"Ich stehe für stärkere Rolle des Stadtrats"

St. Ingbert. Geht es um Kauf oder Verkauf von Gewerbegelände oder Großimmobilien in St. Ingbert, ist fast immer auch die Gewerbegelände-Entwicklungsgesellschaft (GGE) im Geschäft. Diese GmbH, eine hundertprozentige Tochter der Stadt, bleibt öffentlich jedoch meist im Hintergrund. Insbesondere der Aufsichtsrat der GGE ist eher für seine Verschwiegenheit als seine Auskunftsfreunde bekannt

 Thomas Magenreuter in der SZ-Redaktion. Foto: obe

Thomas Magenreuter in der SZ-Redaktion. Foto: obe

St. Ingbert. Geht es um Kauf oder Verkauf von Gewerbegelände oder Großimmobilien in St. Ingbert, ist fast immer auch die Gewerbegelände-Entwicklungsgesellschaft (GGE) im Geschäft. Diese GmbH, eine hundertprozentige Tochter der Stadt, bleibt öffentlich jedoch meist im Hintergrund. Insbesondere der Aufsichtsrat der GGE ist eher für seine Verschwiegenheit als seine Auskunftsfreunde bekannt. Eine Ausnahme von der der Gesellschaft eigenen Zurückhaltung machte jetzt Thomas Magenreuter, der im vergangenen Jahr zum Aufsichtsratsvorsitzenden der GGE gewählt worden ist (wir berichteten). Das Stadtratsmitglied aus Reihen der CDU nannte in einem Gespräch in der SZ-Redaktion Hintergründe der jüngsten Personalien bei der GGE.

Ende November hatte Oberbürgermeister Hans Wagner zu ersten Sitzung des Aufsichtsrates der GGE in seiner Amtszeit eingeladen. Auf der Tagesordnung stand unter anderem die Wahl eines neuen Aufsichtsratsvorsitzenden, weil diesen zuvor Georg Jung bekleidet hatte. "Jetzt war der Zeitpunkt gekommen zu überlegen, ob nicht in diesem Gremium die Kontrollen der Exekutive durch den Stadtrat gestärkt werden kann, nachdem zuvor Georg Jung Verwaltungschef und GGE-Aufsichtsratsvorsitzender in Personalunion war", berichtete Magenreuter. "Als Kandidat für den GGE-Aufsichtsratsvorsitz habe ich mich nach Gesprächen mit anderen Mitgliedern zur Verfügung gestellt, zumal ich schon seit 2010 dessen stellvertretender Vorsitzender war." In der Sitzung kandidierte allerdings auch Hans Wagner für den Aufsichtsratsvorsitz. Dieser ging nach geheimer Wahl mit einer Mehrheit von 6 zu 5 Stimmen dennoch an Magenreuter. Seinen Sieg in der Personalentscheidung sieht der 34-Jährige als Erfolg für sein Versprechen, "die Kontrolle dieser städtischen Gesellschaft ernst zu nehmen". Genau dieser Kontrollfunktion sei alle elf Aufsichtsratsmitglieder zum Wohl der Stadt verpflichtet: "Wir sind kein kommunal- oder parteipolitisches Gremium." Sein Verhältnis zu Hans Wagner habe das GGE-Votum nicht verschlechtert: "Wir sind beide Rohrbacher, das passt." Unabhängigkeit bewiesen die Mannen um Magenreuter auch, als es um den Posten des GGE-Geschäftsführers ging. "Zwischen Hans Wagner und Thomas Diederichs fehlte das Vertrauen", erzählte Magenreuter. Deshalb habe der OB schon in der Aufsichtsratssitzung Ende November Diederichs abberufen wollen. Aber mehr noch. Bereits zuvor habe es rathausinterne Nachforschugen zur Arbeit des GGE-Geschäftsführers gegeben, sagt Magenreiter. "Weil diese Nachforschungen erfolgten, ohne den Aufsichtsrat einzubeziehen, sind wir Wagners Wunsch nach einer Neubesetzung zunächst nicht gefolgt." Stattdessen sollen die Unklarheiten zu Diederichs Tätigkeiten durch einen externen Wirtschaftsprüfer begutachten. "Konkret soll die Buchführung der GGE in den Jahren 2009 bis 2011 geprüft werden." Dieses Gutachten liege noch nicht vor, so Magenreuter. Dennoch wurde Thomas Diederichs in der jüngsten GGE-Aufsichtsratssitzung am 24. Januar abberufen und an seiner Stelle Thomas Debrand von dem Gremium mehrheitlich als neuer GGE-Geschäftsführer gewählt. Eine personelle Veränderung, mit der Aufsichtsratsvorsitzende leben kann, wie er der SZ sagte. "Wir haben keine Probleme miteinander und pflegen eine gute Zusammenarbeit." Generell sieht Magenreuter den Vorteil der GGE für die Stadt in ihrer höheren Flexibilität: "Wenn eine GmbH Gelände entwickelt und vermarktet, geht das viel schneller als bei der Stadtverwaltung, die Projekte ausschreiben muss." Die rasche Handlungsfähigkeit müsse aber auch gewahrt werden. "Wer Ansiedlungsinteresse zu früh öffentlich macht, gefährdet Verhandlungen und Abschlüsse." Entsprechend vorsichtig und allgemein äußerte sich Thomas Magenreuter zu aktuellen Projekten der GGE. Das Drahtwerk-Nord-Areal (DNA) sowie die Flächen an der Parallelstraße und auf dem Kleber-Gelände seien seien weiterhin zentrale Themen im GGE-Aufsichtsrat. "Ich will die Kontrolle dieser städtischen Gesellschaft ernst nehmen".

Thomas Magenreuter, GGE-Aufsichtsrats-

vorsitzender

Auf einen Blick

Diese elf Mitglieder gehören derzeit dem Aufsichtsrat der GGE an: Thomas Magenreuter (CDU, Vorsitzender), Andreas Gaa (FDP, stellvertretender Vorsitzender), Oberbürgermeister Hans Wagner, Alois Ohsiek und Werner Schäfer (beide CDU), Thomas Berrang und Reiner Kirn (beide SPD), Jürgen Berthold (Grüne), Oliver Kleis (Linke), Christian Haag (FW). schet

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