Flüchtlingskinder Herausforderung für Schulen und Kitas

St. Ingbert · Statistiken legen offen, dass Kinder aus Flüchtlingsfamilien vor allem die Bildungseinrichtungen in der Stadt besuchen.

 An der Wiesentalschule in St. Ingbert werden derzeit besonders viele Flüchtlingskinder unterrichtet.

An der Wiesentalschule in St. Ingbert werden derzeit besonders viele Flüchtlingskinder unterrichtet.

Foto: Cornelia Jung

Die große Flüchtlingswelle von 2015 ist abgeebbt, aber deren Auswirkungen werden in einigen Bereichen erst heute spürbar. Die Folgen werden in den Städten und Gemeinden nämlich dann deutlich, wenn die Familien und mit ihnen Kinder nachziehen oder die bereits in Deutschland geborenen Kinder das Alter erreicht haben, in dem sie in eine Kindertagesstätte oder eine Schule gehen können. Während noch vor einigen Jahren ein Geburtenrückgang zu verzeichnen war und deshalb sogar einige Schulen geschlossen werden mussten, ziehen die Kinderzahlen, auch wegen des Zuzugs der Migranten,  wieder an.

Für eine Stadt ist es wichtig, frühzeitig zu wissen, wie sich das auf den Bedarf an Kita-Plätzen oder das Raumangebot in Schulen auswirkt. Aus diesem Grund wollte Dominik Schmoll von der Fraktion „Wir für St. Ingbert“ von der Verwaltung wissen, wie viele Kinder von Migranten oder Flüchtlingen die St. Ingberter Bildungseinrichtungen und Kitas besuchen, wie deren dortiger prozentualer Anteil in Bezug auf die Gesamtkinderzahl ist, ob es Wartelisten gebe, wie viele Kinder von Flüchtlingen  die Ganztagesbetreuung besuchen und wie die Prognosen für die Zukunft sind.

Dem jüngsten Ausschuss für Kultur, Bildung und Soziales lagen nun die Zahlen vor. Laut diesen ergibt sich für die Kitas folgendes Bild: Während die Kitas Sonnenblume in Hassel, die Kita St. Johannes in Rohrbach und die St. Ingberter Kita St. Franziskus keine Flüchtlingskinder betreuen, sind es bei der städtischen Kita in Rohrbach elf, was einem Anteil von 13,58 Prozent entspricht. Die innerstädtische Kita Louise Scheppler wird von zwölf Flüchtlingskindern besucht, was 14,12 Prozent, gemessen an der Gesamtkinderzahl der Einrichtung, entspricht.

Nach Aussagen der Stadt sind die Kindertagesstätten im Kindergartenjahr 2017/2018 bis auf wenige Plätze, die eventuell durch Doppelanmeldungen frei werden, komplett ausgelastet. Nach Rücksprache mit einigen Kita-Leitungen können aber im Kindergartenbereich bisher alle angemeldeten Kinder aufgenommen werden. Im Krippenbereich gebe es nach wie vor Wartelisten. Hier müssten bereits Absagen erteilt werden. Natürlich würden haben auch Kinder aus Flüchtlingsfamilien die Möglichkeit, in dire Krippe aufgenommen zu werden.

Aktuell leben in St. Ingbert 13 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren, für die überwiegend eine Platzzusage erteilt worden sei, und 76 Kinder bis zwei Jahre. Darunter seien 20 Kinder, die im Laufe des Kindergarten-Jahres drei Jahre alt werden, also ins Kindergartenalter kommen. Für das Kindergartenjahr 2018/2019 zeichnen sich also schon jetzt Engpässe ab.

Bei den Grundschulen wurden die Daten für das vergangene und das laufende Schuljahr miteinander verglichen. Hier ist bei allen Schulen eine steigende Tendenz an Flüchtlingskindern zu verzeichnen. So hat sich der Anteil dieser Kinder, die die Pestalozzischule besuchen, in diesem Schuljahr von acht auf 16 (von fünf auf neun Prozent) verdoppelt. Bei der Albert-Weisgerber-Schule stieg der Anteil von sechs auf zehn Prozent, bei der Wiesentalschule von 27 Prozent auf 35. Im Bereich der Freiwilligen Ganztagsschule schlagen sich diese Zahlen ebenfalls nieder. Während die Rischbachschule im vergangenen Schuljahr mit einem Anteil an Flüchtlingskindern von 13,39 Prozent und 2017/18 von 18,51 Prozent jeweils im Mittelfeld aller FGTS liegt, sind es bei ihrer Dependance Wiesentalschule im laufenden Jahr sogar 34,38 Prozent.

Schmoll interessierte, wie es die Schulleiter erlebten, wenn mehr als ein Drittel der Schüler aus orientalischen oder nordafrikanischen Ländern kommen, und was in den Schulen getan werde, um das Sprachproblem in den Griff zu bekommen. Wie Marika Flierl, Leiterin des Geschäftsbereiches Kultur, Bildung und Familie, im Ausschuss berichtete, gebe es Sprachförderung, das Programm „Früh Deutsch lernen“, das sich bewährt habe, sowie viele Ehrenamtler und Förderschullehrer, die sich dieser Aufgabe annähmen. Außerdem stelle das Ministerium der Schulleitung aus diesem Grund Extrastunden zur Verfügung.

Eine separate Auffangklasse für Schulanfänger aus Flüchtlingsfamilien lehnt das Ministerium ab. Das komme einer Separierung gleich. „Das versteht man auch nicht unter Integration“, so Flierl. Wie ein Ausschussmitglied, selbst Schulleiterin, berichtete, habe man in der ersten Klasse neben der Sprache vor allem mit kulturellen Problemen zu tun.  „Wir dürfen aber bestimmte Schulen nicht stigmatisieren“, warnte Flierl, „das wäre kontraproduktiv. Man gibt sich viel Mühe und es wurde schon viel erreicht.“ Trotzdem sei die Situation gerade in den ersten beiden Klassenstufen eine Herausforderung für alle Beteiligten.

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