Homburger Frauenkabarett läuft zu Hochform auf Mehr als komisch war das schon

Blieskastel · Das Homburger Frauenkabarett präsentierte in Blieskastel sein neues Programm zu Gunsten des Hospizvereins.

 Die fünf Damen des Homburger Frauenkabaretts auf der Bühne der Bliesgau-Festhalle.

Die fünf Damen des Homburger Frauenkabaretts auf der Bühne der Bliesgau-Festhalle.

Foto: Cornelia Jung

Von Beginn an schon überaus vergnüglich – doch gegen Ende war‘s einfach zum Sichwegschreien: das Homburger Frauenkabarett mit seiner Premiere unter dem Motto: „Aber komisch ist das schon“. Und wie! Nehmen wir nur mal die Nummer mit dem Kopfsalat. Sie hat das Zeug für die ganz großen kabarettistischen Bühnen der Republik. Unnachahmlich, wie Birgit Schöndorf völlig aus sich heraus gerät beim Plädoyer für die artgerechte Haltung der Pflanze. Da enthüllt sie feierlich das grüne Gewächs und wiegt es wie ein Baby im Arm. So wie sie sich hineinsteigert in ihren irrwitzigen Text – einfach herrlich und mit tosendem Applaus in der voll besetzten Bliesgau-Festhalle belohnt.

Gemeinsam laufen Heidi Hennen, Silke Müller, Ursula Pfeiffer-Anslinger, Birgit Schöndorf und Gisela Walter (Regie: Thomas Engel) zur Hochform auf, als sie sich als alte Schachteln über die „Qualität“ ihres Altersheims auslassen und einen Augenschmaus schmerzlich vermissen: „Kein schöner Mann hier weit und breit...“ Obwohl: „Den neuen jungen Pfleger würd’ ich auch nicht von der Bettpfanne schubsen.“ Herrlich komisch auch Seniorin Ludwine , die immer dann ans Klavier wackeln will, wenn sie keinen Einsatz hat. Als der dann fällig wird, ist sie geistig absent. Und wieder tobt das Publikum wegen des schauspielerischen Talents der Damen auf der Bühne, es krümmt sich der ein oder andere vor Lachen.

Die Frauen brillieren auch unter der Rubrik „bissig bis hundsgemein“. Wenn sie etwa die Qualitäten eines Kindes mit Namen Samantha Semäntha (Samantha) Briefbot aus Aßweiler hochleben lassen. Schon ihren Fötus ließen die Eltern Tag für Tag 24 Stunden lang stimulieren, um das Optimum aus ihm herauszuholen. Und nun, im zarten Alter von drei Monaten, kann die Kleine ihren Taufspruch schon in Latein aufsagen, wird mit drei Jahren eingeschult, spielt Geige und Schach, macht Abitur mit neun und habilitiert mit 15. Ein wunderbar brutaler Seitenhieb auf alle krankhaft ehrgeizigen Väter und Mütter, die sich im Glanz ihres Nachwuchses sonnen oder aalen möchten. Zwischendrin macht das Quartett noch den Sack auf mit den spitzen Pfeilen auf unsere teils kranke und kränker werdende Welt. Wo auf der roten Liste der bedrohten Tier- und Pflanzenarten zahlenmäßig schon mehr zu finden ist, als die SPD Mitglieder hat. AKK kriegt dann auch noch eins übergebraten: „Annegretel, ach Annegretel, warum tust Du, was Du tust?“ Dass sie Verteidigungsministerin ist, sei weiter nicht dramatisch, denn: „Bei der Bundeswehr kannste nicht mehr viel kaputt machen.“ Und übrigens, was die Befähigung fürs Minister(innen)-Amt angeht: „Ich hatte mal zwei Goldhamster, also kann ich auch Zoodirektorin.“

Tiefgründig sind sie, nach allen Seiten politisch bissig sind sie, die fünf Kabarettistinnen, aber auch Spitze, wenn der pure Klamauk hervorgeholt wird. Da sprüht und explodiert der Witz. Fazit nach zwei Stunden: Das Homburger Frauenkabarett ist nach wie vor eine Wucht. Jeder Cent Eintrittspreis lohnt doppelt und dreifach. Wer die Premiere (als Benefizveranstaltung für den Hospizverein) verpasst hat, der kann das Vergnügen nachholen. Spätestens am 10. Januar in Sulzbach. Denn da geht das Frauenkabarett wieder in die Vollen.

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