhnen sei sie oft in den Wald gegangen und habe sich an der Natur und besonders an der Douglasie erfreut, die eigentlich vor 50 Jahren an Weihnachten das Haus der Familie schmücken sollte. „Damals ging man nicht, um einen Baum zu kaufen, auf den Markt, sondern in den Wald“, sagt die gebürtige Rohrbacherin. Der Hochscheid, der Kahlenberg und das Ensheimer Gelösch waren damals ihre Ausflugsziele. Auf einem dieser Spaziergänge sahen sie das wunderschön gewachsene mannshohe Bäumchen, das in der Nähe ihres Hauses am „Birkenkopf“ stand. „Das wird unser Christbäumchen“, sei allen Familienmitgliedern direkt klar gewesen. Dass es anders kam, geht aus der oben zitierten Geschichte hervor.

Gibt es denn das Bäumchen, aus dem mittlerweile ein stattlicher Baum geworden sein muss, eigentlich noch? Elfriede Eich kann diese Frage nicht beantworten, denn in den Wald kommt sie nicht mehr. Vor ihrer Haustür zeigt sie aber in die Richtung, wo das Bäumchen gestanden haben muss. Mit Revierförster Michael Weber machen wir uns auf Spurensuche. An der Stelle, die auf die Beschreibung von Elfriede Eich passen könnte, stehen viele Douglasien im besagten Alter. Die Lichtung gibt es nicht mehr und man muss jetzt zu den Kronen in rund 30 Metern Höhe aufschauen. Einen besonders schönen Baum, vielleicht das ehemalige Prachtexemplar, hat der Förster mit einem roten Punkt versehen und damit als Auslese- oder Zukunftsbaum ausgesucht. Zukunftsbäume sind spezielle Bäume, die von Forstmitarbeitern ausgewählt werden und damit die Chance bekommen, sich weiterhin prächtig zu entwickeln. Ihr Wachstum wird durch verschiedene Maßnahmen gefördert. „Unsere“ Douglasie könnte zu dieser Kultur gehören, die vor rund 50 Jahren angelegt wurde. „Früher hat man Kahlschlagwirtschaft betrieben, danach sauber gemacht und neu gepflanzt“, erklärt Michael Weber. Erst vor 100 Jahren wurde die Douglasie vom küstennahen Gebirge Nordamerikas nach Deutschland eingeführt, denn sie bot für die Waldwirtschaft viele Vorteile. Ihr Holz ist fest, aber trotzdem weich, widerstandsfähig, witterungsbeständig, trocknet langsam und schwindet bei der Trocknung auch nur wenig. Im Forstbetrieb spielt die Douglasie wegen ihrer guten Holzeigenschaften und ihrer Schnellwüchsigkeit eine immer größere Rolle. In ihrer Jugend wächst sie schnell und „verträgt“ sich deshalb nicht gut mit anderen Bäumen, weil sie denen kaum Licht zum Wachsen lässt. Also werden die Douglastannen meist in kleinen Beständen rein angepflanzt. Bei uns werden die Bäume „nur“ bis zu 140 Jahre alt, haben dann eine maximale Höhe von 50 Metern und einen Stammdurchmesser von rund einem Meter. In ihrer Heimat, wo sie rund 600 Jahre stehen bleiben, erreichen sie die doppelten Werte.

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