Programm der Kinowerkstatt Ein Film aus dem Land ohne Kino-Kultur

St. Ingbert · Die Kinowerkstatt zeigt an diesem Wochenende Haifaa Al Mansours „Die perfekte Kandidatin“ sowie „Lindenberg. Mach dein Ding!“.

 Die junge Ärztin Maryam (Mila Al Zahrani) in einer Szene aus dem Film „Die perfekte Kandidatin“.

Die junge Ärztin Maryam (Mila Al Zahrani) in einer Szene aus dem Film „Die perfekte Kandidatin“.

Foto: Neue Visionen

In der kommenden Woche startet der neue Film der saudi-arabischen Regisseurin Haifaa Al Mansour. Ihr Film „Das Mädchen Wadjda“ ist ein Werk über das saudische Mädchen, das es schafft, ein eigenes Fahrrad zu bekommen. Haifaa Al Mansour hat damit auch Unwahrscheinliches erreicht: einen Film in Saudi-Arabien zu drehen, wo es keine Kino-Kultur gibt, und das auch noch als Frau. So erwarb sich die Regisseurin im Jahr 2012 auf Anhieb einen internationalen Namen: der erste Spielfilm, der komplett in Saudi-Arabien gedreht wurde, und ebenso der erste, bei dem eine saudi-arabische Frau Regie führte.

Der neue Film von Haifaa Al Mansour ist wie ihr erster Film in Saudi-Arabien gedreht: Es geht in „Die perfekte Kandidatin“ (Saudi -Arabien 2020) mit Nora Al Awadh, Dae Al Hilali und Mila Al Zahrani, der an diesem Sonntag, 8. März, um 18 Uhr in der Kinowerkstatt zu sehen ist, um eine junge Ärztin. Weil sie in dem Krankenhaus, in dem sie als Ärztin arbeitet, von den männlichen Patienten einfach nicht akzeptiert wird, will Maryam die Klinik verlassen und sich in Dubai in einem größeren Krankenhaus bewerben. Doch am Flughafen muss Maryam feststellen, dass ihr Vater ihre Reiseerlaubnis, ohne die Frauen in Saudi-Arabien nicht reisen dürfen, nicht verlängert hat. Wütend marschiert Maryam ins Rathaus zu ihrem Cousin, den sie darum bitten möchte, das Dokument zu verlängern. Durch ein Missverständnis jedoch füllt Maryam eine Bewerbung als Gemeinderätin aus. Und befindet sich, ob sie es will oder nicht, ab sofort im Wahlkampf.

Al-Mansour zeigt, wie sehr die Frauen unterdrückt werden in einem System, das sich nur schwer lösen kann von all den Traditionen und Glaubensvorgaben. Doch es zeigt auch, dass es Möglichkeiten gibt, diese verkrusteten Strukturen aufzubrechen. Das alles macht der Film auf ruhige unaufgeregte Art, das Spiel der Darsteller ist natürlich, authentisch und das Drehbuch lässt bei aller Schwere des Konflikts auch Raum für feine Humor-Nuancen.

„Lindenberg. Mach dein Ding“, das Biopic über das Leben des jungen Udo Lindenberg (Jan Bülow), einem der Wegbereiter deutscher Rockmusik und einem der wenigen Künstler, der es schaffte, sowohl in Ost als auch in West zum Idol zu werden, läuft jetzt in der Kinowerkstatt – aber nur am Samstag, 7. März, um 20 Uhr.

Auch lange vor seinem großen Bühnendurchbruch 1973 in Hamburg, seinen 4,4 Millionen verkauften Tonträgern und erfolgreichen Songs wie „Mädchen aus Ost-Berlin“, „Andrea Doria“, „Sonderzug nach Pankow“, „Hinterm Horizont“ und „Ich lieb dich überhaupt nicht mehr“ erlebte der Rockmusiker Udo Lindenberg (Jan Bülow) aus der westfälischen Provinz, der Mann mit den langen Haaren und dem Hut, schon so manches Abenteuer. Bevor alles begann, zog es ihn von der Einöde Gronaus nach Hamburg, wo er Paula (Ruby O. Fee) kennenlernte, die zwar nicht seine große Liebe, dafür aber ein ziemlicher Feger ist. Als mit Steffi Stephan (Max von der Groeben) das Dreiergespann komplett ist, entwickelt sich die Idee, eine Band zu gründen – das war schon immer Udos großer Traum. Doch der Weg dahin war lang: Er trommelte als Jazz-Schlagzeuger in Bands, hatte einen höchstgefährlichen Auftritt in einer US-amerikanischen Militärbasis mitten in der libyschen Wüste und glaubte immer daran, es bis nach ganz oben zu schaffen. Mit seinen Markenzeichen und seiner unvergleichlichen Art zog er ganz einfach sein Ding durch.

Am Sonntag, 8. März, um 11 Uhr laden die ASF und die Kinowerkstatt ein zu dem Film „Lou Andreas-Salomé“ in die Kinowerkstatt, Pfarrgasse 49 in St. Ingbert. Der Film spielt im 19. Jahrhundert und erzählt von der Schriftstellerin und Psychoanalytikerin Lou Andreas-Salomé, einer extrem intelligenten und emanzipiert denkenden Frau.

Im Anschluss findet ein kleiner Imbiss statt, bei dem sich die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen auf einen regen Austausch mit vielen interessierten Gästen freut. Die Kosten betragen 7 Euro. Darin sind der Eintritt für den Film, ein Glas Sekt und der Imbiss im Anschluss (Getränke separat) enthalten.

 Jan Bülow (Mitte) als Udo und Max von der Groeben (rechts) als Steffi Stephan in dem Film „Lindenberg! Mach dein Ding!“.

Jan Bülow (Mitte) als Udo und Max von der Groeben (rechts) als Steffi Stephan in dem Film „Lindenberg! Mach dein Ding!“.

Foto: dpa/Gordon Timpen

Weiterhin für alle, die ihn bisher noch nicht sehen konnten, läuft der diesjährige Oscar- Gewinner (Bester Film, Beste Regie) „Parasite – Parasiten“ (Südkorea 2019) von Bong Joon-ho in der Kinowerkstatt noch einmal am Montag, 9. März, um 18 Uhr. Der südkoreanische Film hatte bereits bei der Gala den Oscar für das beste Drehbuch gewonnen, dazu kamen die Königskategorien „Bester Film und Regie“. Bislang hat noch nie ein nicht-englischsprachiger Film den Oscar als bester Film gewonnen.

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