Friedenshühner und sakrale Eier

St. Ingbert. Die freischaffende Künstlerin Sigrid Caspar widmet dem Thema Ostern am 13. und 14. März einen anekdotischen Rundgang im Innovationspark am Beckerturm in St. Ingbert

 Sigrid Caspar in ihrem Atelier am St. Ingberter Beckerturm mit ihrer Skulptur des "Friedenshuhns". Foto: Alff

Sigrid Caspar in ihrem Atelier am St. Ingberter Beckerturm mit ihrer Skulptur des "Friedenshuhns". Foto: Alff

St. Ingbert. Die freischaffende Künstlerin Sigrid Caspar widmet dem Thema Ostern am 13. und 14. März einen anekdotischen Rundgang im Innovationspark am Beckerturm in St. Ingbert. Der "Friedenshase" ist seit Joseph Beuys ein feststehender Begriff in der Kunstgeschichte: Indem er die goldene Kopie der Zarenkrone Iwans des Schrecklichen zum "Hasen mit Sonne" umschmolz, hatte Beuys (anlässlich der documenta 7, 1982) ein altes Machtsymbol der feudalen Repression zum allgemeinverständlichen Friedenszeichen für Jung und Alt gemacht. Die 7000 Eichen, die er mit dem Erlös aus der Aktion in Kassel als Landschaftskunstwerk pflanzte, stehen heute noch. Sigrid Caspars humoriges "Friedenshuhn" steht dagegen mit dem Rücken zur Wand und wirkt vor allem tragikomisch; es scheint sich zu fragen, ob es nun hingerichtet oder (gerupft und) angerichtet werden soll. Ihre Figuren finden das Tierische im Allzu-Menschlichen auf anekdotische und sarkastische Weise: Sie sind Allegorien für unseren Umgang mit Tieren, vor allem aber mit uns selbst. "Mein Ei gehört mir" weiß ein matronenhaftes Huhn mit grimmiger Miene, und bildet mit den Schwingen einen Schutzschirm um sein Ei, das von der Natur weder als Frühstück für Zweibeiner noch nach österlichem Brauch zum Bemalen vorgesehen war. Waren die zornigen Feministinnen der frühen 70er Jahre, die mit dem Slogan "Mein Bauch gehört mir`` auf die Barrikaden gingen, etwa hysterische Hühner? Oder waren vielleicht eher die Männer, die sie gängeln und bevormunden wollten, eitle und anmaßende Gockel mit geschwollenem Kamm? Humor heißt hier das Ei des Kolumbus, und der war ja in den verhärteten Fronten des sogenannten "Geschlechterkampfes" Mangelware. Das Ei als vitales (und stabiles) Wunderwerk der Evolution bearbeitet Caspar auf facettenreiche Weise. Ihre anthropomorphen Tiergestalten sind Unikate, die sich - oder den Betrachter? - auf schelmische Weise bewusst nicht zu ernst nehmen. Frei nach Oscar Wilde scheint das Leben hier "etwas viel zu Wichtiges, um ernst genommen zu werden".Hase mit profanen Seiten Ganz anders dagegen ihre "sakralen Eier", eher kosmische statt komische Objekte mit mosaikartig durchstoßener Oberfläche und einer Aura der Transzendenz, die auch den achtlosen Umgang mit dem (tatsächlich eher eiförmigen statt runden) Blauen Planeten reflektieren, auf dem wir leben. Das Ei bedeutet in fast allen Kulturkreisen Geburt und Leben. Seit dem 17. Jahrhundert geht der christliche Glaube an den Osterhasen um die Welt. In der kirchlichen Tradition bedeutet der Lichtbringer "Meister Lampe" Frühlingserwachen und symbolisiert die Fruchtbarkeit und Wiederauferstehung. Sigrid Caspar beleuchtet auch die profaneren Seiten dieses vielfältigen Bildfeldes, vom sprichwörtlichen "Hasenfuß`` und "Meister Lampe" bis hin zum eher burlesken Playboy-Bunny, wie es der Amerikaner Hugh Hefner ersann. So verspricht der Rundgang am kommenden Samstag und Sonntag, 13. und 14. März, im Erlebnispark am Beckerturm in St. Ingbert eine "runde Sache" zu werden. red

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