Austausch Griechische Delegation macht sich ein Bild von Lage in St. Ingbert

St. Ingbert · Vor allem der Umgang der Mittelstadt mit Müll imponierte den Gästen von der Insel Chios.

 Georgios Belegris, St. Ingberts Oberbürgermeister Hans Wagner und sein griechischer Amtskollege von der Insel Chios Emmanouil Vournous vor dem St. Ingberter Rathaus.

Georgios Belegris, St. Ingberts Oberbürgermeister Hans Wagner und sein griechischer Amtskollege von der Insel Chios Emmanouil Vournous vor dem St. Ingberter Rathaus.

Foto: Cornelia Jung

Als die St. Ingberter im Januar erfuhren, dass ihr Oberbürgermeister Hans Wagner zur Dienstreise auf der griechischen Insel Chios weilte, stellten sie sich auch Fragen. Zum Beispiel, wer den Aufenthalt bezahlt. Hans Wagner kam mit vielen Eindrücken zurück und erläuterte im Nachgang, dass die Deutsch-Griechische Versammlung, die auch die Aufenthalte bezahlt, St. Ingbert aussuchte, um mit dieser Insel in Erfahrungsaustausch zu treten. In dieser Woche weilten deren Bürgermeister Emmanouil Vournous, sein Stellvertreter und Beauftragter für die Reinigung, Georgios Belegris, und der Vertreter des Bürgermeisterbüros in Thessaloniki, Athanasios Serafeim, zum Gegenbesuch in St. Ingbert.

Zwischen den beiden Treffen war ein Team der Verwaltung Chios‘ fünf Tage im hiesigen Rathaus, um sich über Straßenbau- und Abwassertechnik zu informieren. „Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Punkt auf der Insel, die man als geschlossenen Raum betrachten kann. Wir sind Biosphärenregion, in diesem Punkt ein gutes Beispiel, aber auch wir können uns da was abgucken“, sagte Oberbürgermeister Hans Wagner beim Treffen mit den Gästen im Rathaus. Wie diese anmerkten, habe man auf der Insel mit dem Harz des Mastix-Baumes einen natürlichen und wertvollen Rohstoff, der als Basis für Kosmetik- und Medizinprodukte und Süßigkeiten dient.

Serafeim, der gleichzeitig als Übersetzer fungierte, erläuterte, wie man Schnittstellen möglicher Partner finde. „Wir sind immer auf der Suche nach Bürgermeistern, die sich für solch eine Zusammenarbeit interessieren. Zuerst wird von ihnen ein Fragebogen ausgefüllt und geschaut, wo Berührungspunkte sind“, so der gebürtige Hesse, „in der Zwischenzeit werden Ziele festgelegt, wo man etwas langfristig zusammen machen kann.“

Die beiden griechischen Amtsträger waren beispielsweise beeindruckt von der hiesigen Stadtreinigung und der Müllverwiegung. Denn auf Chios stehen die Tonnen zur allgemeinen Nutzung auf der Straße und jeder entrichtet die Gebühr entsprechend seiner Wohnraumgröße. Erstaunt waren sie auch darüber, wie ruhig und diszipliniert im Rathaus gearbeitet werde. Andersherum erfuhr St. Ingberts OB auf Chios, dass dort die Stadtratssitzungen live übertragen werden. Besonders gut gefiel den drei Griechen die Rundfahrt durch die Biosphäre Bliesgau, den ländlichen Bereich, der sie wohl am ehesten an ihre Heimat erinnert, die von Landwirtschaft und Fischfang, aber noch wenig vom Tourismus, geprägt ist.

Wagner ist stolz, dass St. Ingbert als einzige saarländische Stadt eine Anfrage erhielt und damit eine Vorreiterrolle einnimmt. Insgesamt gibt es in Deutschland rund 40 Städte, die aktiv an diesem Programm teilnehmen. Noch sei es nur ein Wissensaustausch. „Es ist keine klassische Städtepartnerschaft, aber dieser Austausch bringt uns auf andere Weise näher“, sagte Chios‘ Bürgermeister Vournous. „Wir tauschen uns über Dinge aus, die uns im Alltag beschäftigen. Und dann ist es gut, wenn wir uns all das vor Ort anschauen können.“

So stehe man auf Chios in den nächsten fünf Jahren vor großen Herausforderungen in der Abfallwirtschaft. Da sei es gut, wenn man sich über verschiedene Praktiken der Entsorgung im Vorfeld informieren und sie auch auf den Prüfstand stellen könne. „Das Kompostieren und die Abfallverwiegung sind wichtige Dinge für uns“, sagte er, „hier wollen wir uns ein Beispiel an der Vorgehensweise von St. Ingbert nehmen.“ Ein nächster Besuch eines griechischen Verwaltungsteams sei schon geplant.

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