Seit 70 Jahren verheiratet „Ich mochte nur ihre erste Suppe nicht“

Rentrisch · Am Samstag feiern Brunhilde und Günther Wagner aus Rentrisch Gnadenhochzeit.Die Liebe hat immer noch Bestand.

 Günther und Brunhilde Wagner aus Rentrisch sind an diesem Samstag 70 Jahre glücklich verheiratet.

Günther und Brunhilde Wagner aus Rentrisch sind an diesem Samstag 70 Jahre glücklich verheiratet.

Foto: Cornelia Jung

An diesem Samstag feiern Günther und Brunhilde Wagner ein ganz besonderes Fest. Denn an diesem Tag sind die beiden Rentrischer 70 Jahre verheiratet. Die Bezeichnung dieses Jubiläums als Gnadenhochzeit hat in ihrem Fall eine besondere Bedeutung. Eine Gnade ist es sicher, dass beide, sieht man von den Alterswehwehchen ab, gesund sind und sich nach all diesen Jahren noch immer lieben.

Sie kannten sich schon als Kinder, besuchten die gleiche Schule und Günther ging mit Brunhildes Bruder in Saarbrücken-Malstatt in eine Klasse. Deshalb ging der heute 91-Jährige im Elternhaus seiner künftigen Frau ein und aus oder wie er es formuliert: „Wir haben oft dort getagt.“ Als er aus dem Krieg gekommen sei, habe er sich näher mit ihr beschäftigt. „Er hat mich eingeladen“, erklärt seine 87-jährige Ehefrau. Doch richtig nahe kam man sich wohl beim Spazierenfahren von Brunhildes Nichten. Sie ging oft mit den Zwillingsmädchen raus und „hat das Kinnerwäänsche manchmal kaum gepackt“, wie beide erzählen. Er half gerne beim Schieben. Da war sie gerade 16 Jahre alt. Man sei aber auch in Saarbrücker Gaststätten gegangen, wo Tanzkapellen aufspielten. „Da musste ich sowieso immer mitgehen“, erinnert sich Günther Wagner, „sie war ja noch keine 18.“

Was sie an ihm gemocht habe? Seinen Witz, seinen Humor und seine Hilfsbereitschaft. „Alles“, sagt Günther auf die Frage, was er an seiner Frau schätzte. Und diese Aussagen trafen nicht nur auf die Zeit des Kennenlernens zu, sondern haben auch heute noch Bestand. Er macht nur eine kleine Einschränkung: „Ich hab‘ nur die erste von ihr gekochte Suppe nicht gemocht.“ Ihr schönstes Erlebnis sei die Geburt der drei Kinder gewesen, bei denen Ehemann Günther selbstredend dabei war. Auch an der Hausfassade im Lottenhammer ist das zu sehen, denn Brunhilde, die gern malt, hat ihre zwei Mädchen und einen Jungen dort symbolisch als Kraniche verewigt. Gemeinsam sei man gerne gewandert oder habe gesungen.

Günther sang bereits in einem Chor und bei einer Ausfahrt wurden die Sängerfrauen ebenfalls zum Singen aufgefordert. Das sollte Brunhilde Wagners Leben verändern, denn dort hatte sie die Idee, einen Frauenchor aus der Taufe zu heben, den ersten im Saarland. „Constanze“ war geboren, sozusagen ihr viertes Kind. Über 30 Jahre leitete sie diesen Chor, bis vor rund 20 Jahren ihre Tochter den „Taktstock“ übernahm. Für das Engagement rund um die singenden Frauen und ihre Arbeit als erste Frauenreferentin des Saarländischen Sängerbundes bekam sie das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Man sieht ihm beim Erzählen an, dass es ihm alles andere als eine Last war. Er, früher bei den Stadtwerken als technischer Angestellter tätig und im Stadtrat St. Ingbert unter OB Winfried Brandenburg aktiv, war ihr Fels in der Brandung und hielt ihr den Rücken frei. Sie sei die Powerfrau, die für die Sängerinnen versucht habe, so viel wie möglich durchzusetzen, er habe den „Schreibkram“ gemacht, berichtet die Tochter. Früher hätten die Männer die Chorgründerin belächelt, aber das machte ihr, die Ballett tanzte, Tennis spielte und als Elferratspräsidentin auf der Bühne stand, wenig aus. In ihrem Mann hatte sie immer Unterstützung und Zuspruch. Ein Geheimrezept für diese lange glückliche Ehe habe man nicht. „Es ist ein Geben und Nehmen“, sagen die zwei. Und sie: „Wenn ich keine Zuneigung empfange, kann ich auch keine weitergeben.“ Und dann wird die Rentrischerin emotional und fügt mit Blick auf ihren Günther hinzu: „Ich glaube nicht, dass ich mit jemand anderem so glücklich geworden wäre.“

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