Heiter bis frostig

Junge Leute gehen dieser Tage schon wieder im T-Shirt. Der Eltern-Reflex – „Kind, zieh dich warm an, wir sind mitten im Winter“ – verfängt noch weniger als üblich bei Temperaturen um die zehn Grad Celsius, wie am Freitagnachmittag für St.

Ingbert gemessen. Es ist dem Nachwuchs nicht zu verübeln. Wer kann, fängt ein paar Sonnenstrahlen ein, bevor es wieder grau und nieselig wird. Bestes Beispiel sind dafür auch die St. Ingberter Bienenvölker von Hans-Werner Krick, die schon mal Frühling üben und Eier legen. Die Natur packt an, wo immer sie kann. Gleichen Optimismus, gleich heiteres Frühlingsgefühl würde man sich für die Alte Baumwollspinnerei wünschen. Doch die Lage könnte trotz vieler Ansätze eher mit froststarr beschrieben werden. Rainer Henrich vom Heimat- und Verkehrsverein hat diese Woche den Prototyp des Fastnacht-Pins in die SZ-Redaktion gebracht. Mit den Farben war er im Detail noch nicht einverstanden, aber das Motiv steht. "Mir wolle jetzt rin", sagt das von Albert Weisgerber auf Leinwand gebrachte Paar und schaut Richtung Baumwollspinnerei. Nun hätte sich dieser Imperativ sicher schon vergangenes Jahr formulieren lassen, aber das Gefühl der Fastnachtsmacher trügt sicher nicht, wenn sie sich gerade jetzt mit Nachdruck der Sache annehmen. Formuliert dies doch zugleich ihre Sorge. Im schlimmsten Fall könnte das Weisgerber-Paar nämlich gleich dem Sandstein-Ingobertus zu einem traurigen Mahnmal St. Ingberter Unvermögens und Starrhalsigkeit werden. 1000 Seiten Vertrag gab es, um die Zusammenarbeit zwischen Privatmann und öffentlicher Hand juristisch wasserdicht zu machen. 1000 Seiten waren offenbar nicht genug, da die beteiligten Seiten unterschiedliche Sichtweisen der Verantwortlichkeit entwickeln. Und in der St. Ingberter Gerüchteküche werden schon die ersten Ausstiegsszenarien gehandelt. Statt neuem Museum Bauruine? Ein frostiger Gedanke.

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