Die Spannung steigt kurz vor der Stichwahl in St. Ingbert Hochbetrieb vor dem heißen Sonntag

St. Ingbert · Das St. Ingberter Wahlbüro hat alle Hände voll zu tun. Rekordverdächtiger Ansturm mitten in der Woche.

 Viele der mehr als 7000 Briefwähler des ersten Wahlgangs nutzten diese Möglichkeit bei der Stichwahl erneut. Ins Wahlbüro kommen nun aber auch Wähler, die am 26. Mai regulär ihre Stimme abgegeben haben, an Pfingsten allerdings anderweitig „verplant“ sind.

Viele der mehr als 7000 Briefwähler des ersten Wahlgangs nutzten diese Möglichkeit bei der Stichwahl erneut. Ins Wahlbüro kommen nun aber auch Wähler, die am 26. Mai regulär ihre Stimme abgegeben haben, an Pfingsten allerdings anderweitig „verplant“ sind.

Foto: Cornelia Jung

Thomas Schöben, Wahl-Organisator im St. Ingberter Rathaus, freut sich derzeit über richtig schön Betrieb. Bürgerinnen und Bürger geben vermehrt ihr Votum ab hinsichtlich der OB-Stichwahl am kommenden Sonntag. Am Mittwoch voriger Woche, da wurde das Wahlbüro regelrecht überrannt, wie Schöben im Gespräch mit der Saarbrücker Zeitung erzählt. Da kamen 300 Männer und Frauen, um ihr Wahlrecht auszuüben. 200 neuer Briefwähler kamen noch hinzu. Doch was passiert, wenn die beiden zur Wahl stehenden Kandidaten Stimmengleichheit erzielen? Das hält der Fachmann für sehr unwahrscheinlich. Und will sich darüber erst Gedanken machen, wenn dieser außergewöhnliche Fall tatsächlich eintreten sollte. Der Gemeindewahlausschuss werde da sehr genau hinschauen, vor allem hinsichtlich der für ungültig erklärten Stimmen. Im Übrigen würden im Extremfall alle Stimmen erneut ausgezählt. Und nun ein Blick ins Kommunalwahlgesetz (KWG): In Paragraf 79, Absatz 2, steht zu lesen, dass bei definitiv festgestellter Stimmengleichheit das Los entscheidet. Dieses Los muss der Gemeindewahlleiter ziehen. 330 Wahlhelfer werden an Pfingstsonntag im Einsatz sein – in 31 Wahl- und vier Briefwahlbezirken.

Für die Wähler gilt es jetzt, auf den letzten Metern nicht schlapp zu machen und ihre Stimmen dem jeweiligen Favoriten zu geben. Vor der Wahl am 26. Mai nutzten weit mehr St. Ingberter als sonst die Möglichkeit der Briefwahl oder gingen schon vorab ins Wahlbüro im vierten Stock des Rathauses. Diejenigen – 7176 um genau zu sein – bekamen für ihre nun alles entscheidende Stimme an Pfingsten die Briefwahlunterlagen nach Hause geschickt. Wir mischten uns unters „frühzeitige“ Wahlvolk und wollten wissen, warum die St. Ingberter ihre Stimme schon vor dem Stichtag abgeben und dafür zum Teil weitere Wege in Kauf nehmen.

„Ich weiß zwar noch nicht, was ich am Sonntag mache, aber es ist ein Feiertag, und da gehe ich nicht wählen“, sagt eine ältere Dame im Gespräch mit der SZ. Diese hat sich trotz Gehbehinderung auf den Weg ins Rathaus gemacht, „weil mir die Wahl wichtig ist“. Wäre es ein normaler Sonntag, würde sie in ihr Wahlbüro gehen, aber dieser Pfingstsonntag ist ihr heilig, wie sie sagt. Sie vermutet, dass gerade viele junge Leute nicht wählen, weil der zweite Termin vergessen wird, oder diese Klientel etwas anderes vorhat. So wie ein 30-köpfiger Freundeskreis aus Oberwürzbach, der immer an Pfingsten „on Tour“ ist. Doch das sei noch lange kein Grund, nicht seine Stimme abzugeben, sagt eine Bewohnerin dieses Ortsteils, die zu besagtem Kreis dazugehört: „Wenn ich jetzt nicht wähle, habe ich keinen Beitrag geleistet. Dann kann ich später auch nicht meckern, wenn mein Favorit es nicht geschafft hat.“ Für Pfingstausflügler wie sie gebe es ja deshalb auch die Möglichkeit der früheren Wahl per Brief. „Wir haben mal durchgezählt. Von unserer Truppe sind 21 Leute über 18 Jahre alt“, sagt sie und meint, dass diese Anzahl an Wählern unter Umständen das Zünglein an der Waage sein könnte, wenn es bei den Kandidaten „um die Wurst geht“. Denn diesmal reicht Meyer oder Wagner die einfache Mehrheit.

Es gibt aber auch andere Gründe, sich vor dem Sonntag für einen der beiden Kandidaten zu entscheiden. Ein Krankenhaus-Aufenthalt etwa. Der steht ab heute bei einer Rohrbacherin an. Sie hat sicher vorher noch andere Dinge zu regeln, kam aber trotzdem am Dienstag ins Wahlbüro. „Ich hätte es fast vergessen, aber Gott sei Dank habe ich heute Morgen noch einen Bericht im Radio gehört“, erzählt die 55-Jährige. Allein schon die Tatsache, dass sie trotz Krankheit vorher wählen geht, zeigt, wie wichtig ihr die Stimmabgabe ist. So wie einem Berufskraftfahrer, der am Sonntag arbeitet und deshalb nicht in St. Ingbert ist. „Schließlich will ich ja mitbestimmen, wer hier im Rathaus Chef bleibt oder wird“, lautet seine Antwort auf die Frage nach der persönlichen Bedeutung dieser Wahl für ihn. Das Team des Rathauses im Wahlbüro kann an manchen Tagen die Uhr nach dem Wähleransturm stellen, der sich oft am Busfahrplan orientiert. Dann stehen schon mal zehn oder mehr St. Ingberter vor den Urnen. Auch am gestrigen Mittwoch stellte sich das Rathaus-Team auf großen Zuspruch ein. Denn mittwochs sind viele St. Ingberter sowieso in der Nähe. Dann ist Markttag und für einige von ihnen zusätzlich eben auch Wahltag.

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