Alberts-Weisgerber-Stiftung St. Ingbert Stiftung kauft fünf Weisgerber-Bilder

St. Ingbert · Die Werke wurden am Samstagvormittag im St. Ingberter Kulturhaus der Öffentlichkeit vorgestellt.

 Kuratorin Andrea Fischer (rechts) gibt den Gästen im Kulturhaus Hintergrund-Informationen zu dem neu erworbenen Selbstbildnis Albert Weisgerbers.

Kuratorin Andrea Fischer (rechts) gibt den Gästen im Kulturhaus Hintergrund-Informationen zu dem neu erworbenen Selbstbildnis Albert Weisgerbers.

Foto: Stefan Bohlander

„Es ist ein Lichtblick an diesem verregneten Tag“, meinte St. Ingberts Oberbürgermeister Ulli Meyer am Samstagvormittag zur Eröffnung eines für Kunstinteressierte in der Mittelstadt sehr erfreulichen Termines. Der stürmische Wind wirbelte gerade einiges an Herbstlaub durch den Garten des St. Ingberter Kulturhauses. Während es draußen trüb war, hellte also innen die Stimmung deutlich auf. Denn als Vorsitzender der Albert-Weisgerber-Stiftung freute sich der Oberbürgermeister darüber, fünf neue Werke des Namensgebers in den Bestand aufnehmen zu können. Das sei vor allem dem Verhandlungsgeschick von Kuratorin Andrea Fischer zu verdanken, wie er hervorhob. Und die zeigte sich als Expertin, die dem auf der Leinwand Gezeigten mit viel Detailwissen Leben einhauchte. „Anfangs konnte man diesen Umfang noch nicht ahnen“, sagte sie stolz darüber, dass man gleich fünf neue Werke habe. Vor allem mit dem einzigen Selbstbildnis des Künstlers, das sich noch in Privatbesitz befand, habe man nun einen wahren Schatz. Eine Besonderheit an dem Porträt von 1905 sei es, dass es Albert Weisgerber in Uniform zeigt, obwohl er den Militärdienst bereits 1902 beendete. Noch zu seinen Lebzeiten habe es sein Mäzen und Freund Ludwig Prager erworben. Seitdem habe es sich als gut gehüteter Schatz im Familienbesitz befunden.

Zwei weitere Werke zeigten exemplarisch Weisgerbers Abkehr von der dunkeltonigen Ateliermalerei hin zu seiner neuen Faszination für den Impressionismus. Dem Gemälde „Junge Bäuerin“ von 1904 bescheinigte die Kuratorin eine „famose Strichführung“ und fügte hinzu: „Man darf behaupten, dass es zu seinen Spitzenwerken gehört.“ Die kraftvolle, energiegeladene Lichtführung der Schnitterin im gleißenden Sonnenlicht verleihe eine nahezu feierliche Wirkung.

Das Werk „Alte Bäuerin“ von 1901 wiederum lasse die erste Auseinandersetzung des Künstlers mit der Freilichtmalerei erkennen. Entstanden sei es mutmaßlich bei einem verregneten Aufenthalt in Bayern. Zwei als herausragend einzustufende Porträts komplettieren den neuen Bestand der St. Ingberter Sammlung. „Bildnis des Malers Levier“ malte Weisgerber 1906 in der französischen Hauptstadt. Sein Aufenthalt wurde von der satirischen Wochenzeitschrift „Jugend“ unterstützt. „In der Pariser Zeit zeigt sich sein Interesse an Porträts von Künstlerkollegen“, erläuterte Andrea Fischer. Dementsprechend erkenne man in dem Gemälde spürbar dessen Bewunderung für die Werke Edouard Manets. „Bildnis Benno Baruch“ wiederum entstand 1910 und zeigt den Schwager seines Förderers Ludwig Prager. In Koloristik und dem sparsamen flächigen Farbauftrag lasse sich der Einfluss der französischen Kunst erkennen.

 Das Weisgerber-Porträt von Benno Baruch.

Das Weisgerber-Porträt von Benno Baruch.

Foto: Stefan Bohlander

Der Ankauf sei zwar nicht mit heißer Nadel gestrickt gewesen, habe aber eine „aufregende Dramaturgie“ gehabt, wie Theophil Gallo erzählte. Der Landrat des Saarpfalz-Kreises ist ebenfalls Vorstand der Albert-Weisgerber-Stiftung und hob die Bedeutung der Neuanschaffung nicht nur für die Stadt St. Ingbert, sondern eben auch für den Kreis hervor. Denn zuerst war angedacht, nur zwei Bilder oder sogar nur ein Gemälde von dem privaten Besitzer aus München anzukaufen. Es handelt sich um den bislang umfangreichsten Ankauf der Stiftung. „Man kann das nicht in Zahlen benennen, aber es ist eine große Bereicherung“, sagte Gallo.

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