Hilfe bei der Alltagsbewältigung

Homburg · Das Frauenbüro hilft Migrantinnen, für Migranten gab es bisher nichts Vergleichbares: Seit Oktober helfen Kurse der Caritas Männern, den Alltag besser zu bewältigen. Im September beginnt der nächste Kurs.

Im September startet in Homburg wieder ein kostenloser Kommunikationskurs für männliche Migranten. Mit dem Angebot versucht das Caritas-Zentrum Saarpfalz seit Dezember 2012, eine Lücke zu schließen. Für Männer ohne Leistungsanspruch gab es bisher keine entsprechende Anlaufstelle.

"Ich heiße", "Ich komme aus", "Das Wetter ist schön". Ganz einfache Sätze - darum geht es, wenn sich die Männer-Gruppe im Caritas-Zentrum in Homburg in der Schanzstraße 4 jeden Mittwochnachmittag trifft. Die Idee zu dem Kurs hatte Anna Schabert. Sie studiert in Landau Diplom-Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt interkulturelle Bildung. Im Rahmen ihres Studiums absolvierte die 24-Jährige bei der Caritas ein Praktikum. Dabei stellte sie gemeinsam mit ihrer Anleiterin, Monika Herb, fest, dass es bei der Sprachförderung mehrere Lücken gibt. Betroffen sind insbesondere männliche Migranten. Frauen werden durch das intensive Engagement des Frauenbüros zum Teil erreicht. Für Männer in einer ähnlichen Situation gab es bisher nichts Vergleichbares. Hierbei geht es um das Selbstverständnis der Caritasarbeit, nämlich Hilfe zum Leben zu leisten, für alle Menschen in Notsituationen. Dass sich Männer, die lediglich ein Aufenthaltsrecht aber keinerlei Sozialschutz in Deutschland genießen, in einer sehr schwierigen Lage befinden, ist während den Übungsstunden geradezu mit Händen zu greifen.

Die Migranten kommen aus Bulgarien, Rumänien, Sri Lanka oder dem Irak. "Die Gründe, warum jemand nach Deutschland kommt, spielen für uns keine Rolle", sagt Leiterin Anna Schabert. "Der Kurs soll mithelfen, dass die Männer sich im Alltag besser zurechtfinden und eventuell auch eine Arbeit finden." Dann wäre der Teufelskreis, in dem sich die zumeist älteren Migranten befinden, durchbrochen. "Sprache ist ein Schlüssel für erfolgreiche Integration", schreibt das Bundesamt für Flüchtlinge und Migration auf seiner Internetseite, allerdings müssen sich die Teilnehmer von Integrationskursen laut Aufenthaltsgesetz in der Regel mit einem Euro je Unterrichtsstunde an den Kosten beteiligen. Die Männer aus der Gruppe von Anna Schabert können sich das nicht leisten.

Manchmal sind es acht, manchmal nur drei Männer. "Auch wenn nur einer käme und ich ihm weiterhelfen kann, wäre es okay", sagt die Kursleiterin. "Wir verfolgen keine großen Ziele, sondern schauen auf die kleinen Fortschritte." Unterstützt wird sie von Johannes Junker, der ehrenamtlich tätig ist. Der 57-Jährige ist erwerbsunfähig, wollte aber nicht nur zuhause sitzen und fragte deshalb bei der Ehrenamtsbörse nach Betätigungsmöglichkeiten. Neben drei anderen Ehrenämtern ist er nun also in der Migrantenarbeit der Caritas engagiert. "Auch wenn es immer nur eine Stunde am Mittwochnachmittag ist, habe ich etwas dazu beigetragen anderen Menschen zu helfen", sagt der Homburger. "Und ich bin froh, dass er dabei ist", ergänzt die Kursleiterin Schabert. "Denn er ist erstens ähnlich alt wie die Teilnehmer und zweitens ist er ein Mann." Damit ist er eine wichtige Identifikationsfigur für die Teilnehmer.

"Das Projekt bezieht für mich seinen Charme und seine Wirkkraft vor allem dadurch, dass es aus einer sehr guten Zusammenarbeit in einem Praktikum entstanden ist und sich direkt an dem Bedarf vor Ort entwickelt hat", resümiert der Leiter des Caritas-Zentrums Saarpfalz, Andreas Heinz.

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