Gehnbachfreunde Gehnbachfreunde bieten zwei Kunst-Events

St. Ingbert · Am Freitag und Samstag geht es beim Kettensägen rund. Am folgenden Wochenende ist ein Litauer Fotokünstler in St. Ingbert.

 Die hölzerne Greth ist Teil des „Moritatenweges“ in der Gehnbach. Kettensägekünstlerin Res Hofmann wird am Wochenende mit der „Erschaffung“ von Greths Liebhaber den Weg vervollständigen.

Die hölzerne Greth ist Teil des „Moritatenweges“ in der Gehnbach. Kettensägekünstlerin Res Hofmann wird am Wochenende mit der „Erschaffung“ von Greths Liebhaber den Weg vervollständigen.

Foto: Cornelia Jung

Die Gehnbachfreunde, die sich 2015 als Nachbarschaftsverein gegründet haben, sind immer für eine Überraschung gut. Schon längst sind es nicht mehr nur die Feste im Sommer und zum Advent, mit denen sie die Geselligkeit pflegen. In Zusammenarbeit mit dem Heimat- und Verkehrsverein (HVV) sorgte der Verein auch am namensgebenden Platz dauerhaft für Ortsmarken. Denn die Holzfiguren, die an die Tragödie um „Matz und Greth“ erinnern, gehen auf beider Initiative zurück. Kettensägen-Künstler Andreas Müller sorgte für die Umsetzung der hölzernen Mordgeschichte. So wurden von ihm Bänke mit der treulosen Greth und ihrem durch ihre Hand umgekommenen „kopflosen“ Ehemann Matz in der Gehnbach geschaffen.

In liebevoller Arbeit bekamen beide Figuren vor kurzem noch ihren ganz eigenen „Grabstein“ hinzugestellt, auf denen die Mordgeschichte sowie die Moritat, die aufgrund der schauerlichen Geschichte mit einem Text von Klaus Stief entstand, nachzulesen sind. Auch die in Sichtweite beider Figuren befindliche Grenzbank am historisch belegten Kuhfladenbrunnen, die genau auf der ehemaligen preußisch-bayerischen Grenze in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen „Tatort“ steht, entspringt der Kreativität der Vereinsmitglieder.

An diesem Wochenende wird die Story nun in Holz fortgeschrieben und der „Moritatenweg“ um den hölzernen Liebhaber Greths ergänzt, der Auslöser für die aktenkundlich belegte Gruselstory war. Die Gehnbachfreunde konnten für das Kettensägen-Event Speedcarverin Res Hofmann verpflichten, die im Internet durch das „Schnitzen“ des viereinhalb Meter hohen Trojaners aus Eichenholz für Aufsehen sorgte, der seit einigen Wochen vor dem Cispa-Institut auf dem Campus in Saarbrücken steht. Die Fränkin wird bei Wettbewerben auch von ihren männlichen Konkurrenten wegen ihre Arbeit mit und an der Säge geschätzt. „Das Beste, was Europa zu bieten hat“, spricht Heinrich Dümmler voller Bewunderung von der 37-Jährigen, „an ihr kommt man nicht vorbei, wenn man übers Kettensägen liest.“

Das Geld für den zu erschaffenden Kostgänger Niklas, der später Greths Liebhaber wurde, erspielten Dümmler und sein Vereinskamerad und Vorsitzender des HVV, Konrad Weisgerber, bei der Fernsehsendung „Quizhelden“. Res Hofmann wird die Figur auf Wunsch der Gehnbachfreunde als Bergmann darstellen. „Sie kennt die Moritat,  und wir haben ihr auch schon Bilder gezeigt“, freut sich Dümmler, dass die europaweit bekannte Frau jetzt die Gehnbach mit ihrer Anwesenheit und Kunst beehrt. Die dritte Figur wird zwischen die beiden anderen platziert. „Wie im wahren Leben“, so Dümmler. Wenn es machbar sei, bekomme Niklas ein in seinen Tornister integriertes Insektenhotel. Doch das wird sich erst im Werden der Figur entscheiden. Andreas Müller wird sich beim Kettensägen-Event um das Schnitzen eines Kuh-Hinterteils für den Kuhfladenbrunnen kümmern. Amüsiert über die Aktion, erklärte sich per sozialem Netzwerk Joerg Hammermeister bereit, den passenden Kuhfladen und einige Raben beizusteuern.

Eine weitere Veranstaltung organisieren die Gehnbachfreunde am Ostersamstag und -sonntag. An diesen beiden Tagen findet in der „Schmidd“ eine Vernissage mit Fotos des Litauers Virginijus Zalensas statt. Der Fotokünstler, den Heinrich Dümmler vor 25 Jahren kennenlernte und den er zu seinen Freunden zählt, hat eine bewegte Vergangenheit. Als sich Litauen als damaliger Teil der UdSSR selbstständig machte, war Zalensas als Mitglied der Roten Armee in den Umbruch involviert. „Er hatte Dienst am Fernsehturm, als die Russen kamen“, erzählt Heinrich Dümmler über den 64-Jährigen, der in Ilmenau studierte. Als Kampfsportler war er persönlicher Bodygard von Vytautas Landsbergis, dem ersten Staatsoberhaupt Litauens nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit 1990. In der Zeit des Umbruchs lebte der Künstler, der nun erstmals in Deutschland 25 seiner Werke ausstellt, gefährlich.

Heute erfreut er sich an der Freiheit, die auch in seiner Kunst Ausdruck findet, denn die Schau unter dem Titel „Die eigenartige Wunderwelt jenseits des Objektivs“ gehört zur Kunstform „Nudeart“. Mit Zalensas‘ Ausstellung wird die Partnerschaft mit Litauen fortgeschrieben, die mit dem Besuch einer litauischen Folkloregruppe beim Gehnbachfest 2018 begann und im Sommer bei einem Gegenbesuch der Gehnbachfreunde in Litauen mit einem Freundschaftsvertrag besiegelt wird.

Die Gehnbachfreunde laden ein: Kettensägen-Event am 12. und 13. April in der Gehnbach. Samstag, 13. April, Führung zu den Künstlern, Treffpunkt 14 Uhr am „Marxplatz“.Vernissage mit Fotos von Virginijas Zalensas am 20. und 21. April in „De Schmidd“, Poststraße 27, jeweils ab 17 Uhr.

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