Flüchtlingsfamilie findet Anschluss

Rentrisch · Alois Grewenig kümmert sich in Rentrisch um eine Familie in der Nachbarschaft, die aus Syrien stammt. Diese ist aber hier nur geduldet.

 Ein Beispiel für Integration im Alltag: Die Nachbarn Alois Grewenig (Zweiter von rechts) und Abd Al Hadi, Ilaaf, Sharef, Sana, Meada und Mohamed Al Smadi (von links). Foto: Teresa Bauer

Ein Beispiel für Integration im Alltag: Die Nachbarn Alois Grewenig (Zweiter von rechts) und Abd Al Hadi, Ilaaf, Sharef, Sana, Meada und Mohamed Al Smadi (von links). Foto: Teresa Bauer

Foto: Teresa Bauer

Eine Nachbarschaft, die zusammenhält. In der Flüchtlingskrise beweist der Rentrischer Alois Grewenig, dass, trotz sprachlicher und kultureller Differenzen, ein freundschaftliches und hilfsbereites Miteinander möglich ist. Vor rund einem Jahr zog die aus Damaskus stammende Familie Al Smadi in das Haus einer alleinstehenden und mittlerweile im Altenheim lebenden Frau schräg gegenüber von Grewenig ein. In der Straße wohnten bisher nur alteingesessene Rentrischer, eine gute Nachbarschaft, in der "jeder jeden kennt", so Grewenig. Den ersten Kontakt zu den neuen Nachbarn knüpfte die Jüngste der Familie Al Smadi, die siebenjährige Sana, zu Grewenig. Er schenkte dem Mädchen ein Spielzeug, als sie vor ihrer Haustür spielte. Sogleich klingelte der Vater Sharef bei Grewenig, um sich vorzustellen und ihn zu sich einzuladen. "Der erste Besuch war sehr schön. Sie haben mich alle sehr herzlich empfangen", betont Grewenig. "Die drei Kinder Sana, Abd Al Hadi und Mohamed gehen zur Schule und sprechen schon sehr gut Deutsch. Die Eltern bemühen sich ebenfalls, der Sprache mächtig zu werden. Nur Oma Meada, bei der klappt es noch nicht so. Aber so ist das bei uns Älteren eben, wir lernen nicht mehr so schnell." Mittlerweile habe sich zwischen ihnen eine richtige Freundschaft entwickelt.

Sharef und Grewenig arbeiten zusammen im Garten oder leihen sich Werkzeug. "Er nennt mich sogar seinen großen Bruder", freut sich Grewenig. Der Rentner bietet der Familie im Rahmen seiner Möglichkeiten bei jeder Gelegenheit Hilfe an. Er versuche sie über bürokratische Hürden aufzuklären und die deutsche Kultur näher zu bringen. "Vor allem mit der Pünktlichkeit haperte es zu Anfang noch." Er machte der Familie auch deutlich, selbst die Initiative zu ergreifen. Sharef sei Bauunternehmer und gelernter Elektriker, besaß in Syrien sogar eine eigene Firma. In diesem Beruf möchte er auch in Deutschland arbeiten. Seine Frau Ilaaf würde gerne eine Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten machen.

Die beiden Jungs haben ebenfalls schon Pläne: der 14-jährige Abd Al Hadi würde gerne Pilot werden, der 16-jährige Mohamed strebt ein Studium im Bereich Informatik oder Ingenieurswesen an. "Dafür müssen sie aber auch Gas geben. Das sage ich ihnen jedes Mal", erklärt Grewenig. Trotz der Bemühungen auf beiden Seiten ist das Schicksal der Familie unklar. Bisher sind sie in Deutschland nur geduldet. Mike White, Leiter der Stabsstelle Integration der Stadt St. Ingbert, betonte in einer Stadtratssitzung, keine Abwärtsspirale zulassen zu wollen. Und auch Grewenig möchte dies verhindern: "Die Familie ist hier integriert. Die Familienmitglieder besuchen die Schule und verschiedene Kurse. Sie möchten eine Ausbildung absolvieren und in Deutschland arbeiten und leben. Sollen wir diese Aufwärtsspirale jetzt abbrechen?" Der Mietvertrag für das Haus laufe außerdem nur zwei Jahre. Was allerdings geschehe, wenn die Hauseigentümerin stirbt, sei fraglich.

Al Smadis und auch Grewenigs Wunsch sei es, dass sie schnellstmöglich Arbeit finden und eventuell das Haus irgendwann ihr Eigen nennen können. "Wir müssen zusehen und uns bemühen, dass sie hier bleiben können", appelliert Grewenig.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort