Hospiztage Sich Zeit für den Menschen nehmen

St. Ingbert/Homburg · Unter der Schirmherrschaft von Landrat Theophil Gallo wurden die Hospiztage im Saarpfalz-Kreis eröffnet. Bis 16. November finden verschiedene Veranstaltungen unter dem diesjährigen Motto „Ist das Leben fair?“ statt.

 Zur Eröffnung der Hospiztage im Homburger Forum waren jede Menge Zuhörer gekommen.

Zur Eröffnung der Hospiztage im Homburger Forum waren jede Menge Zuhörer gekommen.

Foto: Thomas Brunner/Caritasverband

„Wenn wir nicht mehr heilen können, dann können wir lindern. Und wenn wir nicht mehr lindern können, dann können wir trösten. Und wenn wir nicht mehr trösten können, dann sind wir immer noch da.“ Der schwedische Arzt und Schriftsteller Stefan Einhorn hat das Wesentliche von Hospizarbeit und Palliativ-Versorgung in diesen drei Sätzen zusammengefasst. Jetzt wurde er damit bei den Hospiztagen vor rund 200 Zuhörern im großen Sitzungssaal des Homburger Forums zitiert. Und zwar von Profesor Sven Gottschling. Der Chefarzt für Palliativmedizin und Kinderschmerztherapie des Universitätsklinikums des Saarlandes bringt dieser Tage sein viertes Buch heraus, es trägt den Titel „Über das Sterben reden.“ Ein Vortrag des Mediziners eröffnete die neunten Hospiztage im Saarpfalz-Kreis (weiteres Porgramm siehe Infokasten).

Gottschling stellte zunächst einmal heraus, was für einen Arzt im Umgang mit sterbenskranken Patienten und ihren Angehörigen ein großes Problem ist. Für ein dreiviertelstündiges Gespräch bekomme man als Mediziner weniger Honorar, als „für eine Spritze in den Hintern“, kritisierte Gottschling. Die Bedeutung von gekonnter Kommunikation sei freilich nicht nur im Zusammenhang mit der Vergütung ärztlicher Leistungen ein Thema.

Wie Gottschling erklärte, gilt ab dem Wintersemester 2020 ein neuer Masterplan fürs Medizinstudium. Erstmals sei darin auch die Gesprächsführung als wichtiger Punkt verankert. Bislang sei das sträflich vernachlässigt worden. Dabei sei eine trainierte Kommunikation gerade im Umgang mit Sterbenden und ihren Familien immens wichtig. „Man darf sie nicht mit der Thematik überrollen“, sagte der Palliativ-Fachmann in Bezug auf den „Moment der Wahrheit.“ Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch habe ganz richtig den Spruch geprägt, wonach man jemandem die Wahrheit behutsam wie einen Mantel umlegen und nicht wie ein nasses Tuch um den Kopf schlagen soll. Mit Blick auf die jetzt erfolgte Änderung im Masterplan rechnete Gottschling hoch, wie viele Semester ein Medizinstudium in Anspruch nehme und wie lange eine Ausbildung zum Facharzt dauert. So kam er zu dem Schluss: „In zwölf bis 15 Jahren ist alles gut – hoffentlich.“

Domkapitular Karl-Ludwig Hundemer wies in seiner Rede darauf hin, dass es im Bereich der Diözese Speyer über 450 ehrenamtliche Hospiz-Begleiter gibt. „Diese Arbeit macht man nicht, um zu vertrösten. Mit diesem Dienst wird auf eine größere Wirklichkeit verwiesen“, so der Kirchenmann. Die Bedeutung der Hospizhilfe sprach darüber hinaus auch Landrat Theophil Gallo als Schirmherr der neunten Hospiztage an: „Wie die Geburt ist auch der Tod etwas Gewaltiges.“

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