Glöckchen kündigt das Christkind an

Rentrisch · Kirchgang, der Tannenbaum, Geschenke und gemeinsam essen – es sind die Einzelteile, die für Familie Bastian Heiligabend und die Weihnachtstage zu etwas Besonderem machen. Inmitten der Vorbereitungen blieb aber auch Zeit, in Erinnerung an frühere Festtage zu schwelgen.

 Inge Lesmeister, Tina Lesmeister-Bastian und Margarete Berrang (von links) erzählen von Weihnachten. Foto: Yvonne Handschuher

Inge Lesmeister, Tina Lesmeister-Bastian und Margarete Berrang (von links) erzählen von Weihnachten. Foto: Yvonne Handschuher

Foto: Yvonne Handschuher

Während in der Kirche gerade das letzte Weihnachtslied endet, die Frauen noch fleißig Hände schütteln, spurtet der Vater schnell nach Hause: Schließlich soll das Christkind da gewesen sein, wenn die Familie aus der Kirche kommt. Die Rede ist von Familie Bastian aus Rentrisch . Das sind Mutter Tina, Vater Markus und die Kinder Lilly und Janis. Allerdings wäre Familie Bastian nicht Familie Bastian, wenn nicht auch Tinas Eltern Klaus und Inge Lessmeister und Oma Margarete Berrang, die sowieso mit im Haus lebt, mit unterm riesig großen Weihnachtsbaum der Familie sitzen würden.

"Wir sind das ganze Jahr über jeden Tag zusammen, also auch an Weihnachten", sagt Tina Lessmeister-Bastian im Gespräch mit unserer Zeitung. Und auch Markus' Mutter Irene kommt an Weihnachten zu Besuch. Wenn mehrere Generationen zusammen Jesu Geburt feiern, dann gibt es natürlich viel zu erzählen.

Weihnachten früher, Weihnachten heute ist dabei ein spannendes Thema für Tina Lessmeister-Bastian, ihre Mutter und die Oma. So berichtet die 93-jährige Oma Margarete Berrang, wie sie in ihrer Kindheit Weihnachten erlebt hat. "Wir sind immer weit gelaufen in die Kirche", erinnert sie sich. Außerdem schwärmt sie: "Es war immer schön dekoriert."

Aber wenn es um die Vorbereitung zur Weihnachtszeit geht, erinnert sie sich, dass der Vater sehr streng gewesen sei und dass immer alles habe nach Vorschrift laufen müssen. Ihre Tochter Inge Lessmeister erinnert sich gerne an frühere Weihnachten zurück. "Wir hatten nicht so viel Platz, also wurde es an Heiligabend eng. Aber schön war es dennoch. Wir haben damals auch noch klassisch Kartoffelsalat und Würstchen gegessen", so die 65-Jährige. Außerdem weiß sie noch: "Ich wollte immer eine ganz bestimmte Puppe. Und auch an einen Schirm erinnere mich, den ich unbedingt haben wollte und auch bekommen habe."

Schade sei gewesen, dass Inge als Kind einmal kurz vor Weihnachten etwas aus dem Schrank habe nehmen wollen - und prompt fiel ihr das Weihnachtsgeschenk in die Hände. Da war die Überraschung vorbei. Da man damals nicht so viel Geld gehabt habe, gab es in Inges Kindheit immer nur ein größeres Geschenk und eine Kleinigkeit dazu - etwa einen Füller oder einen Pulli.

Nicht nur Heiligabend , auch die Vorweihnachtszeit spielt bei der Familie eine große Rolle. "Wir haben als Kinder immer beim Plätzchenbacken geholfen", erzählt Inge Lesmeister. So hat sie es dann auch mit ihrer Tochter Tina gemacht. Die wiederum backt heute mit ihren Kindern. Oma Margarete kann sich allerdings nicht ans Plätzchenbacken erinnern.

Inge hat in ihrer Kindheit in der Weihnachtszeit aus dem Wald immer Tannenzweige geholt und "Mutti" Margarete hat einen Adventskranz daraus geflochten. Es wurden Figürchen aufgestellt und Kerzen angezündet. "Das ist feierlich", da sind sich alle einig.

Und heute? Tina Lessmeister-Bastian freut sich jedes Jahr riesig darauf, mit Mann und Kindern den Baum selbst zu schlagen. "Die Entscheidung, welcher Baum es wird, ist natürlich mit vier Personen schwierig, macht aber auch Spaß", sagt die 38-Jährige.

Spannend sei auch, das drei Meter hohe "Monstrum" ins Wohnzimmer zu wuchten. Geschmückt wird der Baum, so wollen es die Kinder, mit roten Kugeln, mit Strohsternen und Holzfiguren.

"Früher wurde er mit blauen Kugeln dekoriert", so Tina Lessmeister-Bastian weiter. Außerdem berichtet die 38-Jährige, dass ihre Kinder auf Lametta stehen. "Ein Päckchen kaufe ich und verstecke es am hinteren Teil des Baumes, da es mir nicht so gefällt." Unter dem Weihnachtsbaum darf natürlich die Krippe nicht fehlen.

Und die Geschenke: Janis baut gern, Lego-Technik findet der Neunjährige toll. Die große Schwester Lilly (10), steht auf Hörspiele, wünscht sich dieses Jahr eine schicke Uhr, Spielsachen gehören da schon eher der Vergangenheit an. "Und es ist bei uns irgendwie Tradition, dass beide Kinder immer einen Schlafanzug bekommen", so Tina Lessmeister-Bastian weiter.

Zu Essen gibt es bei Familie Bastian an Heiligabend kalte Platten, am ersten Weihnachtstag traditionell Truthahn, dazu Klöße, Rotkraut und Salat, zum Abschluss einen süßen Nachtisch, nachmittags noch selbst gebackene Kuchen. Am zweiten Weihnachtstag kommen Paten und Patenkinder zu Besuch, allerdings nicht jedes Jahr. "Wir wechseln ab", so Tina Lessmeister-Bastian.

Und wenn die Familie an Heiligabend aus der nahegelegenen Kirche kommt, wird es zunächst ganz dunkel sein, dann wird gesungen und das Glöckchen klingelt, der Baum leuchtet warm und hell und unter dem Baum liegen die Geschenke - das Christkind war da. Wie es eben gute Tradition ist.

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