Frisuren-Show in St. Ingbert Saar-Friseure wollen sich neu organisieren

St. Ingbert · Die saarländischen Friseure zeigten in St. Ingbert nicht nur die neuesten Trends für die Herbst- und Wintersaison, sondern gaben auch Auskunft über die Neuausrichtung ihrer Innung.

 Für die Fotografen standen die neuesten Frisurentrends im Fokus, aber auch die Friseurinnung hatte mit ihrer Version „2.0“ Neuigkeiten im Gepäck.

Für die Fotografen standen die neuesten Frisurentrends im Fokus, aber auch die Friseurinnung hatte mit ihrer Version „2.0“ Neuigkeiten im Gepäck.

Foto: Cornelia Jung

Die Friseurinnung des Saarlandes hatte es in der jüngeren Vergangenheit schwer. Einige Mitglieder kündigten der Interessenvertretung ihre Mitarbeit, weil sie nicht mehr mit der Arbeit des Vorstandes konform gingen oder Gemeinschaft anders definierten. Waren es in den 1970er und 80er Jahren noch rund 700 Friseurinnen und Friseure, die in der Innung vertreten waren, sind heute von 1200 Friseuren gerade mal noch 115 in ihr organisiert. Um den Abwärtstrend zu stoppen, ist die saarländische Friseurinnung deshalb seit Februar in der Umstrukturierung begriffen. Im Dezember folgen die Neuwahlen. Bereits bei der jährlichen Präsentation der aktuellen Herbst- und Wintermode, die erstmals im St. Ingberter Sudhaus stattfand, war der frische Wind zu spüren. Denn während es sonst üblich war, die Modelle live auf der Bühne vor Publikum zu verändern, fand die Vorarbeit dieses Mal im Friseursalon statt. Am Abend wurden die fertigen Looks dann in Form einer Modenschau präsentiert. Die „Friseurinnung 2.0“ geht neue Wege, will in gemütlicher und kreativer Runde mehr Zeit für Gespräche mit den Kollegen haben. Ein Abschied von alten Gepflogenheiten und „Zöpfen“ bietet auch die Chance für einen Neuanfang, waren sich die Organisatoren einig.

Das neue Konzept der Präsentation der aktuellen Looks mit Live-Musik kam gut an. Die jungen Frauen und Männer auf der Bühne wurden umrundet und deren unterschiedliches Styling ausnahmslos gelobt. Ob lang oder raspelkurz, gewellt oder glatt, gefärbt oder natur – es war für jeden Typ etwas dabei. In den Händen der zehn Vorführdamen und -herren konnte man auf einem kleinen Keilrahmen lesen, welcher Schnitt, welche Technik und welche Farbe zum Einsatz gekommen waren. Ein „Rezeptvorschlag“ für interessierte Fachkollegen und ein „Spickzettel“ nicht nur für Fotografen, sondern ebenso für Saarländer, die Inspiration für ihren eigenen Kopf suchten. Der im Stil einer „After Work Party“ gehaltene Abend im Innovationspark vermittelte dem Fachfremden vor allem, dass das ausgerufene Motto „Wir lieben, was wir tun“ nicht nur ein leerer Spruch ist. Statt den (frisierten) Kopf in den Sand zu stecken und abzuwarten, wie es mit der Innung weitergeht, fanden sich auch in St. Ingbert engagierte Friseurinnen, die den Durchstart mittragen und mitgestalten wollen. Eine von ihnen ist Vincenza Gentile von „Hairstyling Gentile“ in der St. Ingberter Ludwigstraße, die seit Anfang dieses Jahres die Fachleitung der Interessenvereinigung inne hat. Nach einem Brainstorming habe sie die Herausforderung angenommen und führt nun die Gruppe aus Akteuren, Educatoren und Seminarleitern an. Sie zeichnete sich an dem „etwas anderen Abend“ auch für die Präsentation verantwortlich. „Unser Steckenpferd ist die Jugend“, sagt die leidenschaftliche Friseurin. „Wir wollen viele dazu bewegen, diesen Beruf zu erlernen.“

In der Innung arbeite man am Aufbau von Prüfungen mit und setze sich für eine gerechte Entlohnung ein. Aber man wolle sich mit deren Hilfe auch gegen „Wildwuchs“ in Form mancher Barber-Shops durchsetzen, die wie Pilze aus dem Boden schössen und teilweise gar nicht angemeldet seien. Als Konkurrenten sehe man diese nicht, weil auf dem Markt genügend Platz für jedes Angebot sei und Qualität immer siege. Als Mitglied der Innung gebe es aber auch Vergünstigungen bei der Gema, ein nicht zu unterschätzender Faktor für jene, die auch während der Haarbehandlung gute Musik und die neuesten Infos aus dem Radio hören wollen.

Unter den Gästen waren auch Berufsschullehrer, die sich über die neuen Trends mit den vielen Rosttönen und pudrigen Farben informierten und begeistert vom Stilmix waren. „Weil uns der Nachwuchs so wichtig ist, sind wir auch in den Schulen aktiv und unterhalten uns mit den Azubis. Wir wollen wissen, was sie auf dem Herzen haben und was nicht so richtig läuft und versuchen dann auch mit den Chefs zu reden“, so die Fachbeiratsleiterin Vincenza Gentile. „Die heutige Jugend ist einfach toll, aber sie will auch wertgeschätzt werden. Da muss eine Wende kommen und die Arbeitgeber sollten ihre Mitarbeiter mehr motivieren.“

Sie und der Landesinnungsmeister Mike Ulrich haben Großes vor – die Mitgliederzahl der Innung soll sich verdoppeln. Deshalb stünden sie seit ein paar Monaten nicht mehr still. „Wir wollen als Innung zeigen, dass wir zusammen gehören, uns nicht als Konkurrenz sehen und viel voneinander lernen können“, so die Friseurin. „Wir haben den schönsten Beruf der Welt, aber verkaufen uns unter Wert.“ Man habe jedoch viele Ideen für die Neuausrichtung. Mike Ulrich meint, Handwerkskammern und Ministerien hätten der Innung, an deren Spitze er seit 2011 steht, in den letzten Jahren immer weniger Beachtung geschenkt. Das soll sich ändern. Der Vorstand wurde von acht auf fünf Personen verschlankt, die Hälfte der Mannschaft ist neu. Ulrich schaut selbstbewusst nach vorn: „Wir versprechen uns vom neuen Konzept mehr Motivation, schließlich wollen wir nochmal eine Macht werden.“

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