Erinnerung an Änne Meier in St. Ingbert Erinnerung an eine mutige Frau

St Ingbert · Gedenkfeier in der Albert-Weisgerber-Allee für Änne Meier, die 1942 verhaftet und deportiert wurde.

 Maximilian Raber, Landtagspräsident Stephan Toscani, OB Ulli Meyer und Pfarrer Daniel Zamilski (im Uhrzeigerseinn von links) legten Blumen am Stolperstein für Änne Meier nieder.

Maximilian Raber, Landtagspräsident Stephan Toscani, OB Ulli Meyer und Pfarrer Daniel Zamilski (im Uhrzeigerseinn von links) legten Blumen am Stolperstein für Änne Meier nieder.

Foto: Manfred Schetting

Einige Passanten dürften sich gewundert haben, als sich am vergangenen Freitag rund 30 Personen an der Bäckerei in der Albert-Weisgerber-Allee versammelt hatten. An dem dort verlegten Stolperstein hatte die Stadt St. Ingbert nachmittags auf Anregung des Bündnisses für Weltoffenheit, Vielfalt und Toleranz zu einer Gedenkfeier für Änne Meier eingeladen. Die katholisch geprägte Widerstandskämpferin Änne Meier wirkte ab Mitte der 1920er Jahre als Fürsorgerin in St. Ingbert. Am 21. Januar 1942 wurde sie in dem Haus in der Albert-Weisgerber-Allee von der Gestapo verhaftet und bald darauf in das Konzentrationslager Ravensbrück deportiert. Von dort schlug sie sich 1945 nach der Befreiung des Lagers in ihren saarländischen Geburtsort Baltersweiler durch.

Oberbürgermeister Ulli Meyer nannte das Gedenken an die mutige Frau eine wichtige Mahnung. Er erinnerte zudem an das im Jahr der Deportation von Änne Meier verfasste Werk des Philosophen Karl Popper „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“. Das Werk zeige bis heute aktuelle gesellschaftliche Grundsatzfragen und plädiere für die Achtung der Würde des Menschen, für die sich Änne Meier eingesetzt habe.

Landtagspräsident Stephan Toscani erinnerte daran, dass Änne Meier eine bedeutende Frau war, die für ihre Überzeugungen eingestanden habe. Toscani betonte zudem, dass in der Erinnerungsarbeit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammen gehörten. Vergangenheit bedeute, die Opfer von NS-Diktatur und Völkermord nicht zu vergessen. Jedoch sei die Geschichte der Verfolgung seit der Nachkriegszeit von Zeitzeugen lebendig gehalten worden. Die Zahl der Überlebenden werde aber immer geringer, weshalb es neue Formen der Erinnerungsarbeit für die nachfolgenden Generationen brauche. Da sei die Gedenkstunde an dem Stolperstein in St. Ingbert eine zeitgemäße Form.

Rosel Stief, Sprecherin des Bündnisses für Weltoffenheit, versprach dann, die Stolpersteine in der Stadt als Mahnung im öffentlichen Bewusstsein halten zu wollen und auf sie aufzupassen - auch wenn zuletzt der eine oder andere meinte, sie für andere Zwecke nutzen zu können. Meinungsfreiheit sei ein hohes Gut, unzulässigen Vergleichen mit dem Leid der Verfolgten in der NS-Zeit werde das Bündnis stets widersprechen.

An der Gedenkfeier nahmen neben Mitgliedern des Bündnisses für Weltoffenheit auch SPD-Kommunalpolitiker und Mitglieder des Stammes St. Ingbert-Mitte der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) teil. Letztere erinnerten daran, dass Änne Meier Mitglied bei den Pfadfindern war. Pfarrer Daniel Zamilski lud die Teilnehmer der Feier mit dem „Gebet der Vereinten Nationen“ zum Innehalten ein und betete mit ihnen das „Vater unser“.

Eine kleine Korrektur an dem Stolperstein, der seit 2018 an Änne Meier erinnert, erfolgte im Übrigen gerade noch rechtzeitig. Denn erst wenige Tage vor der Gedenkfeier war den Initiatoren aufgefallen, dass das Verhaftungsdatum auf dem Stolperstein fälschlicherweise mit 21.2.1942 angegeben war. Der städtische Bauhof verhalf der Historie von Änne Meier mit einer neuen Gravur zu ihrem Recht.

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