Gedenkveranstaltung „Einer von Dengmerts großen Lichtern“

St. Ingbert · Zum 125. Todestag würdigt das St. Ingberter Literaturforum das Schaffen des Mundartdichters Karl August Woll.

 Anlässlich des 125. Todestages von Karl Augst Woll wurde an dessen Grab ein Kranz niedergelegt.

Anlässlich des 125. Todestages von Karl Augst Woll wurde an dessen Grab ein Kranz niedergelegt.

Foto: Cornelia Jung

Am Dienstag fand eine Gedenkveranstaltung für Karl August Woll mit Kranzniederlegung auf dem Alten Friedhof statt. An diesem Tag vor genau 125 Jahren war der St. Ingberter Heimatdichter gestorben. In der Mittelstadt erinnern das Grabmal, eine nach ihm benannte Straße und einige seiner Bücher in der Stadtbibliothek noch an den Mann, der sich auch der Mundart verpflichtet fühlte.

„Er ist relativ früh gestorben, aber er hat in den (58) Jahren viel erlebt“, sagte Oberbürgermeister Hans Wagner, bevor er mit Wolls Lebensdaten an dessen Person erinnerte. 1934 geboren, wendete er sich zunächst dem Studium der Medizin und Naturwissenschaften in München zu,wechselte dann zu Jura, was er nach zwölf Semestern abbrach. Wahrscheinlich auch auf Drängen seiner Mutter wendete er sich danach der Theologie zu. Priester wollte er aber trotz seiner Gläubigkeit nie werden.

In den 1860er Jahren war er bei vier begüterten Familien Hauslehrer in Deidesheim. In dieser Zeit übernahm er die Redaktion über eine Beilage der Pfälzer Zeitung, in der er zahlreiche selbstverfasste Gedichte veröffentlichte. 1868 brachte er im Selbstverlag einen Gedichtband heraus, der später unter dem Titel „Pfälzische Gedichte“ bekannt wurde. Nur kurze Zeit war er Französisch-Lehrer am Gymnasium in Speyer, bevor er als Sanitäter in den Krieg 1870/71 zog.

Bis zu seiner Pensionierung 1891 war er 20 Jahre Waisenhausinspektor in Straßburg, wo er auch starb. Doch beerdigt werden wollte er in St. Ingbert auf dem Alten Friedhof. 1898 würdigte ihn die Stadt mit einem Grabmal mit Bronzebüste, die allerdings kurz nach seinem 100. Todestag im Jahr 1994 gestohlen wurde und bis heute verschollen ist. Als einer der ersten beschäftigte er sich mit der Geschichte der Saarpfalz und des Bliesgaus, die er seinen Zeitgenossen durch die Herausgabe eines Geschichtsbuches näherbringen wollte. Dafür recherchierte er im leyenschen Archiv in Waal – über 30 Manuskriptbücher waren das Ergebnis. Doch die Veröffentlichung blieb sein Traum. Nur drei Aufzeichnungen sind erhalten, der Rest fiel dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer.

Woll gehört zu den fünf Klassikern der Pfälzer Mundart. Seine Inspiration bekam er vom kleinstädtischen Treiben mit seinen alltäglichen Vorfällen. In seinen Gedichten spiegeln sich die Gedanken und die Sprache der Menschen zur damaligen Zeit wider. Auch heute noch gefallen seine Gedichte durch Mutterwitz und pfälzischen Humor, der nicht verletzt, sondern erfreut. Davon konnten sich die Besucher der Gedenkveranstaltung überzeugen, zu deren Gelingen der Leiter des St. Ingberter Literaturforums, Jürgen Bost, und Mundartdichter Manfred Kelleter wesentlich beitrugen. Die beiden ließen Woll und seine Zeitgenossen zu Wort kommen, Kelleter brachte die Gedichte Wolls in eine aktuell verständliche Sprachform. Gedichte über die „Muddersprooch“, den Saumagen, die Kneibekuldur, die Dengmerder Wasserleidong und noch einige andere machten Lust, sich den „alten Woll“ mal wieder in Buchform vorzunehmen.

Für Bost ist klar: Woll, „eines von Dengmerts großen Lichtern“, hätte sich einen Platz in der Ruhmeshalle der St. Ingberter Künstler verdient, wenn es sie gäbe. Er sei ein Junggeselle mit hohem Sprachbewusstesein gewesen, habe ein Leben mit Spannungen und Brüchen geführt und eine zunehmende Verflachung des Dialekts beklagt. Trotz seiner Abstecher nach Straßburg, München, Speyer, Deidesheim und Annweiler ist er immer Dengmerter geblieben. Und das haben seine (literarischen) Nachfolger nicht vergessen.

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