Fröhliche Feier in traurigen Zeiten

Oberwürzbach. Die Gratulanten standen schlange, die Kleidung war festlich, die Stimmung im Pfarrheim der Pfarrkirche Herz Jesu ungetrübt - so hat der Knappen- und Hüttenverein den zweiten Teil seines 100-jährigen Jubiläums gefeiert. Der Chor des Männergesangvereins Sangesfreude unter der Leitung von Everard Sigal trug zur musikalischen Unterhaltung bei

Oberwürzbach. Die Gratulanten standen schlange, die Kleidung war festlich, die Stimmung im Pfarrheim der Pfarrkirche Herz Jesu ungetrübt - so hat der Knappen- und Hüttenverein den zweiten Teil seines 100-jährigen Jubiläums gefeiert. Der Chor des Männergesangvereins Sangesfreude unter der Leitung von Everard Sigal trug zur musikalischen Unterhaltung bei.

Zuvor ging es in die Pfarrkirche zu einem Gottesdienst, den Marcin Brylka und Werner Lampel gemeinsam mit dem Brass-Ensemble gestalteten. Doch wie viele solcher Anlässe werden noch hinzu kommen? Diese Frage klang ebenfalls immer wieder an, da aus den Zechen an der Saar kein schwarzes Gold mehr gefördert wird und diejenigen, die das früher einmal getan haben, auch nicht jünger werden.

"Es ist ja schon eine Kuriosität, dass ausgerechnet in Eurem Jubiläumsjahr das Aus für den Saar-Bergbau umgesetzt wurde", sagte Oberwürzbachs Ortsvorsteherin Lydia Schaar.

Allerdings: Der Verein hat in seinem ersten Jahrhundert schon einige Tiefschläge einstecken müssen, zwei Weltkriege und eine Auflösung überstanden.

Ort lebte von Kohle und Stahl

Und schließlich liegt die Stilllegung der Zechen in unmittelbarer Nähe zu Oberwürzbach auch schon viele Jahrzehnte zurück, ohne dass der Verein dadurch in eine existenzielle Krise geriet. Mehr als 100 Oberwürzbacher ernährten sich und ihre Familien zu Beginn der 60er Jahre von Kohle, Eisen und Stahl. Ausführlich berichtete der Vorsitzende des Heimatvereins, Alfons Wirtz, über die Vergangenheit. Aus den Tiefen der Geschichte traten dadurch zahlreiche amüsante, aber auch nachdenkliche Fakten an die Oberfläche. Zum Beispiel dass der Verein praktisch aus dem katholischen Abeiterverein Ommersheim heraus gegründet wurde und mit 25 Teilnehmern 1912 seine erste Weihnachtsfeier ausrichtete.

Im Ersten Weltkrieg erhob der Verein für jedes gefallene Mitglied einen Sonderbeitrag in Höhe von 50 Pfennigen. Nach Kriegsende drohte dann wegen ausstehender Beiträge mehreren Mitgliedern der Vereinsausschluss. In den 30er Jahren trat ein aus heutiger Sicht ewig aktuelles Problem auf: Arbeitslosigkeit durch den Einsatz von Maschinen.

Sie braucht der Verein nicht zu fürchten. Denn eine Jahrhunderte alte Tradition aufrecht zu erhalten - das haben sich die Mitglieder des Knappen- und Hüttenvereins Oberwürzbach für das zweite Jahrhundert auf die Fahne geschrieben. Das kann keine Maschine leisten.

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