. Das Fotografieren ist die große Leidenschaft von Toni Schuster. Schon während seinen Jahren als Hausarzt, der bis 2011 eine Praxis in St. Ingbert hatte, war der heute 67-Jährige oft mit seiner Kamera auf Motivsuche und besuchte Fotokurse. Doch seit er in Rente ist, hat Schuster sein Hobby nochmals intensiviert. Seither besucht er die Abendschule Fotografie an der Hochschule der bildenden Künste (HBK) des Saarlandes. "Diese Abendschule steht auch nicht ordentlich Studierenden offen", wie Schuster beim Gespräch in unserer Redaktion erläuterte. Im Kurs an der HBK war dann eine Fotodokumentation gefordert. Und für den St. Ingberter stand schnell fest, wo er seine Motive finden könnte: im alten Stadtbad. "Das für die Stadtgeschichte bedeutsame Gebäude steht ja schon seit 15 Jahren leer. Und seit einiger Zeit ist sein Abriss geplant." Auch, weil er mit dem alten Bad viele Erinnerungen verbindet ("Als Jugendlicher schwamm ich dort beim SV 1911"), wollte er der Nachwelt Ansichten aus dem Gebäude erhalten. Über das Liegenschaftsamt der Stadt bekam Schuster den Schlüssel zu dem verwaisten Bäderbau. Zwei Mal vier Stunden war er dort mit dem Blick durch den Kamerasucher unterwegs. Mehrere dutzend Aufnahmen, meist besondere Detailansichten, erfüllten seinen Anspruch, "die Atmosphäre des Stadtbades und die Schönheit der dortigen Morbidität " festzuhalten. Nachdem die Fotodokumentation über das Stadtbad als Semesterarbeit anerkannt war, entschloss sich Schuster, auch einen Bildband herauszugeben. Dieser kam Ende vergangenen Jahres heraus und trägt den Titel "Bevor der Bagger kommt". Sie enthält 27 seiner Stadtbad-Fotos.

Nachwort von Markus Gestier

Weil er nach eigener Einschätzung "mehr fotografische als literarische Talente" habe, überließ Schuster die historische Einordnung des Bades unter anderem einem Nachwort von Markus Gestier, der als Historiker und langjähriger Vorsitzender des Schwimmvereins für den Text im Bildband prädestiniert gewesen sei. Die Auflage von "Bevor der Bagger kommt" hat Schuster mit 200 Exemplaren bewusst klein gehalten. "Ich glaubte, dass ein St. Ingberter Gebäude vor allem St. Ingberter interessiert." Doch ganz so lokal beschränkt blieb die Nachfrage nicht. Schuster: "Eine Bestellung kam sogar von einem Mann, der in Kassel wohnt."

Abschließend verriet Toni Schuster auch das Thema seiner nächsten Fotodokumentation. "Ich arbeitete derzeit an Fotos zu Flüchtlingen in St. Ingbert ." Auch hier müsse er seine Motive nicht weit herholen. Gemeinsam mit seiner Frau Brigitte, die im vergangenen Jahr für ihren Einsatz für die Flüchtlingshilfe in der Mittelstadt zu den von der SZ prämierten "Saarlands Besten" zählt, engagiert sich der 67-Jährige für die Integration von Migranten. Die Flüchtlingshilfe fordere viel Zeit. Da sei es von Vorteil, sie mit dem Hobby Fotografie verbinden zu können.

Vom Fotoband gibt es zum Preis von 19,50 Euro noch Restexemplare. Sie sind in St. Ingbert an der Infotheke des Rathauses, bei der Buchhandlung Friedrich oder über die Gemeinschaftspraxis Dres. Winter, Schuster und Schultheiß, Tel. (06894) 26 11, erhältlich.