Herzwoche in Homburg Ist das Herz in Not, muss es schnell gehen

Homburg · Um den plötzlichen Herztod ging es in einem sehr gut besuchten Seminar im Homburger Forum.

 Bürgermeister Michael Forster als Hausherr, Professor Michael Böhm und Evelyne Schmitt von der Deutschen Herzstiftung (von links) zeichneten sich verantwortlich für das Homburger Herzseminar.

Bürgermeister Michael Forster als Hausherr, Professor Michael Böhm und Evelyne Schmitt von der Deutschen Herzstiftung (von links) zeichneten sich verantwortlich für das Homburger Herzseminar.

Foto: Thorsten Wolf

Es war der 28. Juni 2019, als eine Nachricht Deutschland schockte: Mit nur 47 Jahren starb die bekannte Schauspielerin Lisa Martinek. Als Ursache war schnell der so genannte „Plötzliche Herztod“ identifiziert. Eben der war in diesem Jahr das Thema des Herzseminars, als Teil der bundesweiten Herzwoche, am Montagabend, 4. November, im Homburger Forum, einer jährlich stattfindenden Gemeinschaftsveranstaltung der Deutschen Herzstiftung und des Universitätsklinikums des Saarlandes (UKS) in Homburg in Zusammenarbeit mit der Stadt. Wie in den Jahren zuvor präsentierte sich der große Sitzungssaal des Forum dabei bestens besucht.

In seiner Einführung schilderte Professor Michael Böhm, der Direktor der Klinik für Innere Medizin III des UKS, was genau es mit dem plötzlichen Herztod grundsätzlich auf sich hat. Er war sich dabei sicher: „Das heutige Thema ist etwas ganz Besonderes.“ So sei der plötzliche Herztod eine ausgesprochen häufige Todesursache – die vor allem die Angehörigen wie der Schlag treffe, so Böhm. Zum Hintergrund: In Deutschland sterben pro Jahr rund 100 000 Menschen am plötzlichen Herztod, akuter Auslöser ist oft eine massive Herzrhythmusstörung, wie Kammerflimmern. Ursachen sind entsprechende Vorerkrankungen wie Herzmuskel-Entzündungen oder koronare Herzerkrankungen.

Böhm unterließ es nicht, die Zuhörer des Herzseminars auch mit drastischen, bewegten Bildern auf das Thema zu fokussieren. So als er eine kurze Aufzeichnung eines Spiels aus der zweiten spanischen Fußball-Liga zeigte, bei dem einer der Spieler am plötzlichen Herztod verstarb. Böhm zeigte auch auf, was in einem solchen Falle zu tun sei: schnellstmögliche Herzmassage bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes. „Die meiste Verzögerung entsteht dann, wenn Beteiligte sich erst lange fragen, was der Betroffene denn hat. Da wird ein Kopfkissen unter den Kopf gelegt und all so Sachen. Ich hab schon auf der Straße reanimiert, da hatte der Betroffene schon zwei Gläser Wasser neben sich stehen – war aber klinisch tot. Es geht um Schnelligkeit!“ Dies sei darin begründet, dass es nur darum gehe, den Patienten am Leben zu halten und die Sauerstoffversorgung des Hirns so lange wie möglich sicher zu stellen – um Hirnschädigungen zu vermeiden.

Eben dieses Thema der Reanimation griff Privatdozent Dr. Christian Ukena, der Leiter der Rhythmologie an der Klinik für Innere Medizin III, in seinem nach Böhm folgenden Vortrag auf. Ukena erläuterte zu Beginn die Ursachen, die zum plötzlichen Herztod führen können. Hier lenkte er auch den Blick auf prominente Opfer, so auch auf die eingangs genannte Lisa Martinek. Er verglich zudem die Häufigkeit dieser Todesursache mit anderen, so sei in 45 000 Fällen Lungenkrebs verantwortlich, in 17 000 Brustkrebs, es gebe 20 000 tödliche Unfälle und 300 Morde in Deutschland pro Jahr. Damit sei der plötzliche Herztod mit 100 000 Fällen jährlich eine sehr häufige Ursache. Auslöser, wie Ukena erläuterte, sei ein so genanntes Kammerflimmern, seltener eine kompletter Herzstillstand.

Bevor Vorträge zu den Themen „Wie kann man sich optimal vor dem plötzlichen Herztod schützen“, „Welche Ursachen eines plötzlichen Herztodes kann man chirurgisch behandeln“ und „Schutz durch einen Defibrillator“ weitere, zahlreiche Informationen gaben, nannte Christian Ukena all das, was in einem Notfall zu tun sei. „Was immer ganz wichtig ist, ist schnell über die Notrufnummer 112 Hilfe anzufordern.“ Seien Betroffene nicht ansprechbar und reagierten nicht auf Schmerzreize wie ein Kneifen, dann solle man so kurz wie möglich auch die Atmung kontrollieren. Aber hier dürfe man sich nicht täuschen lassen. So hätte Patienten mit einem Herzstillstand durchaus mitunter noch Schnappatmung. „Der größte Fehler ist dann, dass man weitere Maßnahmen unterlässt“.

Wichtigste Hilfe vor Ort sei die Herzdruckmassage, die müsse so lange durchgeführt werden, bis Rettungskräfte einträfen. 100 bis 120 Mal pro Minute müsse das Herz durch Druck massiert werden, um so den Blutkreislauf aufrecht zu erhalten und das Hirn mit Sauerstoff zu versorgen. Nicht mehr Teil der Wiederbelebungs-Maßnahmen sei die Mund-zu-Mund-Beatmung. Ukena: „Mittlerweile weiß man, dass der Sauerstoff-Anteil im Blut ausreichend ist. Entscheidend ist, das Blut im Körper zu transportieren. Und das macht man durch die Herzdruckmassage.“

 Wie bereits in den vergangenen Jahren erfreute sich das Herzseminar am Montagabend überaus großer Publikums-Nachfrage.

Wie bereits in den vergangenen Jahren erfreute sich das Herzseminar am Montagabend überaus großer Publikums-Nachfrage.

Foto: Thorsten Wolf

Als zusätzliches Instrument für Ersthelfer nannte Ukena, wenn vorhanden, Defibrillatoren, die inzwischen an einigen öffentlichen Stellen in Homburg und umliegenden Orten verfügbar und aufgrund ihrer Konzeption für Laien einsetzbar seien.

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