Ganz in Weiß und ganz gelassen

St Ingbert · Unter Devise „Laisser-faire“ stand der Einkaufsbummel in der St. Ingberter Innenstadt am Samstag. Und betont lässig ging es auch zu – ob beim Dinieren im Freien oder beim Schieben (sprich Werfen) einer ruhigen Kugel.

 Die Teilnehmer des „Diner en blanc“ in der Ludwigstraße: ein Event des Stadtmarketings am Samstag. Foto: Jörg Martin

Die Teilnehmer des „Diner en blanc“ in der Ludwigstraße: ein Event des Stadtmarketings am Samstag. Foto: Jörg Martin

Foto: Jörg Martin

. Samstagmittag in der Fußgängerzone. Traumhaftes Sommerwetter und ein strahlend blauer Himmel. Die Menschen in der Innenstadt haben leichte Bekleidung in meist hellen Farben an. Irgendwas ist anders an diesem klassischen Einkaufstag des Wochenendes. Es liegt eine gewisse Leichtigkeit des Seins in der Luft. Auch optisch fällt einem einiges auf. Etwa dass an vielen Laternenmasten Luftballons in den Farben weiß, rot und blau befestigt sind. Ein Akkordeonspieler schlendert, sein Instrument spielend, langsam durch die Reihen. Er lächelt und schaut glücklich und zufrieden aus, während er gerade "La Mer" spielt. Indirekt befindet er sich ein wenig im Wettkampf mit der gechillten Lounge-Musik, die gerade vom Lokal "Jerome im Toscana" auf die Straße schallt. Doch auch das stört nicht.

Überall herrscht lockere Stimmung. Die Veranstaltung "Laissez-faire" des Stadtmarketing in Zusammenarbeit mit dem Verein Handel & Gewerbe St. Ingbert scheint bei der Bevölkerung anzukommen. Mit nur wenigen Kniffen hat man es geschafft, das frankophile Lebensgefühl in die City der Mittelstadt zu bringen. Und das zu einer Zeit, zu der es nach dem Wochenendeinkauf bereits wieder ruhiger wird. So manches Geschäft hatte sich durchaus etwas einfallen lassen. Ein französisches Frühstück? Und das in einer Stadt, die eigentlich eine bayrische Vergangenheit hat? Kein Problem. Oder doch lieber eine Quiche Lorraine? Dieser leckere lothringische Speckkuchen? Ja, den gab es durchaus - auch Crêpes, also die bretonische Form des Eierkuchens. Von der braucht man hier gar nicht zu schreiben, denn die findet man öfters im Straßenbild, als man denkt. St. Ingbert kann französischer sein, als man glaubt. Das war auch an den vier Boule-Bahnen erkennbar, die der Bauhof eigens einen Tag vorher gebaut hatte. In Zusammenarbeit mit dem Verein Die Outdoo'rer St. Ingbert fand nämlich neben und vor dem Lokal "Jerome im Toscana", vor dem Perplex und nahe dem Times ein Boule-Turnier unter dem Motto "St. Ingbert schiebt ne ruhige Kugel" statt.

"Das Wetter passt", zeigte sich Thomas Debrand sichtlich erleichtert. Der Leiter der städtischen Wirtschaftsförderung gab zu, wegen des Wetters ein wenig Bammel im Vorfeld gehabt zu haben. Immerhin verfüge die Mittelstadt nicht über ein Einkaufscenter im Stadtkern, wie die anderen Städte im Umfeld. Bei schlechtem Wetter hätte man alles absagen müssen. Wer in das attraktive Sommerwetter perfekt hineinpasste, waren sechs Personen, die sich an der Aktion "Dinner en blanc" mit Picknickkorb beteiligten. Gut, es war streng genommen ein "Déjeuner en blanc", ein Mittagessen, und kein Abendmahl in weiß.

Aber, so eng wollte man das nicht sehen. Schließlich galt es in der Mitte des Teils der Ludwigstraße, der Fußgängerzone ist, etwas gegen den Bereich zu tun, der gemeinhin als Problemzone gilt. "Wir wollten die Idee unterstützen", betonte eine Dame, die - wie alle anderen in der Runde - völlig in weiß gekleidet war und hier mit mitgebrachtem Essen tafelte. Fast wie in der Stadt an der Seine. Denn gerade erschallte nebenan von der Band Les Etiennes der Chanson "Nathalie".

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