Granate qualmt am Gartenzaun

St Ingbert · Gestern herrschte wieder Gelassenheit bei den Bewohnern im St. Ingberter Blumenviertel. Tags zuvor hatte dort eine Granate für Aufregung gesorgt. Kampfmittelbeseitiger erklären den Umgang mit Zufallsfunden.

 Die Phosphorgranate qualmt, am Holzzaun ist eine Brandstelle zu sehen. Foto: SZ/Marco Schmeltzer

Die Phosphorgranate qualmt, am Holzzaun ist eine Brandstelle zu sehen. Foto: SZ/Marco Schmeltzer

Foto: SZ/Marco Schmeltzer
 Das brennende GranatenstückFoto: SZ/Alexander Weber

Das brennende GranatenstückFoto: SZ/Alexander Weber

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Da staunten Hausbewohner und Nachbarn nicht schlecht: Der weiße Qualm, der an der Gartenpalisade zum nächsten Grundstück aus dem Boden drang, ließ sich mit Wasser nicht löschen. Der Nachbar holte dann die Spitzhacke und nach kurzem Graben kam ein Metallteil, etwas kleiner als eine Getränkedose, zum Vorschein. Eine brennende Weltkriegsgranate. Alexander Luck, der mit seiner Verlobten auf der anderen Seite des Hauses im Garten gesessen hatte, war von seinen Nachbarn alarmiert worden. "Wir dachten zuerst, da kohlt ein Stück Holz", sagt Luck. Als sie klarer sahen, gingen sie in Sicherheitsabstand und riefen die Feuerwehr. Die war "ruckzuck" da, lobt Luck, und habe die Situation gut gemeistert.

Es war etwas los in der Lilienstraße am Sonntagnachmittag. Der Löschbezirk St. Ingbert-Mitte rückte mit zwei Fahrzeugen und elf Einsatzkräften an, Polizei , Kampfmittelbeseitigungsdienst und ein DRK-Rettungswagen kamen vor Ort. Die Feuerwehr deckte die Stelle mit trockenem Sand ab, erläutert ihr Sprecher Marco Schmeltzer. Die Saarbrücker Sprengstoffexperten identifizierten nach seinen Worten ein Metallteil als kleine verrostete Phosphorgranate aus dem Zweiten Weltkrieg, deren Inhalt jetzt teilweise ausgetreten war und deshalb an der Luft und in der feuchten Erde mit kleiner Flamme und Rauchentwicklung abbrannte. Kampfmittelräumdienst und Feuerwehr füllten unter Atemschutz die kontaminierte Erde in zwei luftdichte Behälter. Der Einsatz dauerte zwei Stunden. Klaus Koehl, der ein paar Meter weiter wohnt, war von dem Einsatz beeindruckt. Ohne jede Panik und "absolut korrekt" sei die Sache abgelaufen.

Der Kampfmittelbeseitigungsdienst in Saarbrücken erklärt auf Nachfrage, man müsse die Granate in der St. Ingberter Lilienstraße prinzipiell als Zufallsfund betrachten. Im Vergleich zu stark umkämpften Gebieten seien die Mitarbeiter des Dienstes in und um St. Ingbert eher selten im Einsatz. Dennoch lasse sich nicht ausschließen, dass St. Ingberter in ihren Gärten auf weitere Überbleibsel aus Kriegszeiten stoßen könnten. Wer mit dem Spaten auf einen solchen Gegenstand treffe, sollte direkt die Polizei verständigen. Im Falle von qualmenden Granaten gelte: Sofort wieder mit Erde abdecken, damit der Phosphor nicht mit Sauerstoff reagieren kann. Die Dämpfe sind konzentriert eingeatmet ungesund, die in der Granate befindliche Zerlegeladung könne im schlimmsten Fall explodieren und den Inhalt bis zu 50 Meter durch die Luft schleudern. Trifft Phosphor auf die Haut, brennt er dort weiter. Löschversuche mit Wasser seien falsch, da dann stark äzende Phosphorsäure entstehe.

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