Grab des Vaters nach 65 Jahren entdeckt

Oberwürzbach. Gerade einmal acht Jahre alt ist der Oberwürzbacher Leo Schmitt gewesen, als er seinen Vater zum letzten Mal gesehen hat. Sein Bruder Walter war sogar erst drei, als Albert Schmitt 1944 im Oktober "als Kanonenfutter", wie Leo Schmitt es beschreibt, in den Zweiten Weltkrieg zog

 Leo und Walter Schmitt aus Oberwürzbach. Foto: Kerstin Keller

Leo und Walter Schmitt aus Oberwürzbach. Foto: Kerstin Keller

 Albert Schmitt. Foto: SZ

Albert Schmitt. Foto: SZ

Oberwürzbach. Gerade einmal acht Jahre alt ist der Oberwürzbacher Leo Schmitt gewesen, als er seinen Vater zum letzten Mal gesehen hat. Sein Bruder Walter war sogar erst drei, als Albert Schmitt 1944 im Oktober "als Kanonenfutter", wie Leo Schmitt es beschreibt, in den Zweiten Weltkrieg zog. Eine ganz bestimmte Erinnerung habe er an dieses letzte Treffen: "Als wir uns damals verabschiedet haben, habe ich den ganzen Weg heim bitterlich geweint. Als hätte ich geahnt, dass das das letzte Mal gewesen ist." Erst vor knapp zwei Monaten erfuhren die Brüder, dass man bei Umbettungsmaßnahmen auf dem Waldfriedhof in Halbe/Brandenburg ihren Vater zweifelsfrei identifiziert habe. Bei der Kesselschlacht bei Halbe sei er gefallen, belegen Schriftstücke. Der Bergmann Albert Schmitt, geboren am 5. Juni 1907, machte 1944 eine militärische Kurzausbildung in Fulda und Marburg. Als Grenadier kämpfte er unter anderem in Brandenburg. Dort, bei Halbe, soll er in der Zeit zwischen dem 1. und 8. Mai 1945 - also zum Kriegsende - auch sein Leben gelassen haben. Doch sein tatsächliches Schicksal blieb 65 Jahre im Dunkeln. "Unsere Mutter hat nie aufgehört, nach ihm zu suchen", sagt Leo Schmitt. Erst nach einiger Zeit habe sie ihn schließlich "tot schreiben lassen, wegen der Erbangelegenheiten". Ehemaliger KriegskameradEinen ehemaligen Kriegskameraden aus Alschbach habe Martha Schmitt irgendwann auftreiben können. Der erinnerte sich an ein Gefecht bei Küstrin, wo er Albert zum letzten Mal gesehen habe. "Doch in Zeiten der DDR war nicht daran zu denken, dort Kriegsgräber ausfindig zu machen. Die politischen Gegebenheiten sprachen einfach dagegen", so Leo Schmitt. Dennoch sei es immer ein beklemmendes Gefühl gewesen, nicht zu wissen, wo der Vater begraben ist. "Und jetzt, nach so langer Zeit, hätte niemand mehr damit gerechnet, dass wir ihn doch nochmal wiederfinden", sagt Walter Schmitt. Eine glückliche Fügung sei es gewesen, dass sich der Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge 2002 der Betreuung des Soldatenfriedhofes angenommen habe. "Ohne die Arbeit solcher Organisationen würden noch mehr Familien im Dunkeln tappen." Erst jetzt können die Schmitt-Brüder die Geschichte aufarbeiten. Maßgeblich dazu beigetragen haben die Aufzeichnungen, die Hans-Josef Meyes vom örtlichen Heimatverein ihnen zur Verfügung gestellt hat. "Am Ostersonntag bin ich Herrn Meyes auf dem Friedhof begegnet. Wir haben uns unterhalten. Meyes kümmert sich um die Aufarbeitung von Kriegsschicksalen Oberwürzbacher Bürger. Und schon am Dienstag nach Ostern hat er mir eine ganze Mappe voller Informationen gebracht", berichtet Leo Schmitt.Anlässlich der Hobbyausstellung am 1. und 2. Mai wird sich der Heimatverein bei seiner Ausstellung über Oberwürzbachs Opfer der beiden Weltkriege in der Oberwürzbachhalle aus aktuellem Anlass auch dem Thema "Albert Schmitt" widmen.

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