Kinowerkstatt St. Ingbert „Hoher Besuch“ zum 40. Geburtstag

St. Ingbert · Der bekannte Regisseur Rudolf Thome kommt heute Abend zum Gratulieren in die Kinowerkstatt St. Ingbert.

 Die Kinowerkstatt St. Ingbert feiert 40-jähriges Bestehen. Wolfgang Kraus ist seit Jahren die treibende Kraft. Heute Abend begrüßt er den renommierten Regisseur Rudolf Thome.

Die Kinowerkstatt St. Ingbert feiert 40-jähriges Bestehen. Wolfgang Kraus ist seit Jahren die treibende Kraft. Heute Abend begrüßt er den renommierten Regisseur Rudolf Thome.

Foto: Christian Lang

Rudolf Thome, einer der wichtigsten deutschen Regisseure, bekannt durch seine Filme „Berlin Chamissoplatz“ und „Rote Sonne“, wird am heutigen Dienstag um 20 Uhr seinen Film „Das rote Zimmer“ persönlich in der Kinowerkstatt St. Ingbert vorstellen. Bereits um 18 Uhr zeigt die Kinowerkstatt das Werk seiner Tochter Joay Thome „Die Königin von Niendorf“ (D 2017). Im Anschluss an beide Filme und das Gespräch mit ihm sind alle Besucher zu einem kleinen Umtrunk eingeladen, um gemeinsam auf 40 Jahre Kinowerkstatt anzustoßen. „Das rote Zimmer“ (Deutschland 2010) weist, wie eigentlich fast alle Thome-Filme, mit seiner Geschichte über starke Frauen und passive Männer weit zu den Anfängen des Regisseurs zurück. In „Rote Sonne“ von 1969 etwa gab es auch schon eine Frauen-WG (mit Uschi Obermaier), allerdings wurden damals die übergangsweise vorhandenen Männer nach getaner Pflicht umgebracht. Aber das waren auch wildere Zeiten als heute, und Thome ist ja schon siebenundsiebzig. Die Frauen in seinem Film heißen Luzie und Sibil und werden gespielt von Katharina Lorenz und Seyneb Saleh: Das sich liebende Frauenpaar will dem Geheimnis Mann auf die Spur kommen und schreibt darüber ein Buch. Arbeitstitel: „Die Seele der Männer“. Probanden werden für Tiefeninterviews auf ihren einsamen Bauernhof eingeladen. Mancher Frauenversteher ist darunter, wird aber umgehend wieder zurück nach Berlin geschickt. Einer darf bleiben: Der Auserwählte ist Fred (Peter Knaack), ein frisch geschiedener Wissenschaftler, der die tatsächlich existierende Disziplin der Kussforschung betreibt. Als Fred Luzie und ihre Freundin besucht, muss er mit ihnen nackt im See schwimmen, später laden sie ihn in ihr geheimnisumwittertes „rotes Zimmer“ ein. Der Kussforscher wird von den Frauen eingeladen, mit ihnen einen Harem zu gründen. Thome ist mit dem Alter nicht distanziert und kühl geworden, sondern geht seinen Leidenschaften und Träumen mit unerhörter Offenheit nach, in einem gelassenen Rhythmus, der selbst die gröbsten Banalitäten in die richtige Balance bringt.

 Die Kinowerkstatt befindet sich in Räumen des Jugendzentrums in der Pfarrgasse.

Die Kinowerkstatt befindet sich in Räumen des Jugendzentrums in der Pfarrgasse.

Foto: Kerstin Keller

Der Film „Die Königin von Niendorf“ von Joya Thome lief dieses Jahr beim Max-Ophüls-Festival. Es geht es um eine Jungensbande. Die zehnjährige Lea beobachtet fünf Jungs, die ein großes Ölfass über den Zaun der Farbfabrik hieven und mit ihrer Beute auf einem Fahrradanhänger davonrasen. Sie will Mitglied dieser Bande werden. Doch die Jungs wollen keine Mädchen in ihrer Bande, lassen sich aber auf eine Mutprobe für Lea ein. Sie besteht die Mutprobe und wird in die Bande aufgenommen. „Man darf sich als Zuschauer in einer lichtdurchfluteten Dorfidylle entspannen, die zumindest für junge Stadtbewohner wie eine Reise auf einen fernen Planeten wirken dürfte: In Niendorf treffen sich die Kinder noch im Baumhaus, lassen im Tante-Emma-Laden anschreiben, unterhalten sich per Walkie-Talkie, paddeln mit dem selbst gebauten Floß über den Teich und hecken alberne Mutproben aus, statt Wände vollzuschmieren, Computer-Gegner hinzurichten oder sich gegenseitig mit dem Smartphone in der Hand anzuschweigen. Gibt es das heute wirklich noch? Schön wär‘s ja,“ schrieb Rick Reitler in seiner Max-Ophüls-Preis-Kritik.

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