„Hier kommt einfach ganz viel zurück“

St Ingbert · Conny Wagner will Angehören von Dementen Mut machen, sich Hilfe zu holen oder sogar selbst Hilfe zu geben. Eine Möglichkeit dazu ist aus ihrer Sicht eine spezielle Ausbildung für Demenzbegleiter und das Café Malta der Malteser in St. Ingbert.

 Conny Wagner, Demenzbegleiterin der Malteser. Foto: Sabine Grimm

Conny Wagner, Demenzbegleiterin der Malteser. Foto: Sabine Grimm

Foto: Sabine Grimm

Conny Wagner ist als Demenzbegleiterin für die Malteser St. Ingbert tätig. Sie und ihre Kollegen besuchen dementiell veränderte Menschen zuhause oder betreuen sie im Café Malta. So werden Angehörige entlastet, können etwas für sich tun oder Erledigungen machen. Conny Wagner berichtet von ihrer Arbeit und möchte auch andere ermutigen, sich für Demente und deren Familien zu engagieren.

"Ich habe meine Tätigkeit im März 2011 im neu eröffneten ,Café Malta' in St. Ingbert begonnen. Gleichzeitig betreute ich zwei Stunden in der Woche eine Dame zuhause." Mit dem Thema "Demenz " war die Frau damals durch einen Fall in der eigenen Familie persönlich konfrontiert. "Man ist erst mal hilflos und fühlt sich überfordert", erinnert sich Conny Wagner, die jetzt Angehörigen Mut machen will, "sich Hilfe zu holen und nicht abzuwarten, bis sie völlig ausgepowert sind". 2011 absolvierte die Helferin eine Ausbildung in Psychologie an einer Heilpraktiker-Schule. Demenz wurde dabei nur kurz angesprochen. Wagner: "Einige Zeit später wollte ich aber mehr darüber erfahren und entschloss mich zur Ausbildung ,Demenziel veränderte Menschen verstehen und begleiten' bei den Maltesern." Wichtiger als die medizinische Seite der Veränderung ist ihr seither der individuelle Umgang mit dem betroffenen Menschen - je nach Stadium auf ihn einzugehen und zu schauen, welche Fähigkeiten noch erhalten sind. Wichtig und interessant sei auch, von den Angehörigen etwas vom Leben der Person zu erfahren. "So wird Biografiearbeit möglich. Hier kann man ansetzen, denn aus früheren Lebensabschnitten ist oftmals noch vieles vorhanden, woran die Betroffenen sich erinnern."

Oft wird die Helferin nach eigenen Angaben gefragt: "Ist deine Arbeit nicht sehr anstrengend und traurig?" Nein, sagt sie, das sei sie keineswegs. "Meine Erfahrungen sind sehr positiv. Im Café Malta wird sehr oft gelacht. Sind die Gäste einmal traurig, hat man ebenfalls ein offenes Ohr und nimmt sie einfach nur in den Arm." Die Treffen begännen mit Bewegungen im Stuhlkreis, Übungen mit Ball, Tüchern und einem großen Schwungtuch. Das fördere die Gemeinsamkeit. Danach folge im Café Malta der gemütliche Teil mit Kaffee und Kuchen, der sehr wichtig für einen Austausch mit den Gästen sei. Der letzte Teil des Café Maltas bestehe meist aus Singen, auch mal aus Basteln in der Oster- und Weihnachtszeit. Zudem werde den Senioren eine Auswahl an Gesellschaftsspielen angeboten. "Natürlich mussten wir auch schon von lieb gewonnenen Menschen Abschied nehmen. Das gehört zu unserer Arbeit dazu. Auch der besondere Kontakt mit den Angehörigen und deren Anerkennung motiviert immer wieder aufs Neue, diese Arbeit fortzusetzen. Es kommt einfach ganz viel zurück. In unserer neue Dienststelle haben wir nun noch mehr Möglichkeiten, unseren Gästen abwechslungsreiche Stunden zu bieten", berichtet Wagner.

Informationen zur Ausbildung "Demenziel veränderte Menschen verstehen und begleiten" und zum Café Malta erhalten Interessierte bei der Malteser Standortkoordinatorin "Hilfe für pflegende Angehörige " Sabine Kayser, Tel. (0175) 9 32 95 58, E-Mail: sabine.kayser@malteser.org.

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