Gegen das Gasthaussterben Rettet die Gasthäuser!

Gasthäuser sind ein Teil unserer Kultur. Umso trauriger ist es, dass die Arbeit der Wirtinnen und Wirte, der Köchinnen und Köche, der Kellnerinnen und Kellner, der Thekerinnen und Theker oft geringgeschätzt wird. Beim Trinkgeld wird geknausert. Menschen reservieren Tische und halten es nicht mal für nötig anzurufen, wenn sie doch nicht kommen. Man erwartet Freundlichkeit von denen, die bedienen, ist aber selbst nicht freundlich. Schade, denn was wären wir ohne gute Kneipen und Restaurants.

Gudrun Pink will die Gasthäuser im Saarland retten
Foto: SZ/Robby Lorenz

Vor einigen Tagen hat Gudrun Pink einen goldenen Hammer bekommen. Christian Weber hat ihn ihr in Homburg überreicht. „Hammer Einsatz für das Saarland“ steht drauf. Gudrun Pink ist die Inhaberin des Hotels Madeleine an der Saabrücker Johanneskirche und die Präsidentin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) im Saarland. Christian Weber ist der Chef der Karlsberg-Brauerei.

Gudrun Pink wäre nicht Gudrun Pink, wenn sie die Hammer-Ehrung für ihr Engagement einfach mit einem Dankeschön entgegengenommen hätte. Sie nutzte die Aufmerksamkeit im Homburger Bierzelt für einen kämpferischen Aufruf zur Rettung der Gasthäuser. Insbesondere in den ländlicheren Teilen des Landes verschwinde die Gastronomie immer mehr, warnte sie. Wozu für Pink keine Zeit blieb, war zu erklären, wo der Dehoga einen Ansatz zur Rettung der Gasthäuser sieht: in einem reduzierten Mehrwertsteuersatz für Essen, „unabhängig von der Art der Zubereitung sowie wo und wie gegessen“, wie es der Dehoga bundesweit fordert.

Es sei „doch grotesk“, sagt der Verband: „Ein gemütliches, gesundes Essen im Sitzen kostet 19 Prozent Mehrwertsteuer, im Gehen und Stehen 7 Prozent.“ Verwende ein Wirt, was ja auch gut für die Umwelt ist, Mehrweggeschirr, fallen 19 Prozent Steuer an, bei Einweggeschirr 7 Prozent. Für Essen im Kindergarten, der Schule oder im Altersheim sind 19 Prozent Steuer fällig, in der Uni-Mensa 7 Prozent. „Oder warum werden beim frischen Salat im Restaurant 19 Prozent berechnet, beim plastikverpackten Salat im Handel nur 7 Prozent?“, fragt der Dehoga. Das Ganze werde noch unbegreiflicher, wenn man auf die Arbeitsplätze schaut, sagt der Verband. Denn auf den gleichen Umsatz kommen in der Gastronomie sechsmal mehr Mitarbeiter als im Lebensmitteleinzelhandel, sagt der Dehoga. Waren des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel unterliegen dem reduzierten Satz, um sie günstig zu halten. Der Dehoga hat Recht: Es wäre konsequent, den reduzierten Steuersatz auf Essen einzuführen, unabhängig davon, wie zubereitet, wo gekauft und wie gegessen wird.

Wenn wir gute Gastronomie wollen, müssen aber vor allem wir Gäste dieser Gastronomie Wertschätzung zeigen. Indem wir freundlich sind und angemessene Trinkgelder geben zum Beispiel. Einen Tisch zu reservieren und dann einfach nicht zu kommen, ist das Gegenteil von Wertschätzung. Also: Rettet die Gasthäuser!

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