Gemischte Gefühle zu St. Ingbert

Ein allzu freundliches Zeugnis hat der St. Ingberter Rapper DCVDNS seiner Heimatstadt im SZ-Interview nicht ausgestellt.

Von einer "Spießbürgerstadt" spricht der 25-Jährige. Nicht, dass dieses Urteil jeden Einwohner der Stadt aufs Höchste betroffen machen würde. Die Einlassung des Gangster-Rappers lässt mehr aufhorchen im Zusammenhang mit einer anderen Äußerung. "Wenn ich im Saarland bleibe, dann in St. Ingbert", hat der junge Mann mit dem Bester-Schwiegersohn-Gesicht nämlich ebenfalls wissen lassen. Eine Ambivalenz, die nicht nur zum Umbruch von den Jugend- in die Erwachsenenjahre passt. Die St. Ingberter erweisen sich auch in anderer Hinsicht als streitbar und zwiespältig in Hinsicht auf ihre Heimatstadt. Da kann an einem verkaufsoffenen Sonntag die Stadt brechend voll sein, während an so manchem Samstagnachmittag die Fußgängerzone in ihrer Verlassenheit eine hervorragende Kulisse für eine Wildwest-Schießerei mit Sheriff und Banditen böte. Bekannt ist auch die finanziell insgesamt gute Ausstattung der Einwohner der Mittelstadt. Ihr Geld geben sie gleichwohl lieber jenseits der Stadtgrenzen aus, was einer guten Vorort-Versorgung sicher abträglich ist. Und streiten können die St. Ingberter wie Asterix & Co am Fischstand: Was zur Ingobertus-Statue so alles an kontroversen Leserbriefen auf den Redaktionstisch kam, das ist schon beachtlich.

Die Worte der saarländischen Rapper-Größe sollten dabei auch jene Bürger überdenken, die der Sangeskunst des Pullunder-Trägers rein gar nichts abgewinnen. Für junge Leute biete die Stadt nichts als Langeweile, meint DCVDNS. Und auch wenn man mit zunehmendem Alter Ruhe mehr schätzt als Trubel, so ist doch klar: Ohne junge Menschen stirbt die Stadt. Auch wenn ein bisschen spießig nicht mal einen Gangster-Rapper so richtig schreckt.

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