Häuser gefragt, aber nicht zu haben

Oberwürzbach · Oberwürzbach könnte stärker dem demografischen Wandel trotzen, macht es aber nicht. Das sagt Ortsvorsteherin Lydia Schaar. Sie ruft die Bürger auf, ihre leerstehenden Häuser und unbebauten Grundstücke an Interessenten zu verkaufen.

Oberwürzbach. Lydia Schaar glaubt an die Zukunft Oberwürzbachs. Während das Stichwort "Demografie" in ländlicheren Gemeinden Sorgen bereitet und für leere Häuser, geschlossene Geschäfte, fehlende Kindergärten, Schulen, Busverbindungen und Abwanderung steht, sieht die CDU-Ortsvorsteherin für ihr Dorf Chancen.

Der Kindergarten ist neu, die ehemalige staatliche Grundschule durch eine private Montessori-Schule vor dem Aus gerettet. Mit diesen Strukturmerkmalen in Zusammenhang dürfte wohl auch stehen, dass Schaar in jüngerer Vergangenheit Menschen am Telefon hat, die gerne Oberwürzbacher werden wollen: "Ich habe regelmäßig ein bis zwei Anfragen im Monat." Gerade jüngst hätten sich zwei Elternpaare an sie gewandt, die Kinder in der Montessori-Schule haben und von weiter weg kommen. "Es ist sicher wichtig und gut für den Ort, wenn Interesse besteht, hierher zu kommen", sagt die Ortsvorsteherin. Auch junge Paare mit Wurzeln in Oberwürzbach hätten sich schon an sie gewandt.

Aber das Ganze wäre zu schön, wenn es nicht einen Haken hätte. Es mangelt nämlich an Mietwohnungen und dem Interesse, leerstehende Häuser oder unbebaute Grundstücke zu veräußern. "Wir dürfen das Interesse nicht ins Leere laufen lassen", appelliert Schaar an die Oberwürzbacher, das Überleben des Stadtteils aktiv mitzugestalten. Leerstände verkauften sich in dem Stadtteil "relativ gut", berichtet sie. Aber es reiche nicht aus, Zuzugswilligen an zwei drei Adressen zu schicken. Um diese Menschen für das Dorf zu begeistern und den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden, müsse es auch eine gewisse Auswahl geben. Schaar: "Es wäre gut, Leute, die verkaufen oder vermieten wollen, würden sich bei mir melden." Fast 100 freie Grundstücke gebe es in ihrem Stadtteil, alle in privater Hand. Im Internet hat das Dorf auf seiner Webseite eine Übersichtskarte ("Immobilienbörse") eingestellt, die Verkaufsobjekte zeigt.

Auf neue Baugebiete darf Oberwürzbach nicht hoffen. Den Zahn hatte Peter Broschart, im Rathaus für Stadtentwicklung und Demographie zuständig, dem Ortsrat bereits vor zwei Jahren gezogen. Nach dem "Landesentwicklungsplan (LEP) Siedlung, der Richtlinien für Bautätigkeit bis 2016 festlegt, ist das ausgeschlossen. Das gilt allerdings nicht nur für Oberwürzbach, sondern auch die anderen St. Ingberter Stadtteile. Lediglich in St. Ingbert-Mitte seien noch neue Wohneinheiten möglich. Auch Broschart hat die Oberwürzbacher schon auf leerstehende Häuser aufmerksam gemacht. 2010 waren es 23 Gebäude. Bei einer alternden Gesellschaft kann ihre Zahl schnell steigen und die negative Seite des demographischen Wandels zuschlagen. In Straßen mit verfallenden Fassaden wird sich so schnell kein Kaufinteressent finden.

oberwürzbach.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort