Ausstellung: „Lost places - verlorene Orte“ Fotogruppe Blende 11 zeigt „verlorene Orte“

St. Ingbert/ Gersheim · „Lost places - verlorene Orte“. Ein beliebtes Thema. Bei Urban Explorer, wie auch bei Fotografen. Der Fotoclub Blende 11 hat sich diesem gewidmet und zeigt im Rathaus Gersheim eine Ausstellung zu diesem Thema.

 Eines der Fotos aus der Ausstellung „lost places – verlorene Orte, die in Gersheim im Rathaus zu sehen ist.

Eines der Fotos aus der Ausstellung „lost places – verlorene Orte, die in Gersheim im Rathaus zu sehen ist.

Foto: Peter Wagner

Zugewachsene Gebäude, Pflanzen, die sich durch kaputte Fenster von Häusern, Hallen oder längst geschlossenen Krankenhäusern ranken. Putz, der abblättert, Farbe, die bereits verblichen ist. Manche der Orte wirken, als seien sie bewusst dem eigenen Verfall überlassen worden. Andere wiederum erwecken den Eindruck, als wären die Menschen eben noch da gewesen, hätten etwas gekocht oder eben noch das Bett gemacht. Orte, die von Menschen zurückgelassen und vergessen und scheinbar ewig nicht mehr betreten wurden, unter einer dicken Staubschicht vergraben, als befänden sie sich in einer Art Dornröschenschlaf.

Solchen Orten widmet sich derzeit eine Ausstellung der Fotogruppe „Blende 11“ im Rathaus von Gersheim mit dem Titel: „Lost places - verlorene Orte“. Ein Thema, dem sich viele Fotografen schon lange verschrieben haben, weil diese verlassenen Orte einen gewissen Zauber inne haben. Joachim Schmitt, Vorsitzender des Fotoclubs „Blende 11“ vergleicht das Arbeiten an diesen Orten mit „einer optischen Schatzsuche in emotionalem Ausnahmezustand“.

Die meisten Bilder dieser Ausstellung seien im ehemaligen St. Josefsheim in Hostert entstanden“, sagt Schmitt, einige im Saarland oder auch in Rheinland Pfalz. „So viele Orte gibt es ja nun nicht, aber das Thema ist angesagt“, sagt Schmitt, der die Anziehungskraft dieser Orte erklärt: „Der Reiz dieser Orte liegt sicherlich in der Ästhetik des Morbiden, vielleicht auch im Voyeurismus“, meint er. An diesen Orten könne man den Lauf der Zeit erleben, mit all ihrer Ästhetik und Romantik, oft auch mit einer authentisch-historischen Atmosphäre. Das Wichtigste aber sei, das Charisma der Orte zu spüren und zu versuchen, das zu fixieren“, so Schmitt: „Lost-Places-Fotos ermöglichen nicht nur einen Blick in die Vergangenheit, sondern setzen auch die Fantasie in Gang.“

Dass diese Orte überhaupt benannt werden ist ungewöhnlich. Hostert bei Mönchengladbach ist eine der wenigen Ausnahmen. Tatsächlich gibt es zu diesem Thema unzählige Internetseiten und Gruppen, in denen sich die Fotografen austauschen. Urban Explorer nennt man auch die Jäger und Sammler verlassener Orte. Veröffentlicht werden aber für gewöhnlich nur die Bilder. Von verlassenen Industriehallen, Bunkern, Turnhallen, Villen oder Kirchen, nicht aber der Standort. Außerdem beachten die Urban Explorer drei Regeln: Sie brechen nicht gewaltsam irgendwo ein, sie nehmen nichts mit und: sie lassen nichts zurück und verändern nichts – alles bleibt genau so, wie sie es vorgefunden haben. Ziel ist die fotografische Dokumentation.

 lost places - verlorene Orte.

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Foto: Andreas Knapp
 lost places - verlorene Orte.

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Foto: Peter Jung
 lost places - verlorene Orte.

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Foto: Rainer Müller
 lost places - verlorene Orte.

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Foto: Joachim Schmitt

Auch der Fotoclub widme sich schon lange diesem Thema, sagt Schmitt, „aber die wirklich schönen Orte sind sehr schwer zu finden“. Es gebe zu ihnen keine Listen mit Adressen oder Geodaten. Wo genau man sie findet, bleibe ein Geheimnis. Denn, so Schmitt weiter, die Orte werden selten, jedenfalls „unberührt“. Dies mache den Reiz aus. „Das sind Insidertipps“, sagt er. An Stammtischen von Fotografentreffen würden die Standorte von „verlorenen Orten“ weitererzählt, um sie zu erhalten. Denn, so Schmitt: Wenn so ein Standort im Internet öffentlich würde, gebe es ihn wenige Tage später in dieser Form nicht mehr. Und dann wäre ein solcher Ort tatsächlich verloren.

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