Für die Handpflege fehlt das Geld

Gersheim · SZ-Leser-Reporterin Elisabeth Schneider aus Brenschelbach hat auf einer Wanderung entdeckt, dass die Pflege des Orchideengebietes bei Gersheim offenbar vernachlässigt wird. Die SZ hat nachgefragt.

 Die Ruhebank kann ihrem Zweck nicht mehr dienen, die Grundstücke sind verwuchert. Elisabeth Schneider ist unglücklich über den ungepflegten Zustand des Gersheimer Orchideengebietes. Foto: Fredi Brabänder

Die Ruhebank kann ihrem Zweck nicht mehr dienen, die Grundstücke sind verwuchert. Elisabeth Schneider ist unglücklich über den ungepflegten Zustand des Gersheimer Orchideengebietes. Foto: Fredi Brabänder

Foto: Fredi Brabänder

Elisabeth Schneider aus Brenschelbach wandert gerne. Ein beliebtes Wanderziel von ihr ist das Orchideengebiet bei Gersheim. Doch der derzeitige Zustand des einzigartigen Naturschutzgebietes hat sie veranlasst, mit zuständigen Stellen in Kontakt zu treten. Sie vermisst Pflegemaßnahmen: "Die Birken sind mannshoch, und die vielen Orchideen, die früher dort waren, sieht man kaum noch oder sind schon gar nicht mehr da." Und das Gras stehe ebenfalls sehr hoch. Für die Orchideen sei kein Platz mehr zum Wachsen, es würden immer weniger.

Die Weinbergmauern und das Geländer seien dringend reparaturbedürftig. "Wenn alles so weiter wächst und nichts geschieht, kann Gersheim das Orchideengebiet in einigen Jahren aus den Touristikprospekten streichen." Es sei absurd, dass für Flyer und sonstiges Werbematerial Geld ausgegeben werde, für die materielle Grundlage der touristischen Attraktion aber angeblich keines zur Verfügung stehe.

So hat sie Kontakte aufgenommen zur Gemeinde Gersheim, zum Landesamt für Umwelt und Arbeitsschutz (LUA), zur Biosphärenverwaltung und zum Umweltministerium. Die Gemeinde selbst ist nicht Eigentümerin der Grundstücke und könne somit nicht viel dagegen tun, antwortete Bürgermeister Alexander Rubeck. Durch Einschränkungen der Bundesregierung in der Förderung von Beschäftigungsmaßnahmen werde es immer schwieriger, die Pflege auf solchen Spezialflächen zu gewährleisten.

Grundsätzlich seien sich die Experten einig, dass es den Flächen naturschutzfachlich nicht schade, wenn mal ein oder zwei Jahre die Pflege ausfällt, allerdings sollte danach wieder regelmäßig gepflegt werden um eine flächendeckende Verbuschung zu verhindern. Dann könnten nämlich wirklich Orchideen und andere seltene Pflanzen nicht mehr zum Keimen und Wachsen kommen, befürchtet man auch in der Gemeinde. So wurde ihr weiter erklärt, dass für die Pflege in Naturschutzgebieten grundsätzlich das Land zuständig sei, die Flächen im Orchideengebiet Gersheim gehörten zum Projektgebiet "Saar-Blies-Gau/Auf der Lohe", und der gleichnamige Zweckverband sehe sich für die Pflege auch zuständig. Dieser hat den Großteil der Flächen im Naturschutzgebiet an örtliche Landwirte verpachtet, die die Bewirtschaftung von 90 Prozent übernehmen.

Hilfe durch Freiwilligen-Aktion

Was bleibt, sind extrem steile Flächen, die nur von Hand mit Hacken, Sensen und Rechen zu pflegen sind. Für solche Handpflege fehlen allerdings oft das Geld und auch das Personal. Der Zweckverband "Saar-Blies-Gau/Auf der Lohe" habe angeregt, dass die saarländische Naturwacht im Rahmen von "Freiwilligen-Aktionen" einen Teil der Pflege übernehmen könnte.

Denkbar wären auch Einsätze von Schülern und Jugendlichen über das ökologische Schullandheim Spohns Haus in Gersheim. Das wäre ein sinnvoller Beitrag zur Bildung für nachhaltige Entwicklung und sicherlich ein unvergessliches Erlebnis für den Aufenthalt in Gersheim, so die Gemeinde. Die Auskunft aus dem saarländischen Umweltministerium: Zuständig für Pflegemaßnahmen in Naturschutzgebieten sei das Landesamt für Umwelt und Arbeitsschutz, das den Pflegebedarf in allen saarländischen Naturschutzgebieten (NSG) jedes Jahr neu feststellt und die Pflege beauftragt. Da werde sich dieses Jahr sehr wahrscheinlich eine Änderung ergeben, es sei geplant, die Pflege in den NSG's der Naturlandstiftung Saar zu übertragen, die dann in Absprache mit dem LUA die Maßnahmen umsetzt.

"Wir werden die von Ihnen angesprochene Pflege im ,Orchideengebiet' dem LUA vorschlagen, das dann den Pflegebedarf feststellt. Die Pflegemaßnahmen können, wie Sie richtig schreiben, erst im Winterhalbjahr stattfinden", so das Ministerium in seiner Antwort an Elisabeth Schneider. Sie ist fest entschlossen, freiwillige Helfer zu suchen, wenn im Herbst nichts geschieht.

Den Hinweise bekamen wir von Elisabeth Schneider aus Brenschelbach Für Sprachnachrichten aufs Band nutzen Sie die Nummer (0681) 59 59 800 oder schicken Sie alles an unsere E-Mail-Adresse: leser-reporter@sol.de oder unser Onlineformular unter www.saarbruecker-zeitung.de/leserreporter .

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